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Delle im Griechenlandgeschäft kaum zu spüren

Es kommt nicht oft vor, dass zwei Unternehmensteile eines Konzerns zeitgleich im Dax gelistet sind. Fresenius und Fresenius Medical Care ist ein solcher Fall - während die Konzernmutter auf die Gesundheitssparte ausgerichtet ist, hat sich die Tochter FMC auf das Dialysegeschäft konzentriert. Eher knapp erreichten beide die Umsatz- und Gewinnziele für 2011.

Von Michael Braun | 21.02.2012
    Griechenland war sicher nicht der wichtigste Markt für den Gesundheitskonzern Fresenius. Aber die Bad Homburger haben auch öffentliche Krankenhäuser dieses Landes etwa mit intravenös zu verabreichender künstlicher Ernährung beliefert. Und noch voriges Jahr hatte Finanzvorstand Stephan Sturm verlangt:

    "Da wir qualitativ einwandfreie Produkte geliefert haben, gehen wir auch davon aus, qualitativ einwandfrei bezahlt zu werden."

    So ist es nicht gekommen. Stattdessen hatte die griechische Regierung angeboten, die Waren mit unverzinslichen Anleihen zu bezahlen. Fresenius hatte das akzeptiert, die Anleihen angenommen, zum größten Teil verkauft, den Rest behalten und abgeschrieben. Und nun habe es auch positive Erfahrungen gegeben, berichtete Sturm heute:

    "Die Fälligkeit kurz vor Weihnachten 2011 hat die griechische Regierung erfüllt. Und nach den Ergebnissen über Nacht gehe ich davon aus, dass auch die Fälligkeiten 2012 und 2013 bedient werden."

    Gleichwohl habe Fresenius, wie Sturm sich ausdrückte, das "Geschäftsmodell in Griechenland" geändert mit der Folge, dass weniger dorthin geliefert werde. Alles, was nur Fresenius anbieten könne, also von lebenswichtiger Funktion sei, werde weiter auch nach Griechenland geliefert, Massenware aber nicht mehr. Und direkt geliefert an Krankenhäuser werde auch nicht mehr:

    "Wir sind über lokale Distributeure gegangen, die uns in der Zwischenzeit auch sehr gut bezahlt haben."

    Die Delle im Griechenlandgeschäft ist bei Fresenius und seiner Tochter Fresenius Medical Care, dem Dialyse–Spezialisten, im gesamten Zahlenwerk aber nicht zu spüren. Der Umsatz legte um drei Prozent zu, das Konzernergebnis deutlich stärker um 17 Prozent, weshalb es zum 19. Mal in Folge eine höhere Dividende geben soll, bei Fresenius nun von 95 je Aktie statt 86 Cent im Vorjahr. Das sind gut zehn Prozent mehr. Die Tochter Fresenius Medical Care, auch sie mit ihren Aktien im Deutschen Aktienindex notiert, will die Dividende um sechs Prozent auf 69 Cent je Stammaktie anheben. Das stärkste Gewinnwachstum steuerte voriges Jahr die Krankenhaussparte bei, also die inzwischen 65 Helios-Kliniken. Mit der Übernahme von 51 Prozent an dem Katholischen Klinikum Duisburg und der norddeutschen Damp-Gruppe gehörte Helios 2011 zu den größten Investoren auf dem deutschen Krankenhausmarkt. Konzernvorstand Ulf Schneider hält viel von diesem Geschäft, berichtete heute etwa, wie sich die 2007 ehemals Städtischen Kliniken in Krefeld entwickelt hätten:

    "Da haben Sie in ganz, ganz kurzer Zeit gesehen, dass Entscheidungen, die vorher über Jahre blockiert waren, insbesondere was Modernisierung angeht oder Neubau, dass die schnellstens umgesetzt wurden, dass einige überfällige Arztwechsel, die stadtbekannt waren, wo also die Bürger selber das Haus gemieden haben und Fallzahlen verloren gingen, dass die schnellstens umgesetzt wurden, dass dann in ganz kurzer Zeit wieder ein erhebliches Fallzahlwachstum stattfand. Also die Bürger haben wieder diesem Krankenhaus vertraut, sind da wieder hingegangen. Und wirtschaftlich war das Ganze auch ein gewaltiger Erfolg für uns."

    2012 soll der Konzernumsatz um zehn bis 13 Prozent zulegen. Das gefiel Analysten mehr als die eher knapp erreichten Umsatz- und Gewinnziele für 2011.