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Daten-Affäre
Facebook international unter Druck

Die Vorwürfe wiegen schwer: In den USA sollen Daten von Facebook-Nutzern widerrechtlich von einer Firma in großem Stil ausgewertet worden sein. Der Internet-Konzern gerät dadurch international unter Druck. Sowohl das EU-Parlament als auch US-Politiker fordern Aufklärung.

19.03.2018
    Der weiße Facebook-Schriftzug mit blauem Rand leuchtet auf einem schwarzen Bildschirm, auf dem weiße Schriftzeilen senkrecht von unten nach oben verlaufen.
    Ärger wegen einer Datenaffäre: Facebook. (Natalia Seliverstova / Sputnik / dpa)
    Das betroffene Unternehmen heißt 'Cambridge Analytica'. Laut Berichten der "New York Times" und des britischen "Observer" hat die Firma im Jahr 2014 Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern erhalten, ohne dass diese davon wussten. Die Informationen seien unter anderem dafür verwendet worden, dem damaligen Präsidentschaftsbewerber Trump Wahlwerbung zu ermöglichen. Beide Medien berufen sich auf Angaben eines ehemaligen Cambridge-Mitarbeiters.
    EU-Parlamentspräsident Tajani kündigte heute eine Untersuchung an. Er sagte in Brüssel, es werde geprüft, ob es zu einem Missbrauch von Daten gekommen sei. Zugleich rief er den US-Konzern zu mehr Verantwortung beim Umgang mit seinen Daten auf. EU-Justizkommissarin Vera Jourova will noch in dieser Woche bei ihrem US-Besuch mit Facebook und der Regierung in Washington über die Affäre sprechen. Besorgnis wurde auch in Großbritannien laut: Ein Sprecher von Premierministerin May nannte die Vorwürfe gravierend. Es sei von fundamentaler Bedeutung, dass Menschen darauf vertrauen könnten, dass ihre Daten geschützt und in angemessener Weise behandelt würden.
    Ärger droht Facebook wegen der Affäre auch in seiner Heimat: Der republikanische Senator Kennedy - also ein Parteifreund von Präsident Trump - und seine demokratische Senats-Kollegin Klobuchar wollen erreichen, dass Facebook-Chef Zuckerberg vor dem Justizauschuss des Senats zu den Anschuldigungen Stellung bezieht. Und da man schon einmal dabei ist: Die Chefs von Google und Twitter sollen auch gleich befragt werden, wie sie mit den Daten ihrer Nutzer umgehen.
    Facebook selbst hatte gestern zu den Vorwürfen erklärt, man habe die Beziehungen zu der Firma und ihrer Dachgesellschaft ausgesetzt. Beide hätten - entgegen früherer Zusagen - die gesammelten Informationen nicht gelöscht. Cambridge wies das zurück. Die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaats Massachusetts hat Ermittlungen eingeleitet.
    Die Affäre wirkt sich bereits jetzt auf den Aktienkurs von Facebook aus: Er verlor im morgendlichen Handel an der Wall Street mehr als sechs Prozent.
    (mg)