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Democratic Voice of Burma
"Noch ein sehr langer Weg"

Seit der politischen Öffnung 2012 sind viele Exiljournalisten nach Myanmar zurückgekehrt. Der regierungskritische Sender DVB sendet zwar noch aus dem Ausland per Satellit, die Redaktion arbeitet aber in Yangon. Inzwischen hat DVB auch eine offizielle Sendelizenz bekommen.

Von Dieter Wulf | 12.07.2017
    Die Redaktionsräume von "Democratic Voice of Burma" in Myanmar.
    "Democratic Voice of Burma" hat wieder eine Redaktion in Myanmar (Deutschlandradio/ Foto: Dieter Wulf)
    "Wir machen hauptsächlich Nachrichten und Aktuelles. Jede Stunde beginnen wir mit einem Nachrichtenblock. Nachrichten sind unser Markenzeichen, erklärt Aye Chan Naing, Chefredakteur des Fernsehsenders DVB. Democratic Voice of Burma, ist bis heute der einzig wirklich unabhängige Sender in Myanmar. Er begann als Exilradiosender, der vom norwegischen Staat unterstützt aus Oslo sendete.
    "Wir waren dort für 20 Jahre - von 1992 bis 2012, als die Regierung begann das Land wieder zu öffnen."
    Undercover Videos - aus Oslo gesendet
    Als Radiosender brauchte man zwar auch Informanten im Land, aber man brauchte keine Bilder. Das änderte sich 2006 als DVB auch begann ein Fernsehprogramm auszustrahlen, meint Chefredakteur Aye Chan Naing, der Ende der achtziger Jahre als Student der Zahnmedizin wie tausende andere Studenten damals aus Myanmar geflohen war. Er kam zuerst nach Deutschland und dann, als der Sender gegründet wurde, nach Oslo.
    "Dann brauchten wir natürlich Leute im Land, die für uns Aufnahmen machten. Wir hatten also Journalisten im Land, die aber alle undercover arbeiteten. Sie machten ihre Aufnahmen im Geheimen und hatten verschiedenste Wege, wie sie uns ihr Video Material schickten."
    Mit Hilfe der getarnten Journalisten war es dem Sender 2007 möglich, über einen großen landesweiten Aufstand buddhistischer Mönche zu berichten. Alle internationalen Medien griffen damals auf das Bildmaterial von DVB zurück. Die Journalisten aber, die diese Aufnahmen gemacht hatten, zahlten einen hohen Preis.
    "Nach dem Aufstand wurden viele unserer Leute enttarnt. Insgesamt 19 Journalisten, die alle bis 2012 dafür im Gefängnis saßen."
    Seit 2012 eine Redaktion in Myanmar
    Als die Militärregierung sich dann 2012 für eine politische Öffnung entschied, trafen sich die Exiljournalisten mit dem Informationsminister. Wenn man ohne Einschränkung im Lande arbeiten könne, würde man zurückkommen. Die Regierung stimmte zu.
    "Sie brauchen uns, um der internationalen Gemeinschaft zu zeigen, dass es Demokratisierungstendenzen gibt. Und wir brauchen sie, um im Land arbeiten zu können. Beide Seiten profitieren."
    Seitdem arbeitet die Redaktion, mittlerweile einige Dutzend Journalisten in Yangon, der größten Stadt des Landes.
    Myanmar - Presse: Ein Mann sitzt auf der Straße in Yangon und verkauft Zeitungen an einem Stand
    Zeitungsstand in Yangon in Myanmar (Deutschlandfunk / Foto: Dieter Wulf)
    Weiterhin aus dem Ausland gesendet
    Offiziell aber hat der Sender bis jetzt immer noch keine Lizenz, erklärt Chefredakteur Aye Chan Naing:
    "Wir senden immer noch von außerhalb des Landes. Daher brauchen wir keine Lizenz. Aber wir haben gerade eine erhalten. Die Regierung hat fünf Fernsehlizenzen vergeben. 42 Unternehmen bewarben sich und wir waren eine der ausgewählten fünf."
    Ein wirkliches Druckmittel hat die Regierung gegen DVB nicht. Keine Lizenz hätte nur wieder Kritik im Ausland bedeutet. Aber auch mit Lizenz werde man das Programm weiter aus dem Ausland über Satellit ausstrahlen, um unabhängig bleiben zu können, betont der Bürochef Toe Zew Latt, auch er ein Exilant, der vor einigen Jahren aus Australien nach Myanmar zurück kam.
    "Das ist noch keine echte Liberalisierung. Ich denke, das ist erst der Beginn. Bis zu einer völligen Medienfreiheit ist es noch ein sehr langer Weg."