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Der Campus als magischer Ort

Mainz ist "Stadt der Wissenschaft 2011". Mit einer Baustellenparty am Rohbau des neuen Chemie-Gebäudes der Uni läutete die Stadt dieses Ereignis nun feierlich ein - und lockte damit viele Besucher an, die oft noch nie auf dem Campus waren.

Von Ludger Fittkau | 17.01.2011
    Es zischt, brodelt und knallt. Gut 300 Kinder und Erwachsene in den Hörsaalbänken der Uni Mainz verfolgen gebannt die physikalischen Experimente mit Wasser, die ein Zauberer vorführt. Assistiert von einem Physikprofessor, der aber mit Frack und Fliege an diesem Nachmittag eher wie der gelernte Assistent des Zauberers aussieht. Wissenschaft, inszeniert als magisches Geschehen, das zeigte gestern der Auftakt zu Mainz - "Stadt der Wissenschaft" 2011.

    "So meine Damen und Herren, wir begrüßen sie hier zu unserer Campustour 'Bauprogramm auf dem Gutenberg-Campus'."

    Andrang auch im nächsten Hörsaal. Bevor die Besucher in Busse steigen, um aktuelle Baustellen auf dem weitläufigen Mainzer Uni-Campus zu besichtigen, werden sie von Britta Flor begrüßt. Sie arbeitet für die Landesbehörde, die das Uni-Gelände verwaltet.

    Ein Landschaftsplaner wurde damit beauftragt, den Campus mit einer Grünflächen-Planung aus einem Guss zu versehen und diesen Plan bis 2015 umzusetzen, erklärt Britta Flor:

    "Das heißt, wir sind hier vielleicht als eine der wenigen Universitäten überhaupt mal rangegangen und haben gesagt: Eigentlich ist ja der Grünbereich, also die Außenflächen, die sind wesentlich."

    Bisher stehen auch in Mainz viele rein funktionale, neuere Uni-Gebäude unverbunden nebeneinander. Viele Besucher der "Baustellenparty" sind da, um zu sehen, was sich in den letzten Jahren auf dem Campus verändert hat:

    "Also, ich bin jetzt seit fünf Jahren nicht mehr hier gewesen und deswegen wollte ich mal gucken, wie es hier aussieht."

    "Also, ich wollte mir das hier mal anschauen, weil wir hier nicht studiert haben und weil mich aber interessiert, was hier gerade für Gelder ausgegeben werden, um die Forschung und die Wissenschaft voranzutreiben."

    "Ja, dadurch dass die Uni ein Campusgelände ist, ist sie natürlich ein bisschen außen vor von der Stadt. Und her öffnet sich die Uni mal und da fährt man mal hier rein, kann hier schön was essen, kann sich schöne Vorträge anhören, bringt einem die Uni näher."

    Draußen vor dem Institutsgebäude Imbissbuden, an denen Schlangen stehen. Die Stände sind an einer riesigen Baustelle platziert – hier wird gerade für 100 Millionen Euro ein neues Chemie-Institutsgebäude errichtet. Die Baustellenparty ist die erste Großaktion der "Stadt der Wissenschaft". Weitere Höhepunkte folgen: So wird von April bis Juni direkt am Mainzer Dom ein sogenanntes "Kommunikationslabor" eingerichtet, um Wissenschaft sichtbar zu machen. Drei Monate lang werden Studierende dort alle Register ziehen, um die meist versteckte Wissenschaft im Stadtraum sichtbar zu machen. Im Juni startet dann der "Wissenschaftssommer" im repräsentativen Kurfürstlichen Schloss von Mainz – der guten Stube der Stadt. Das ist die Stunde der Mainzer Spitzenforscher: Sie werden ihre Arbeit der breiten Stadtöffentlichkeit präsentieren. Mit dabei bei der Aktion "Wissenschaftsstadt" ist Christian Schröder, der in Physik promoviert und bei der Baustellenparty den Jahrmarkt der Physik-Experimente betreute:

    "Man muss schon sagen, man sieht es ja auch, es ist sehr belebt. Es schafft schon einen Kontakt zu den Leuten. Man sieht das bei solchen Veranstaltungen, auch bei dem jährlichen Wissenschaftsmarkt, den wir haben, dass es sehr viele interessierte Bürger in Mainz gibt, gerade auch sehr viele Familien mit jungen Kindern. Und das ist ja schon eine Zukunftsinitiative für die uni, weil die für die Forschung begeistert werden und das ist ja das, wovon wir leben, das ist unser wissenschaftlicher Nachwuchs, das fördert die Sache schon, würde ich sagen."

    Ein Ölfass implodiert – Highlight der "Wasser-Show" im Physiksaal. Draußen vor der Tür verteilt die 14 Jahre alte Hannah Erb die "Baustellen-Zeitung", die sie gemeinsam mit anderen Schülern extra für diesen Tag gestaltet hat. Auch den Physik-Zauberer haben sie interviewt. Obwohl sie erst in der zehnten Klasse ist, steht für Hannah Erb schon fest, dass sie in Mainz studieren wird. Medizin oder Amerikanistik:

    "Vor allem ist es halt günstig, da kann ich bei meinen Eltern wohnen, muss mir keine eigene Wohnung suchen, was ja dann auch ein Kostenfaktor sein würde und für den Anfang ist es ganz in Ordnung."

    Ganz in Ordnung – so empfanden wohl auch viele andere Besucher den Auftakt zum Wissenschaftsjahr 2011 in Mainz. Wenn es so weiter geht, werden am Ende viele Mainzer zu neuen Fans des Uni-Campus und anderer Orte der Gelehrsamkeit in der Stadt.