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Daten-Auswertung der Linkspartei
Schon jedes siebte Kind ist von Hartz IV abhängig

Die Zahl der Kinder, die von Hartz-IV-Leistungen abhängig sind, steigt weiter: 2015 waren es rund 30.000 unter 15-Jährige mehr als im Vorjahr. Die Zahl liegt nun bei 1,54 Millionen. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor. Die Bundesländer schneiden dabei sehr unterschiedlich ab.

31.05.2016
    Ein kleines Mädchen sitzt an eine Wand gelehnt neben ihrem Schulranzen und hält sich die Hände vors Gesicht.
    Rund jedes siebte Kind in Deutschland ist von Hartz-IV-Leistungen abhängig (picture alliance / dpa / Nicolas Armer/dpa)
    Rund jedes siebte Kind in Deutschland ist von Hartz-IV-Leistungen abhängig. Das geht aus der Daten-Auswertung der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann anlässlich des internationalen Kindertags am 1. Juni hervor, aus der die Deutsche Presse-Agentur zitiert. Im vergangenen Jahr waren demnach im Schnitt 1,54 Millionen unter 15-Jährige betroffen, rund 30.000 mehr als im Vorjahr.
    In einzelnen Regionen ist die Lage deutlich schlechter: So ist in Bremen und Berlin mit 31,5 Prozent fast jedes dritte Kind unter 15 Jahren von Hartz-IV-Leistungen abhängig, in Sachsen-Anhalt sind es 21,8 Prozent, in Hamburg 20,4 Prozent. Prozentual am wenigsten Betroffene gibt es in Bayern mit 6,5 Prozent. Insgesamt sind in Ostdeutschland 20,3 Prozent der unter 15-Jährigen Hartz-IV-abhängig, in Westdeutschland 13,0 Prozent.
    Bei dem Thema gehe es nicht unmittelbar um die Armut der Kinder, sondern um die ihrer Eltern und deren Auswirkung auf die Kinder, sagte Zimmermann. "In der enormen Anzahl der Hartz-IV-Beziehenden mit Kindern spiegeln sich die in vielen Regionen immer noch angespannte Arbeitsmarktlage mit viel zu wenigen Arbeitsplätzen und Niedriglöhnen wider." Der Koalition warf die stellvertretende Vorsitzende der Linkenfraktion vor, zu wenig gegen das seit Jahren bekannte Problem zu tun. So müssten die Regelsätze für Kinder erhöht werden.
    Hartz-IV-Pläne in der Kritik
    Die gestern im Sozialausschuss des Bundestags beratene Ergänzung für ein Gesetz zu Hartz-IV-Rechtsvereinfachungen stieß bei Sozialverbänden auf Kritik. Die Pläne brächten "eine deutliche Verschlechterung für sehr viele Kinder alleinerziehender Eltern", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Deutschem Kinderhilfswerk, AWO, Diakonie, Caritas und anderen.
    Bei der geplanten Regelung geht es um Hartz IV für Kinder getrennt lebender Eltern. Wenn nur ein Elternteil hilfebedürftig ist, sollen bei der Berechnung der Leistungen nur die Tage berücksichtigt werden, an denen sich das Kind auch beim Elternteil mit Hartz IV aufhält.
    Die gesamten - zuvor im DLF von Sabine Zimmermann kritisierten - Gesetzespläne für verschiedene Neuregelungen bei Hartz IV wurden in der Anhörung unterschiedlich bewertet. Der Sozialwissenschaftler Stefan Sell kritisierte, manche Sanktionen für Langzeitarbeitslose würden verschärft, zusätzlicher Aufwand für Jobcenter sei die Folge. Der Arbeitgeberverband BDA und der Landkreistag lobten Vereinfachungen, diese gingen aber nicht weit genug.
    (bor/tgs)