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DDR-Dopingopfer
Hilfeverein moniert "Desinformationsstrategie" des DOSB

Auf der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) betont dessen Präsident die Initiative des Sports bei der Unterstützung der DDR-Dopingopfer. Die Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins (DOH) spricht von Aussagen, die "an Hohn kaum noch zu überbieten" seien.

Von Marina Schweizer | 23.05.2016
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    DOSB-Präsident Alfons Hörmann spricht am 20.05.2016 beim Festakt zum 10. Geburtstag des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in der Paulskirche in Frankfurt am Main (Hessen). (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Er nannte es die zehn Gebote: DOSB-Präsident Alfons Hörmann, bei seiner Grundsatzrede in der Paulskirche zum 10.Jubiläum des Sportdachverbandes. Mit enthalten natürlich auch das Thema Doping, bei dem der Chef des Deutschen Sports auch auf die DDR-Dopingopfer zu sprechen kam.
    "Wir spüren im Sport die moralische Verantwortung und haben schon vor zehn Jahren die Initiative ergriffen, um mit Hilfe des Bundes und unter Einbeziehung des Herstellerunternehmens Jenapharm viele Dopingopfer entschädigen zu können."
    Worte, die gut klingen, den Doping-Opfer-Hilfeverein mit Ines Geipel aber auf die Palme bringen: "Von Initiative ist hier keine Spur. Es gab einen jahrelangen, zähen Rechtsstreit von Karen König, einer ehemaligen Schwimmerin, mit dem damaligen NOK. Und darauf erst erfolgte eine Einigung, die wiederum interessant genug ist: Der DOSB erhielt nämlich 2,6 Millionen aus dem Vermögen des ehemaligen DDR-NOKs und zahlte im Gegenzug 500.000 Euro an die DDR-Dopingopfer. Also, da würde doch jeder sagen: Ziemliches Ding, als Entschädigungsrunde einen solchen Vorgang auszugeben."
    DOSB spricht von Unterstützung, DOH von Dreistigkeit
    Doch Hörmann ging in seiner Rede noch weiter: "Jetzt sind wir froh, herzlichen Dank, liebe Frau Bundeskanzlerin, dass Bundesregierung und Bundestag eine weitere Entschädigungswelle durchführen wollen. Der DOSB hat diese Aktivitäten vom ersten Tag bis heute stets aktiv unterstützt."
    Für Ines Geipel, Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins ist das die Tatsachen verdreht. "Hier war es also so, dass Alfons Hörmann vor einem Jahr zwar die drastische Situation zur Chefsache erklärt hatte, aber dann dem BMI eine klare Absage erteilt hat. Also nichts, keinen Cent, kein Gespräch nach Form, keine Hilfe, sondern einfach deckeln und aussitzen. Und das jetzt auf einem Fest, dem 10-jährigen DOSB-Bestehen, so zu drehen, das sie, die DOSB-Spitze die hochmoralischen Unterstützer sind, also wir sind der Ansicht, das geht jetzt wirklich mal zu weit und das muss korrigiert werden. Das ist eine Desinformationsstrategie und es ist eben auch an Dreistigkeit und an Hohn gegenüber den Opfern kaum noch zu überbieten."
    Zum Hintergrund: Im Herbst 2015 hatte die Bundesregierung beschlossen, einen erneuten Hilfsfonds für die DDR-Dopingopfer aufzulegen, und den Deutschen Sport aufgefordert, sich in gleicher Höhe an Hilfszahlungen zu beteiligen. Der lehnt dies mit Verweis auf die eigene finanzielle Lage jedoch kategorisch ab.