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Der Dirigent Sir Eugène Goossens
Aufstieg und Fall

Der 1893 in London geborene Sir Eugène Aynsley Goossens gehörte zu den bedeutenden englischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Auch als Komponist machte er sich einen Namen. Ein Skandal um seine Person verfinsterte aber seine letzten Lebensjahre.

Von Norbert Hornig | 24.05.2018
    EUGENE AYNSLEY GOOSSENS 1893 - 1962 English Conductor / violinist and composer Credit: Boosey & Hawkes Collection / ArenaPAL
    Der Dirigent, Geiger und Komponist Sir Eugène Goossens (Boosey & Hawkes MP, London)
    Sir Eugène Aynsley Goossens, am 26. Mai vor 125 Jahren in London geboren, entstammte einer verzweigten belgischen Musikerfamilie. Auch sein Großvater und sein Vater, die ebenfalls Eugène mit Vornamen hießen, waren Dirigenten. Sein Bruder Léon brachte es zu einem Oboisten von internationalem Format.
    Goossens genoss eine umfassende Ausbildung als Geiger, Komponist und Dirigent. Entscheidend für seinen Erfolg als Dirigent war die Förderung durch Thomas Beecham.
    1921 leitete Goossens die britische Erstaufführung von Strawinskys "Le Sacre du Printemps" und schaffte damit den internationalen Durchbruch. Er wirkte zunächst vor allem in den USA, u.a. als Nachfolger von Fritz Reiner beim Cincinnati Symphony Orchestra. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er fast zehn Jahre lang das Sydney Symphony Orchestra.
    Das Ende seiner Karriere kam abrupt, als 1956 seine langjährige heimliche Verbindung zu der australischen Erotik-Künstlerin und Okkultistin Rosaleen Norton bekannt wurde. Goossens verlor daraufhin alle Ämter und kehrte mit beschädigter Reputation nach England zurück. 1962 dirigierte er sein letztes Konzert mit dem London Symphony Orchestra. Goossens' eigene Kompositionen zeigen sich überwiegend vom französischen Impressionismus beeinflusst.