Dienstag, 16. April 2024

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Das Tischtuch ist zerschnitten

Die Düsseldorfer Unternehmensgruppe Droege hat ihre Förderung der Privat-Universität Witten/Herdecke gekündigt. Erst im vergangenen Jahr hatte Droege beschlossen, der finanziell angeschlagenen Hochschule mit zwölf Millionen Euro über sieben Jahre unter die Arme zu greifen. Hintergrund des Rückziehers: Witten/Herdecke informiere Droege nicht über Fortschritte bei den eigenen Restrukturierungs- und Einsparmaßnahmen, so Droege-Sprecher Peter Steinke.

Armin Himmelrath im Gespräch mit Peter Steinke | 21.08.2008
    Armin Himmelrath: "Kein Geld war immer." Dieses Zitat, das stammt von Konrad Schily, der 1982 Deutschlands erste private Universität in Witten-Herdecke gegründet hatte, und "kein Geld war immer", das beschreibt ziemlich genau die Situation, in der sich die Uni mit schöner Regelmäßigkeit wiederfindet. Zuletzt im vergangenen Dezember, als im Haushalt mehrere Millionen fehlten und das Land Nordrhein-Westfalen schon drohte, die staatlichen Zuschüsse für 2008 nicht auszuzahlen. Als Retter trat damals aber die Düsseldorfer Unternehmensgruppe Droege auf und versprach den Wittenern zwölf Millionen Euro Hilfe für die kommenden Jahre. Eine erste Rate wurde damals auch sofort überwiesen, aber diese erste Rate wird wohl auch die letzte gewesen sein, denn heute hat Droege in einer scharf formulierten Pressemitteilung angekündigt, man sehe keine weitere Basis für eine Sponsoringzusammenarbeit mit Witten-Herdecke. Die Zusammenarbeit sei beendet. Ich habe Peter Steinke, den Sprecher von Droege gefragt, was da genau passiert ist.

    Peter Steinke: Die Zusage, die Universität über einen Zeitraum von sieben Jahren mit zwölf Millionen Euro zu unterstützen, ist immer vor dem Hintergrund verabredet gewesen, dass die Universität sogenannte Milestones erfüllt. Dazu gehören eine effizientere und effektivere Organisation, damit verbunden auch Einsparmaßnahmen, die Reakkreditierung durch den Wissenschaftsrat, die ja ansteht, und auch die Akquisition weiterer Sponsoren. Die Universität ist seit mehreren Monaten nicht mehr bereit, uns über die Erfüllung dieser Milestones zu informieren, trotz mehrfacher Nachfrage.

    Himmelrath: Aber wenn das nun schon ein paar Monate so geht, warum dann die Entscheidung heute? Was war der auslösende Faktor?

    Steinke: Wir haben in dieser Woche einen sogenannten Sponsoringvertrag vorgelegt bekommen, der uns verpflichtet, 9,4 Millionen der Universität zur Verfügung zu stellen, quartalsweise, nachdem wir ja schon 2,6 Millionen ohne Vertragsgrundlage im Dezember letzten Jahres bezahlt haben. Im Sponsoringvertrag werden diese Milestones überhaupt nicht erwähnt. Die Universität erwartet offensichtlich, dass wir dieses Geld auch ohne die zu erfüllenden Bedingungen zur Verfügung stellen, und das kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Also man könnte fast vermuten, die Universität sucht einen Weg uns loszuwerden. Und das hätte man auch anders haben können. Da hätte man einfach ein vernünftiges Gespräch geführt, dann hätte es eine andere Lösung gegeben.

    Himmelrath: Das heißt, Sie sehen da keine Chance mehr, dass Sie noch zusammenkommen?

    Steinke: Nein. Also nach der Situation in den letzten Monaten ist das Tischtuch zerschnitten. Wir sehen keine Grundlage mehr für die Unterstützung der Universität.

    Himmelrath: Haben Sie auf Ihre heutige Erklärung, Veröffentlichung hin Rückmeldungen aus der Universität bekommen?

    Steinke: Nein, es gibt keine Antwort auf die Informationen, die die Uni von uns bekommen hat. Es gibt aber auch in den letzten Monaten schon keine Antworten mehr. Also alle Versuche, die Universität dazu zu bringen, uns über die aktuelle Finanzplanung, Businessplanung im Haushaltsjahr und im Folgejahr solche Informationen uns zur Verfügung zu stellen, laufen ins Leere. Das Einzige, was wir bekommen haben, ist der angesprochene Sponsoringvertrag, der aber völlig inakzeptabel ist.

    Himmelrath: Peter Steinke war das, der Pressesprecher der Droege International Group AG, zu den Gründen, warum sein Unternehmen die Unterstützung für Witten-Herdecke, die Privat-Uni an der Ruhr, gestrichen hat. Wir haben uns natürlich bemüht, auch aus Witten selber eine Stellungnahme zu erhalten, aber diese Bemühungen hatten leider keinen Erfolg. Die Uni ist offenbar ein wenig überrascht worden von der Droege-Entscheidung. Für 14 Uhr war ursprünglich eine Pressemitteilung angekündigt, die ist bisher nicht erschienen. Das Präsidium der Universität Witten-Herdecke tagt seit heute Mittag und bemüht sich um eine Reaktion, eine Antwort auf diese Kürzung des Etats. Wir halten Sie natürlich hier im Deutschlandfunk bei "Campus & Karriere" auf dem Laufenden.