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Der Papst in Südkorea
Franziskus spricht 124 Märtyrer selig

Am dritten Tag seines Südkorea-Besuchs hat Papst Franziskus in einer emotionalen Feier vor hunderttausenden Gläubigen 124 christliche Märtyrer seliggesprochen. Die jungen Südkoreaner forderte er auf, unter Gleichaltrigen zu missionieren. Anders als in Europa wenden sich in Asien immer mehr Menschen dem Katholizismus zu.

16.08.2014
    Papst Franziskus lacht
    Papst Franziskus lacht mit den katholischen Gläubigen in Südkoreas Hauptstadt Seoul. (afp/ Lee Jin-man)
    Bei den Märtyrern handelt es sich um koreanische Christen, die im 18. und 19. Jahrhundert wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet worden waren. Das Erbe der Märtyrer könne inspirieren, für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten, sagte Papst Franziskus bei einer Freiluft-Messe im Zentrum von Seoul.
    Die Märtyrer lehren uns, dass Reichtum, Ansehen und Ehre wenig Bedeutung haben. Christus ist der einzige wahre Schatz.— Papst Franziskus (@Pontifex_de) August 16, 2014
    "Das war eine riesige Feier, den Leuten sind die Tränen gelaufen", berichtete ARD-Korrespondent Jürgen Hanefeld im Deutschlandfunk. "Das sind diese emotionalen Momente, die Franziskus auch wirklich zu steuern beherrscht. Eine großartige traurige und glückliche Stimmung zugleich." Der Gottesdienst galt als spiritueller Höhepunkt des Papst-Besuchs in Südkorea, der am Montag zu Ende geht.
    Die Jugend als Keim der Erneuerung der katholischen Kirche
    In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Katholiken in Südkorea mehr als verdoppelt. Sie stellen rund sechs Prozent der Bevölkerung. Während der Katholizismus in Europa eher auf dem Rückzug ist, wenden sich ihm in Asien gerade auch viele junge Leute zu. Der offizielle Anlass der fünftägigen Papst-Reise nach Südkorea war denn auch der sechste asiatische Jugendtag, an dem am Freitag junge Katholiken aus 17 asiatischen Staaten teilnahmen. In den jungen Katholiken sieht der Papst den Keim für eine Erneuerung der Kirche in Asien. Ausdrücklich forderte er sein junges Publikum dazu auf, unter Gleichaltrigen zu missionieren.
    Jugendliche Teilnehmer des asiatischen Jugendtags in Südkorea machen ein "Selfie" mit dem Papst.
    "Selfie" mit dem Papst: In Südkorea und anderen asiatischen Staaten wächst insbesondere die Zahl der jungen Katholiken. (AFP/ Osservatore Romano)
    Papst spricht auch Suizid-Phänomen in Südkorea an
    Franziskus sprach auch das Thema Suizid an - "mutig, aber auch nirgendwo so geboten wie in Südkorea", befand ARD-Korrespondent Hanefeld im Gespräch mit dem DLF. Südkorea führt die weltweite Statistik der Selbsttötungen an. Druck in der Schule, ein gnadenloser Kampf um Karrierechancen und die drakonische Ausbildung beim Militär werden dafür verantwortlich gemacht. Mit der "Kultur des Todes" müsse Schluss sein, sagte der Papst.
    Zudem äußerte Franziskus scharfe Kapitalismuskritik. In einer Predigt während der Messe in der südkoreanischen Technologie-Metropole Daejeon forderte er am Freitag die Christen des wirtschaftlich aufstrebenden "Tigerstaats" auf, dem Materialismus abzuschwören. Das Oberhaupt von weltweit rund 1,2 Milliarden Katholiken rügte "unmenschliche Wirtschaftsmodelle, die neue Formen von Armut schaffen". In äußerlich wohlhabenden Gesellschaften scheine der Geist der Hoffnungslosigkeit oft "wie ein Krebs zu wuchern", sagte er.
    (nin/hg)