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Der Frieden von Paris

Unbesiegbar, stark und mächtig schien das britische Empire im 18. Jahrhundert. Doch dann zwangen 13 Kolonien das Königreich in die Knie: Vor 225 Jahren musste der britische König Georg III. die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika anerkennen. Mit dem Frieden von Paris endete nach mehr als acht Jahren der amerikanische Unabhängigkeitskrieg.

Von Ralf Geißler | 03.09.2008
    Für die Vertreter der Vereinigten Staaten war es ein historischer Moment. Als Großbritannien ihnen 1783 endlich die Unabhängigkeit zugestand, hatten sie extra einen berühmten Maler bestellt. Benjamin West sollte die Unterzeichnung des Friedens von Paris auf Leinwand festhalten. Doch Wests Gemälde blieb unvollendet. Zu sehen sind nur die amerikanischen Gesandten. Die britischen Diplomaten weigerten sich, Modell zu stehen. Und so findet sich an ihrer Stelle ein grauer Fleck im Bild. Zu groß schien den Briten die Schmach: der Verlust der 13 nordamerikanischen Kolonien.

    April 1775. Mit Gefechten in Lexington und Concord beginnt der amerikanische Unabhängigkeitskrieg. Die Chancen der aufständischen Siedler stehen schlecht. Doch sie können eine Entscheidung erstaunlich lange hinauszögern und nach drei Jahren Krieg die Unterstützung Frankreichs gewinnen. Mit der absoluten Monarchie wird 1778 ein Bündnis geschlossen. Ausgehandelt hatte es Benjamin Franklin - der große Erfinder, Philosoph und Diplomat. Im achten Artikel des Vertrages heißt es:

    "Keine der beiden unterzeichnenden Parteien wird Frieden mit Großbritannien schließen, solange die andere Seite nicht zugestimmt hat. Und keine Seite wird ihre Waffen niederlegen, bis die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten offiziell oder stillschweigend per Vertrag anerkannt wird."

    Ludwig der 16., König von Frankreich, hilft Amerika im Unabhängigkeitskrieg aus einem Grund: Er will dem verhassten England schaden. Und so schickt er 11.000 Soldaten, Waffen und Geld nach Amerika.

    Die Hilfe trägt maßgeblich zur britischen Niederlage in Yorktown bei. Nach der Belagerung der Stadt im Jahr 1781 ist der Krieg für das Empire faktisch verloren. Benjamin Franklin bietet dem designierten britischen Premierminister Earl of Shellburne Verhandlungen an.

    "Ich hoffe, die Ereignisse werden zu einem generellen Frieden führen, der - davon bin ich überzeugt - von Eurer Durchlaucht ebenso herbeigesehnt wird wie von allen guten Männern. Ein Frieden, den auch ich erreichen will, bevor ich sterbe, und für den ich alles in meiner Kraft stehende tun werde."

    Franklin - damals schon 76 Jahre alt - formuliert bewusst freundlich. Und tatsächlich lässt sich das Königreich auf Verhandlungen mit ihm sowie den amerikanischen Gesandten John Adams und John Jay ein. Doch das diplomatische Vorgehen gestaltet sich für die Briten schwierig. Wie verhandelt man mit einem Land, das man noch gar nicht anerkannt hat? Franklin in einem Brief an seinen politischen Weggefährten Robert Livingston:

    "Anfangs schien jeder Ausdruck, der nur zur Anerkennung unserer Unabhängigkeit führen konnte, geflissentlich vermieden zu werden. Als wir aber weiter zu verhandeln uns weigerten, mussten sie diese Schwierigkeiten beseitigen. Und nun ging es an die Vorschläge."

    Noch vor Vertragsschluss willigt Großbritannien ein, die USA als Staat zu akzeptieren. Der Weltmacht bleibt im Grunde nichts anderes übrig. Denn außer gegen die Amerikaner und Frankreich muss sie auch noch gegen Spanien und die Niederlande kämpfen. Beide Staaten hatten sich in den Konflikt eingemischt, als eine britische Niederlage bereits absehbar war. Im November 1782 unterzeichnet Großbritannien mit den USA einen Vorvertrag, der am 3. September 1783 im Frieden von Paris mündet.

    "Seine Majestät, der König von Großbritannien, gibt bekannt, dass die Vereinigten Staaten souverän, frei und unabhängig sind."

    Der Vertrag schreibt die Grenzen der USA fest. Die Gefangenen werden ausgetauscht. Den Mississippi will man künftig gemeinsam befahren. Und: Amerika erkennt seine Schulden gegenüber britischen Gläubigern an.

    " "Wir sind nun die Freunde Englands und der ganzen Menschheit", "

    schreibt Franklin nach seiner Rückkehr in die USA.

    "Mögen wir nie mehr in den Krieg ziehen müssen. Denn es gab noch nie einen guten Krieg und noch nie einen schlechten Frieden."

    Der Frieden beginnt für die USA dennoch mit Problemen. Die Staatskasse ist völlig leer. Und Frankreich stellt seine Finanzhilfen ein. Doch über die Jahrzehnte bekommt die junge Demokratie ihre Probleme in den Griff. Reichlich 100 Jahre nach dem Frieden von Paris sind die USA selbst zur Weltmacht geworden.