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Das Reggae-Festival "Summerjam"
Karibik-Feeling in Köln

"Summerjam", das älteste Reggae-Festival in Europa, feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Es findet traditionell am ersten Juli-Wochenende statt, dieses Mal am Fühlinger See in Köln. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des haitianischen Musikers Wyclef Jean.

Von Hakan Ekemen | 03.07.2015
    Der haitianische Musiker Wyclef Jean am 23. November 2014 bei den American Music Awards in Los Angeles.
    Der haitianische Musiker Wyclef Jean bei den American Music Awards in Los Angeles. (Imago / UPI Photo)
    Jedes Jahr kommen am ersten Juli-Wochenende Musiker und Bands aus aller Welt zusammen, um beim "Summerjam" aufzutreten. In den Anfangsjahren fand das Festival auf der Freilichtbühne Loreley in St. Goarshausen statt. Wie geschaffen für ein Reggae-Festival, dachte sich damals Veranstalter Klaus Maack aus Stuttgart: "Davor hat's angefangen bei mir durch Kontakte und durch Liebhaberei in diese Musik, die ich durch Reisen kennengelernt habe. Bei uns gab es das ja noch nicht, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowieso nicht, aber auch in der Subkultur gab's das nicht. Da musste man sich schon die Einflüsse aus den jeweiligen Ländern holen. Und da stand irgendwann mal der Wunsch, dieses Feeling, das ich in der Karibik mal kennengelernt habe, auch bei uns im Sommer zu machen."
    Die Loreley wurde zu klein
    Die Rechnung ging auf und die einzigartige Atmosphäre der Loreley machte das Festival weltweit bekannt. In den ersten Jahren traten legendäre Bands wie Black Uhuru, Dennis Brown und ASWAD auf. Sie zogen Tausende von Fans an, weil es nichts Vergleichbares in Deutschland gab. Der Erfolg hatte allerdings einen Wermutstropfen: Die Loreley wurde bald zu klein für die zunehmenden Menschenmassen. "Die Location ist natürlich problematisch, weil sie oben auf dem Berg liegt. Und die Leute mussten, die jetzt mit dem Auto angereist waren, und es ist halt ziemlich schwierig da ohne Auto hinzukommen, mussten dann natürlich durch dieses Rheintal hoch auf diesen Berg und das hatte dann zur Folge, dass da schon am Donnerstag die Straßen so dermaßen verstopft waren wie bei uns am Urlaubswochenende am Brenner. Und da hat die Gemeinde irgendwann nicht mehr mitgespielt und hat dann gesagt, okay, das können wir nicht mehr stämmen, es sind zu viele Leute. Es wurde einfach zu groß."
    So zog man nach acht Jahren zum ehemaligen britischen Flugplatz nach Wildenrath - eine Zwischenlösung. Das platte Gelände mit viel Beton und Hangars in Tarnfarben passte nicht zum ursprünglichen Festival-Feeling. Deshalb: nach zwei Jahren der zweite Umzug, diesmal zum Fühlinger See in Köln. Dort findet der "Summerjam" nun zum 20. Mal statt - unter dem Motto "The Everlasting - das immerwährende – Festival". Das ursprünglich reine Reggae-Festival hat sich musikalisch verändert: "Es ist auch unheimlich viel passiert. Die Youngsters sagen wir mal, die auf den Camps da waren in Wildenrath oder auf der Loreley, die haben diese Einflüsse aufgenommen und haben ihr eigenes Ding draus gemacht. Wie Patrice oder Gentleman. Die sicherlich da entscheidende Einflüsse mitgenommen haben. Weil das ja die Heros auch waren von den jungen Musikern. Und in Folge dessen war das 'ne ziemlich logische Entwicklung, dass dann immer neue Einflüsse dazugekommen sind."
    Höhepunkt: Der Auftritt von Wyclef Jean
    Der Kölner Patrice zum Beispiel ist einer der Headliner dieses Jahr. Auch für ihn war der "Summerjam" das Sprungbrett zu einer internationalen Karriere: "Ich stand da als Zuschauer sehr oft mit großen Augen und hab meine Helden bewundert. Und hab mir nicht vorstellen können, selbst mal auf der Bühne zu stehen oder mal Backstage überhaupt mal sein zu dürfen. Und als das dann mal der Fall war, war das für mich natürlich voll krass."
    Das Jubiläums-Line up ist vielfältiger denn je. So halten für den Reggae und Dancehall Bands wie Steel Pulse, Beres Hammond, Romain Virgo, Protoje und Popcaan die Fahne hoch. Im Gegensatz dazu stehen Hip-Hop- und Rap-Gruppen wie Sammy Deluxe, Cro und Kontra K. aus Deutschland. Elektro/Soul wird von Kwabs aus London geboten. Und Soja aus Amerika bringen einen Mix aus Reggae und Rock auf die Bühne. Auf einen Sänger aus Haiti sind alle besonders gespannt: Wyclef Jean von der legendären Band The Fugees, der selten in Europa auftritt. Er wird das Festival am Sonntagabend abschließen. Insgesamt treten fast 50 Bands an den drei Festivaltagen auf zwei Bühnen auf. Eine dritte Bühne ist die Dancehall-Arena, wo Soundsystems, wie die britische DJ Legende David Rodigan, die Nacht zum Tage machen werden.