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Das waren die Nullerjahre

Die erste Dekade dieses neuen Jahrtausends, die sogenannten Nullerjahre, neigen sich ihrem Ende. Was haben Sie dem Hörspiel gebracht? Es ist Zeit für eine Besichtigung. Fragen an den Hörspielhistoriker und Medienwissenschaftler Hans-Ulrich Wagner.

Von Frank Olbert | 12.12.2009
    Frank Olbert: Herr Wagner, Sie verfolgen das Geschehen sehr kontinuierlich auch als Juror beim "Hörspielpreis der Kriegsblinden". Kann man Trends benennen, die sich in diesen zehn Jahren herauskristallisiert haben?

    Hans-Ulrich Wagner: Es gibt sehr viel Widersprüchliches gleichzeitig. Man kann nicht einen bestimmten Trend ausrufen. Ein Trend, der mich fasziniert, ist: Das Hörspiel ist aktuell, es ist nahe dran an dem, was geschieht, was die Leute bewegt. Es gibt seit Anfang der Dekade viele Hörspiele, die sich mit der Arbeits- und Wirtschaftswelt befassen. Beispiele sind Autoren bzw. Autorengruppen wie Rimini Protokoll oder Stefan Weigl.

    Olbert: Und das ist neu?

    Hans-Ulrich Wagner: Es ist nicht total neu. Um 1930 gab es das auch schon einmal. Die Weltwirtschaftskrise wurde damals auch im Hörspiel eingefangen. Da könnte man durchaus einen Bogen ziehen. Aber es gab Zeiten, da war das Hörspiel an diesen Themen nicht so nahe dran. Das ist wirklich eine Entwicklung dieser Dekade.

    Olbert: Gucken wir mal in die Zukunft. Wo steht denn das Hörspiel 2019?

    Hans-Ulrich Wagner: Wenn ich das wüsste! Ich glaube, dass alle Formen von zeitversetztem Hören eine Zukunft haben, also Mediatheken, podcast-Angebote, Hörbücher. Einen anderen Weg sehe ich in der Verbindung des Hörspiels mit Live-Events, mit Ausstellungen, mit anderen Künsten.