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Datenschutz in der Schule
Zu viel Information!

Kinder und Jugendliche kennen sich mit moderner Elektronik bestens aus - sollte man meinen. Doch ausgerechnet der Nachwuchs ist in puncto Datenschutz oft ziemlich unbedarft. Viele junge Leute stellen bedenkenlos Dinge ins Internet, die dort eigentlich nicht hingehören. Nachhilfe ist also nötig. Und die gibt es auch.

Von Dieter Nürnberger | 28.01.2015
    Ein Kind surft an einem Laptop auf der Seite des sozialen Netzwerks "Facebook".
    Paradox: Gerade die Generation der "Digital Natives" zeigt sich häufig erstaunlich unbekümmert bei der Preisgabe persönlicher Daten. (dpa / picture alliance / Ole Spata)

    "Okay, wir müssen noch ganz kurz über das Wort phishing reden. Wer weiß, was phishing ist? Phishing - noch nie gehört? Nö. Wer bekommt Spam-Mails? Ach so. Aha."
    Die rund 30 Schülerinnen und Schüler, meist aus der 11. Klasse, schauen etwas verdutzt, als Hanns Schneider von der Deutschen Gesellschaft, einem Verein der politischen Bildungsarbeit, mit Anglizismen nur so um sich schmeißt. "too much information" heißt der Workshop, der seit Oktober in vielen Berliner Schulen die Sensibilität im Umgang mit den eigenen Daten lehren soll.
    "Phishing ist ein Mix-Wort aus fishing for passwords. Das heißt, es sind Mails, Links oder Aufforderungen, wo Leute versuchen, Euch zu betrügen, in dem sie etwas anderes vorgaukeln."
    Jugendliche gelten als sogenannte digital natives - sie sind mit dem Internet groß geworden. Doch beobachten Experten eben auch, dass gerade diese Generation erstaunlich unbekümmert mit ihren persönlichen Informationen, die sie beispielsweise in sozialen Netzwerken preisgeben, umgehen. Deshalb dieser Workshop, der vor allem praxisnah Bewusstsein schaffen soll. Welche Möglichkeiten gibt es, die eigenen Daten und auch die eigene Identität besser zu schützen?
    Problembewusstsein soll geschaffen werden
    Aaron Kruschinsky ist 16. Der Schüler am Oberstufenzentrum Banken und Versicherungen kennt natürlich das Schlagwort vom gläsernen Nutzer. Er weiß, dass er viele kostenlose Internetangebote mit der Preisgabe oft persönlicher Daten bezahlt. Dass es aber Möglichkeiten gibt, dies mit ein paar Einstellungen am Computer oder Smartphone zumindest einzuschränken, ist auch ihm neu.
    "Ich bin schon recht lange an dem Thema interessiert. Hier gibt es auch recht viele neue Erkenntnisse. Beispielsweise cookies löschen - da habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Das habe ich eben in der Pause auch gleich verändert! Ich denke, dass das was bringt hier."
    Rund 300 Berliner Schüler zwischen 11 und 18 Jahren haben bisher am Workshop teilgenommen. Jeweils vier Stunden praxisnahe Beratung. Unterstützt wird das Projekt von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz. Staatssekretärin Sabine Töpfer Kataw (CDU) zieht eine erfolgreiche Zwischenbilanz.
    "Die meisten sagen bei Daten - na, ja, ist nicht weiter wichtig, ich habe nichts zu verbergen. Aber gerade wenn es dann zu Situationen kommt, wo die Schüler keine eigene Kontrolle mehr über ihre Daten haben, dann ist es ein Problem. Daten werden weiterverkauft, Daten werden zu Verkaufszwecken benutzt, sie werden für Angebote genutzt. Dieses Problembewusstsein wollen wir mit diesen Projekttagen schaffen."
    "Fast mein ganzer Freundeskreis hat WhatsApp"
    Das Konzept geht auf. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren nun beispielsweise über den Kurznachrichtendienst "WhatsApp", der deutschlandweit Millionen von Nutzern hat. Inzwischen gehört WhatsApp zum Unternehmen "Facebook", welches oft für eine weitreichende Auswertung von Nutzerdaten kritisiert wird. Der 16-jährige Aaron:
    "Mir ist schon bewusst, dass WhatsApp eigentlich nicht so gut ist. Was die auch alles mit unseren Daten machen. Aber fast mein ganzer Freundeskreis hat WhatsApp. Es gibt zwar auch andere Dienste, wie Threema, aber den benutzen einfach zu wenige Leute. Von daher bleibe ich halt bei WhatsApp."
    Es sind Fragen, die den Alltag der Schüler betreffen. Und Fragen, die anscheinend so nicht im normalen Unterricht behandelt werden, auch nicht im Fach Informatik. Aaron und sein Mitschüler Stefan jedenfalls mögen den Workshop:
    "Wir hatten einmal im Informatik-Unterricht kurz darüber geredet, aber sonst gar nicht. Die sind da eher - wenn ich das so sagen darf - ein bisschen eingeschränkter oder auch monotoner."
    Die 16-jährige junge Muslima Hace jedenfalls hat etwas gelernt. Die Zeit, in der sie bedenkenlos ihre "Facebook"-Seite mit Informationen fütterte, ist längst vorbei.
    "An Sicherheit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht. War mir egal. Ich habe jetzt nicht mehr so viele Bilder wie früher darin, Schreiben tu ich gar nichts mehr. Einmal hatte ich es auch schon ausgeschaltet, aber dann trotzdem wieder angemacht. Es wäre möglich, dass ich es wieder deaktiviere."