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Der Kopf ist abgeschlagen, die Hydra lebt weiter

Am Dienstag hat die singapurianische Polizei offensichtlich den weltweit meistgesuchten Wettpaten Eng Tan Seet, genannt Dan Tan, festgenommen. Das ist ein Meilenstein, gewiss. Ein Ende der Bedrohung des Sports durch Wettbetrüger bedeutet dies jedoch noch nicht.

Von Tom Mustroph | 19.09.2013
    Er war der Coverboy der Wettbetrugsszene. Sein Name und sein Foto, selbst wenn es sehr grobkörnig war, schmückte manches Magazin. Denn Dan Tan war Herr über ein Betrugsnetzwerk mit Fäden in Europa, Asien und Afrika, aber auch in Mittel- und Südamerika. Mehrere internationale Haftbefehle sind auf ihn ausgestellt. Doch bislang konnte er sicher sein, in seinem Heimatland Singapur unbehelligt leben zu können. Bedingung war, dass er dort keine Straftaten begeht. Dies erklärte ein Polizeisprecher Singapurs dem Deutschlandfunk vor einigen Wochen. Bei Vergehen in anderen Ländern liefere Singapur nicht aus.

    Inzwischen hat sich die Situation geändert. Dan Tan wurde festgenommen. Dass damit die Bedrohung des Sports durch Wettmanipulation ein Ende hat, ist aber nicht zu erwarten. Chris Eaton, Ex-FIFA-Sicherheitschef und gegenwärtig Ermittler für eine Privatfirma in Katar, ging gegenüber dem Deutschlandfunk davon aus, dass allein in Singapur vier oder fünf weitere Betrüger vom Kaliber Dan Tans im Geschäft sind. Er schätzt die Dimension der Gewinne durch Wettbetrug auf zwei bis drei Prozent des gesamten globalen Wettmarktmarkts ein. Dies kann Dan Tan kaum allein bewerkstelligt haben.

    Es ist nicht einmal gesagt, dass ihm komplett das Handwerk gelegt ist.
    Sein Ex-Partner Wilson Raj Perumal, der seit Februar 2011 unter Polizeiaufsicht steht, soll über Mittelsmänner zahlreiche Spiele der zweiten australischen Liga manipuliert haben. Letztes Wochenende wurden in diesem Zusammenhang 10 Personen festgenommen.

    Die Köpfe der Hydra leben sogar noch, wenn man sie abgeschlagen wähnt.