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Debatten um Projekte und um Medaillen

Mit drei Silbermedaillen hatte der Deutsche Turner-Bund in London das vereinbarte Ziel von insgesamt vier Medaillen, davon eine golden, verfehlt. Nun geht es in die nächste Runde.

Von Sandra Schmidt | 01.02.2013
    Zu den so genannten Zielvereinbarungsgesprächen versammelten sich Turner-Präsident Rainer Brechtken, Sportdirektor Wolfgang Willam, eine Vertreterin des Instituts für Angewandte Trainingswisenschaft in Leipzig und die Cheftrainer der olympischen Disziplinen in Frankfurt. Seitens des DOSB saßen Leistungssportdirektor Bernhard Schwank, der Ressortleiter Sommersport und der für den DTB zuständige Koordinator am Tisch, außerdem ein Vertreter des Bundesministerium des Inneren und einer des Bundesverwaltungsamtes.
    Ulla Koch, Cheftrainerin der Turnerinnen, berichtet, um was es in ihrem Gespräch ging:

    "Was brauchen wir für den neuen Zyklus, was brauchen wir bis Rio, welche Projekte sind angestrebt, wo wollen wir unsere Schwerpunkte setzen und diese Schwerpunkte, die natürlich auch Geld kosten, die werden dann verhandelt."

    Unter den Sammeltitel Projekte fallen Lehrgänge, Trainingslager, wissenschaftliche Begleitmaßnahmen, oder auch die Teilnahmen bei Europameisterschaften oder Weltcups. Der DOSB fragt dabei auch im Detail nach:

    "Jede Maßnahme muss wirklich begründet werden, ich bin auch froh darüber, weil ich denke, das, was man plant, muss Hand und Fuß haben, wir gehen da mit Steuergeldern um und die sollen sorgfältig geprüft werden."

    Insgesamt machen diese Projekte laut Sportdirektor Willam rund 30 Prozent der Mittel aus, sie ergänzen die Grundförderung, die bereits im Dezember zugewiesen wurde. Diese Grundförderung, der so genannte Sockelbetrag, errechnet sich aus den Faktoren Anzahl olympischer Disziplinen, Anzahl der Athleten bei den letzten Spielen und Anzahl der Medaillen in den letzten zwei Zyklen, wobei der letzte Faktor dreifach zählt.
    Auch beim Gespräch in Frankfurt ging es keineswegs nur um Projekte. Wolfgang Willam:

    "Es wurde konkret über Medaillenchancen gesprochen, es wurde allerdings jetzt zum ersten Mal über Korridore gesprochen, also von bis Möglichkeit an Medaillen."

    Neben Medaillen werden auch Finalplatzierungen prognostiziert. Trampolin-Bundestrainer Michael Kuhn hatte für sein Fachgebiet schon im Vorfeld des Gesprächs in Frankfurt erklärt:

    "Mehr als Finalplätze darf man dort nicht reinschreiben, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern und das allein wird schon eine Herkulesaufgabe."

    Grundsätzlich hält er die Zielvereinbarung für ein sinnvolles Instrument, er hat in seinen Gesprächen bislang gute Erfahrungen gemacht. Kuhn sagt allerdings auch:

    "Wenn der Verband für sich reklamiert, wir wollen olympische Medaillen gewinnen, dann ist das ein hehrer Wunsch, den man natürlich oben drüber schreiben kann, aber eine konkrete Zielstellung wird auf der Arbeitsebene erledigt und umgesetzt."

    Auch Ulla Koch benennt klar, was sie sich mit den Turnerinnen für Rio vorgenommen haben, nämlich eine Medaille. Wer sie an welchem Gerät gewinnen wird, darauf musste sie sich allerdings nicht festlegen.
    Nach Abschluss aller Zielvereinbarungsgespräche soll Ende März über die Mittelvergabe an die einzelnen Fachverbände entschieden werden. Wolfgang Willam möchte daher jetzt noch keine Aussage dazu machen, wie viele Medaillen es denn für den DTB 2016 insgesamt sein sollen. Aber er stellt einen transparenten Umgang mit den bislang so arg geheimen Zahlen in Aussicht:

    "Darüber wird jetzt noch eine schriftliche Vereinbarung gefertigt, mit den Ergänzungen, Korrekturen in der Gesamtzielvereinbarung, dann wird die unterschrieben und dann wird auch der DTB sich dazu äußern."