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Leichtathletik
Kritik am Urteil gegen Caster Semenya

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat im Streit um Testosteron-Grenzwerte für Frauen den Einspruch der 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya abgelehnt. Die Betroffene reagierte prompt.

Von Marina Schweizer | 02.05.2019
Die spätere Siegerin führt das Feld an: Caster Semenya beim 1000 Meter Lauf der Frauen beim Berliner ISTAF 2018
Die spätere Siegerin führt das Feld an: Caster Semenya beim 1000 Meter Lauf der Frauen beim Berliner ISTAF 2018 (imago )
Caster Semenya duckt sich nicht weg. Kurz nach der Niederlage vor dem Internationalen Sportgerichtshof wird sich die Südafrikanerin auf die Internationale Bühne begeben – und zwar in einem Frauenwettbewerb. Einen Tag nach dem CAS-Urteil meldete sich Semenya für das 800-Meter-Rennen der Diamond League in Doha nach. Es wird vorerst das letzte Mal sein, dass sie ohne testosteronsenkende Medikamente bei einem 800-Meter-Frauenrennen an den Start gehen darf. Das schreibt eine Regel vor, gegen die Semenya lange gekämpft hatte und die nach dem jetzigen Urteil am 8. Mai in Kraft treten wird. Die Regel legt einen Grenzwert für körpereigenes Testosteron fest, für internationale Lauf-Wettkämpfe zwischen 400 Meter bis zu einer Meile. Wer diese überschreitet, muss entweder testosteronsenkende Mittel einnehmen oder darf nicht in der Frauenkonkurrenz starten.
Kritik von Human Rights Watch
Das Urteil löste ein weltweites Echo aus: Human Rights Watch kritisierte die Bestimmungen als klischeehaft, stigmatisierend und diskriminierend.
Die World Medical Association bekräftigte ihren weltweiten Aufruf an Ärzte, bei der Umsetzung der Richtlinie nicht mitzumachen. Die britische Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe lobte das Urteil hingegen, denn es schreibe fest, dass der Frauensport Regeln benötige, um ihn zu schützen.
Welche Auswirkungen das CAS-Urteil auch auf andere Sportarten haben könnte, wird sich erst noch zeigen: Das Internationale Olympische Komitee teilte nach der Entscheidung mit, es arbeite mit einer Expertengruppe daran, Richtlinien für Verbände beim Thema Geschlechtsidentität und Geschlechtsmerkmale zu erstellen.
Ob Caster Semenya das Urteil anfechten wird, will der südafrikanische Verband "in Kürze" entscheiden.