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Der größte Kunstmarkt der Welt

Die Preise auf dem chinesischen Kunstmarkt kannten zuletzt nur eine Richtung: nach oben. Laut Artprice waren 2011 unter den 100 wichtigsten Kunstversteigerungen 30 in Hongkong, Peking oder Hangzhou. Der Boom wird vor allem von den Reichen und Superreichen angetrieben, die Kunst zunehmend als Investment betrachten.

Von Silke Ballweg | 28.03.2012
    Eine Kunstauktion mit rund 200 Interessierten in einem Pekinger Luxushotel. Die meisten Besucher studieren die Exponate in den Katalogen. Professionelle Händler mit Handy am Ohr lassen sich übers Telefon Anweisungen geben, ob sie weiter bieten sollen. Die Preise auf dem chinesischen Kunstmarkt kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: nach oben, sagt Wang Yannan, die Präsidentin des Auktionshauses Guardian.

    "Unser Umsatz hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht, obwohl wir in etwa die gleiche Anzahl an Kunstwerken verkaufen. Daran sieht man, die Preise für das einzelne Kunstwerk sind jeweils nach oben gegangen."

    Das Pekinger Kunst-Auktionshaus Guardian ist eines der wichtigsten in ganz China. Allein im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 1,3 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Chinas Kunstmarkt insgesamt ist auf 14 Milliarden Euro angewachsen, er ist nun der größte Kunstmarkt der Welt und hat die USA auf Platz zwei verdrängt. Nach Angaben des französischen Marktforschungsinstituts Artprice waren 2011 unter den 100 wichtigsten Kunstversteigerungen 30 in Hongkong, Peking oder Hangzhou. Drei der fünf erfolgreichsten Künstler kamen aus China. Das Auktionshaus Christie's hat seine Präsenz in China, Hongkong und Taiwan verdoppelt. Nach Jahren des Wirtschaftswachstums wird der Kunst-Boom vor allem von den Reichen und Superreichen angetrieben, das Land zählt mittlerweile rund eine Million Millionäre, schreibt der Hurun Report. Für viele von ihnen ist Kunst zu einer Frage des Prestiges geworden. Aber: Weil sowohl Chinas Immobilien- als auch der Aktienmarkt unsicher sind, hat sich Kunst auch zu einem Investment entwickelt, sagt Galeriebesitzer Daniel Wang:

    "Die meisten Käufer wissen kaum etwas von Kunst, sie interessiert nur, wo sie ihr Geld am besten anlegen können. Also investieren viele von ihnen in Kunstfonds. Es sind auch gerade einmal gut zehn Künstler, die an der Spitze stehen und so teuer gehandelt werden. Es sind immer die gleichen Namen und sie werden immer wieder gekauft und verkauft."

    Die Werke dieser sehr teuren Künstler sind im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert entstanden, meist sind es Tuschgemälde im klassischen Stil. Der Boom an der Spitze des Marktes hat jedoch insgesamt die Preise für Kunstwerke nach oben getrieben - auch Ölbilder, traditionelle Keramik oder auch zeitgenössische Kunst sind teurer geworden. Eines jedoch eint fast alle chinesischen Käufer. Sie interessieren sich vor allem für Kunst aus dem eigenen Land, auch, ein Grund dafür ist, dass Kunst aus dem Westen den meisten nicht bekannt ist. Weil die Zahl der Kunstwerke begrenzt ist, suchen die großen Auktionshäuser wie Guardian bereits auf der ganzen Welt nach chinesischen Stücke, um sie auf dem heimischen Markt anzubieten. Ein Drittel der in China gehandelten Kunstwerke wurde in den letzten Jahren aus dem Ausland zurückgekauft, aus Europa, aus den USA, aus Singapur, Japan oder Taiwan.

    Der gewaltige Anstieg der Preise ist für die zeitgenössischen Künstler gut. Aber für Kunstliebhaber ist er schlecht, denn sie können sich die hohen Summen nicht mehr leisten. Der Boom in China wirkt sich bereits auf den internationalen Markt aus, sagt die Chinesin Shi Hong Yan. Mit ihrem Ehemann betreibt sie seit Jahren eine Kunst-Galerie in Aschaffenburg, die sich auf chinesische Künstler spezialisiert. Und so weiß sie: im Ausland wird es immer schwieriger, an chinesische Künstler zu kommen.

    "Jetzt chinesische Künstler verkauft besser in China als in Deutschland. Manche Künstler wollen gar nicht nach Deutschland gehen um zu zeigen, weil die haben so gut Markt in China, die haben ein zwei Ausstellungen bei uns gehabt, jetzt kommen die nicht mehr. Die verkaufen jetzt so gut in China, wenn wir die gleiche Preis verkaufen wie in Deutschland, kauft niemand."