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Der Handel mit dem Abgas

Diese "Bank" heißt offiziell Deutsche Emissionshandelsstelle und sie sitzt im Umweltbundesamt in Berlin. Und man sollte schon davon ausgehen, dass durch die Ansiedlung im Umweltbundesamt die Sache denn auch seriös über die Bühne gehen wird. Die heutige Botschaft jedenfalls heißt, dass nach den politischen Querelen der vergangenen Wochen nun die Umsetzung des deutschen Allokationsplans wie geplant ablaufen wird. Man sei sind bereit, dass Ganze gründlich und auch effektiv zu gestalten - Wie es funktionieren soll, sagt Hans-Jürgen Nantke, der Leiter der Emissionshandelsstelle.

von Dieter Nürnberger | 05.04.2004
    Die betroffene Industrie weißt aus, wie viel Emissionen sie in der Basisperiode - das sind die Jahre 2000 bis 2002 - hatte. Das wird dann von Gutachtern überprüft. Dann kommen die Anträge zu uns und wir wenden die Regeln an, also den nationalen Allokationsplan. Und dann berechnen wir wieviel Emissionszertifikate jedes einzelne Unternehmen bekommt. Die werden zugewiesen, und es muss ein Jahr später von den Unternehmen nachgewiesen werden, dass sie auch nicht mehr emittiert haben. Wenn sie dennoch mehr emittiert haben, müssen sie Emissionszertifikate dazukaufen, wenn sie weniger emittiert haben können sie die überschüssigen Zertifikate verkaufen. So funktioniert der Emissionshandel.

    In dieser Woche werden somit rund 2.500 betroffene deutsche Betriebe Post von der Emissionshandelsstelle bekommen. Die Emissionszertifikate können dann ab Januar 2005 praktisch wie an der Börse gehandelt werden. Die politische Vorgabe, das ist der ausgehandelte Kompromiss zwischen Wirtschafts- und Umweltminister, sieht nun vor, dass in der ersten Handelsperiode bis Ende 2007 die Emissionen der deutsche Industrie auf 503 Millionen Tonnen reduziert werden. Gegenwärtig sind es 505 Millionen Tonnen. In einer Selbstverpflichtung hatte die Industrie ja mal sehr viel mehr zugesagt - mit dem Emissionshandel hat sie nun deutlich weniger Belastungen.

    Es gibt eine Untersuchung von 2003. Dort wurde gegenüber gestellt, wie denn die Kosten wären, wenn man die Klimaschutzvereinbarung der deutschen Industrie umsetzen würde. Verglichen mit dem nun geplanten Emissionshandel. Das sind natürlich sehr schwierige Untersuchungen, aber es kam eine Größenordnung von einer halben Milliarde Euro, die die deutsche Industrie einsparen würde. Beim Emissionshandel statt der Selbstverpflichtung.

    In der zweiten Handelsperiode bis 2012 soll dann die Industrie noch den Ausstoß um acht Millionen Tonnen reduzieren – auf 495 Millionen Tonnen. Der Leiter der Emissionshandelsstelle geht davon aus, dass vor allem Betriebe in den alten Bundesländern betroffen sein werden.

    Wir haben natürlich im Rahmen der Restrukturierung in den neuen Bundesländern sehr effektive Anlagen zur Energieerzeugung bekommen. Dem wurde im Allokationsplan ja auch Rechnung getragen. Wir haben aber im gesamten Energiesektor deutschlandweit auch eine große Anzahl von alten Anlagen. Die müssen sowieso ersetzt werden. Diese sind abgeschrieben und haben ihre Lebenszeit auch längst erreicht. So dass hier durch den Ersatz mit neuen effektiven Anlagen CO2-Emissionen eingespart werden können. Damit stehen auch Emissionszertifikate zur Verfügung. Zum Beispiel für den Handel oder die Ausweitung der Produktion.

    Und das Umweltbundesamt gibt auch das Versprechen, den Emissionshandel hierzulande so schlank wie möglich abzuwickeln. Es soll also keine große neue Bürokratie entstehen. Durch den Clement/Trittin-Kompromiss, der ja nun kleinere Reduktionsmengen vorsieht, wird aber die Arbeit nicht weniger sein. Emissionshandelsstellenleiter Hans-Jürgen Nandke.

    Das ökologische am Emissionshandel ist ja, das Ziele erreicht werden sollen. Und je anspruchsvoller die Ziele sind, je niedriger die C02-Emissionsmengen, desto besser für die Umwelt und den Klimaschutz. So gesehen wäre mir als Umweltschützer natürlich ein anspruchsvolleres Ziel lieber gewesen als das, was jetzt vereinbart wurde.

    Es geht also langsam los mit dem Emissionshandel, offiziell ab 2005, aber die Vorbereitungen durch das Umweltbundesamt sind so gut wie abgeschlossen. Es geht nun in die konkrete Umsetzung.