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Das Sternbild Waage
Die einstigen Scheren des Skorpions

Gegen 23 Uhr zeigt sich jetzt nicht allzu hoch über dem Südhorizont ein einsam stehender Stern mittlerer Helligkeit. Dies ist Zubenelgenubi, der Hauptstern im – wenig auffälligen – Sternbild Waage. Die Umrisse der Waage lassen sich nur schwer erkennen und wurden einst dem Skorpion zugeschlagen.

Von Hermann-Michael Hahn | 13.06.2017
    Das Sternbild Waage in einer künstlerischen Darstellung.
    Das Sternbild Waage in einer künstlerischen Darstellung. (Stellarium)
    Wer sicher sein will, dass er den richtigen Stern betrachtet, kann in Gedanken eine Verbindung zwischen dem rötlichen Antares weiter links und dem hell strahlenden Jupiter weiter rechts ziehen.
    Zubenelgenubi steht etwas oberhalb dieser Linie und etwas näher an Antares als an Jupiter. Anders als bei den meisten Sternbildern ist Zubenelgenubi als Hauptstern allerdings nicht zugleich der hellste Stern der Waage. Diesen Rang besetzt sein Nachbar im Nordosten, Zubeneschamali.
    Das dazu gehörende Sternbild Waage ist eines der Ekliptiksternbilder. Außer diesen beiden Sternen enthält es nur Objekte der dritten Größenklasse und darunter, sodass sich die Umrisse der Waage am Himmel nur schwer erkennen lassen. Sie deuten eine in der Antike übliche Balkenwaage an, die allerdings ziemlich schräg am Himmel steht: Der Ständer reicht von den heutigen Scherensternen des Skorpions weiter links bis Zubenelgenubi an seiner Spitze.
    Zubeneschamali markiert das eine Balkenende, der etwas dunklere Stern ähnlich weit unterhalb von Zubenelgenubi das andere. Die aus dem Arabischen stammenden Sternnamen deuten übrigens darauf hin, dass die Sterne der Waage ursprünglich dem Skorpion zugeschlagen wurden. Dort markierten sie die – damals viel größer dargestellten – Scheren.
    Zubenelgenubi war die südliche Schere, Zubeneschamali die nördliche.