Donnerstag, 25. April 2024

DDR-Grenzer in Nöten
"Wir haben das Maul zu halten und stillzuhalten"

17. November 1989. Aus dem Telefonverkehr der Berliner Stasizentrale zur Eröffnung einer neuen GüSt - Grenzübergangsstelle - nahe der thüringischen Gemeinde Ifta:

17.11.2014
    Ein Offizier der DDR-Grenztruppen des Grenzkommandos Süd mit einem "freiwilligen Helfer der Grenztruppen" bei der Beobachtung in einem Abschnitt der innerdeutschen Grenze am Brocken (1987)
    Ein Offizier der DDR-Grenztruppen des Grenzkommandos Süd mit einem "freiwilligen Helfer der Grenztruppen" bei der Beobachtung in einem Abschnitt der innerdeutschen Grenze am Brocken (1987) (picture alliance/dpa/Hans Wiedl)
    Berichtender: "Es herrscht zurzeit im Raum Ifta eine sehr gespannte Lage."

    Diensthabender in der Stasizentrale: "Ja."

    Berichtender: "Diese gespannte Lage geht bis zur Mordandrohung gegenüber der Volkspolizei."

    Diensthabender: "Hm."

    Berichtender: "Die Kräfte des Zusammenwirkens haben beraten und entschieden, dort am 18.11., 6:00 Uhr eine GüSt zu eröffnen für Fußgänger, eventuell auch für Pkws. Es ist aber fraglich, ob die dort befindlichen Personen mit dieser Entscheidung einverstanden sind, hörst du, dass das Ding erst morgen eröffnet wird."

    Diensthabender: "Ja."

    Berichtender: "Sollte die angespannte Lage weiterhin bestehen, wird dort heute noch ein Übergang geöffnet."

    Diensthabender: "Ja.

    Berichtender: "Junge, die ... die treiben uns, was?"

    Diensthabender: "Es ist unmöglich. Unmöglich."

    Berichtender: "Die treiben uns ... also, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Glaubst du das?"

    Diensthabender: "Das ist unmöglich. Die sind zu faul, drei Kilometer zu fahren, oder was?"

    Berichtender: "Ja. Aber das siehst du doch. Der Mob auf der Straße hat das Recht. Und wir haben das Maul zu halten und stillzuhalten. Himmel, Arsch und Zwirn - Mensch, wo sind wir bloß gelandet, du."