Donnerstag, 28. März 2024

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Der Forschungspionier aus Nordrhein-Westfalen
Das Leo-Brandt-Teleskop von Effelsberg

Vor 50 Jahren wurde das Radioteleskop Effelsberg eingeweiht. Die Firmen Krupp und MAN haben es gebaut und die Stiftung Volkswagenwerk finanziert – aber dieses Weltklasse-Instrument gäbe es nicht ohne Leo Brandt.

Von Dirk Lorenzen | 09.05.2021
Das Radioteleskop bei Effelsberg in der Eifel gehört zum MPI für Radioastronomie in Bonn
Die Krönung seines Wirkens für die Astronomie: das Radioteleskop Effelsberg, das es ohne den Eninsatz von Leo Brandt nicht gäbe (MPIfR)
Er kam 1908 in Bernburg an der Saale zur Welt und studierte Elektro- und Nachrichtentechnik in Aachen und Berlin. 1932, im Alter von knapp 24, begann er seine Arbeit für das Unternehmen Telefunken. Bald war er für die Entwicklung von Richtfunkantennen verantwortlich, schließlich für Radarwellengeräte wie den berühmten Würzburg-Riesen.
Leo Brandt erklärt im Kontrollraum "sein" Radioteleskop Stockert, den Vorläufer von Effelsberg
Leo Brandt erklärt im Kontrollraum „sein“ Radioteleskop Stockert, den Vorläufer von Effelsberg (MPIfR)
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Leo Brandt die technologische Überlegenheit der Briten, deren Radargeräte deutlich leistungsstärker waren als die der Deutschen. Dies prägte ihn derart, dass er sich nach dem Krieg fast besessen für Forschungsförderung einsetzte. Sein in den 50er-Jahren veröffentlichtes vierbändiges Werk "Aufgaben deutscher Forschung" würde man heute als Roadmap bezeichnen.
Als Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen setzte Leo Brandt viele der dort formulierten Ziele um. Er gilt als Gründer der Kernforschungsanlage Jülich, der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und er hat auch das Radioteleskop Stockert initiiert, eine Weiterentwicklung des Würzburg-Riesen. Die Einweihung des von ihm so geförderten Radioteleskops Effelsberg am 5.5.1971 hat er nicht mehr erlebt. 16 Tage vorher, im April 1971, ist Leo Brandt im Alter von 62 Jahren gestorben.