Freitag, 29. März 2024

Archiv

Der Papst in Südkorea
Charmeoffensive Richtung Peking

Vor Bischöfen aus ganz Asien hat sich Papst Franziskus in Südkorea einen "brüderlichen Dialog" mit den asiatischen Ländern gewünscht, zu denen der Vatikan bisher keine Beziehungen unterhält. Dieses Angebot dürfte vor allem China gegolten haben, wo die katholische Kirche stetig wächst.

Von Tilmann Kleinjung | 17.08.2014
    Papst Franziskus mit ernstem Gesicht, davor drei Hinterköpfe von Bischöfen
    Papst Franziskus spricht während seines Südkorea-Besuchs vor Bischöfen aus 22 asiatischen Ländern. (AFP/ Vincenzo Pinto)
    Papst Franziskus gilt nicht als konfliktscheu. Ein heißes Eisen aber hat er bei seiner ersten Reise nach Asien noch nicht angepackt: die Beziehungen der katholischen Kirche zu China. Oder besser: das Nichtvorhandensein dieser Beziehungen.
    Am vierten Tag in Südkorea verzichtet der Papst weitgehend auf diplomatische Vorsicht und startet nur wenige hundert Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt eine Charmeoffensive in Richtung Peking. Vor Bischöfen aus ganz Asien sagt er: "Ich hoffe fest, dass die Länder eures Kontinents, mit denen der Heilige Stuhl noch keine vollen Beziehungen unterhält, nicht zögern, einen Dialog zum Wohl aller aufzunehmen. Ich meine nicht nur einen politischen Dialog, sondern einen brüderlichen."
    Zwei Formen der katholischen Kirche in China
    Dieses Gesprächsangebot gilt natürlich auch für Länder wie Nordkorea oder Laos, zu denen der Vatikan keine diplomatischen Beziehungen pflegt. Gemeint dürfte aber in erster Linie das große China sein, in dem die katholische Kirche ständig wächst - trotz staatlicher Behinderung und Verfolgung. Ein Jugendlicher aus Hongkong hat den Papst in Südkorea direkt darauf angesprochen: Je mehr Kirchen in China gebaut würden, desto mehr Unterdrückung und Kontrolle gebe es durch den Staat.
    In China haben sich deshalb zwei Formen der katholischen Kirche entwickelt, eine Untergrundkirche, die sich nur Rom und dem Papst verpflichtet weiß, und eine offizielle Staatskirche, die immer wieder entgegen der ausdrücklichen Anweisung Roms Bischöfe weiht und einsetzt. In der jüngsten Zeit gibt es immer mehr Katholiken in China, die versuchen zwischen diesen beiden Extremen zu vermitteln: dem Bedürfnis der kommunistischen Führung nach Kontrolle entgegenzukommen und gleichzeitig den päpstlichen Primat zu respektieren.
    Papst warnt vor Schnickschnack
    Seinen Aufruf an die asiatischen Bischöfe, den Dialog zu suchen und sich zu öffnen, will Franziskus nicht missverstanden wissen. Ihm gehe es nicht darum, anderen Religionen die Gläubigen abspenstig zu machen, sogenannten "Proselytismus" zu betreiben. Er betonte: "Das hat Papst Benedikt eindeutig gesagt: 'Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Attraktivität.'"
    Damit Asiens Kirchen attraktiver werden, hat Franziskus den Bischöfen noch einige Empfehlungen mit auf den Weg gegeben, die so ähnlich vermutlich auch für Europa Geltung haben dürften: Die Kirche laufe Gefahr, mit der Mode gehen zu wollen und "sich mit Schnickschnack und Ablenkungen zu beschäftigen", anstatt auf das zu achten, worauf es wirklich ankomme.
    Das Gegenteil sei allerdings auch eine Gefahr: "sich hinter leichten Antworten, vorgebildeten Formeln, Regeln und Vorschriften zu verstecken". Glaube, so der Papst, sei von Natur aus nicht mit sich selbst beschäftigt. Er "geht hinaus".