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Der Pianist Nelson Freire
Romantische Noblesse

Als junges pianistisches Talent kam der Brasilianer Nelson Freire zum Studium nach Wien. Bis heute ist er seinem Stil treu geblieben: Er möchte am Klavier verführen, nicht überrumpeln. Mit Raffinesse und Charme kann er die Hörer für sich gewinnen.

Von Christoph Vratz | 25.01.2018
    Teilausschnitt eines Schwarz-Weiß-Portrait-Fotos von Nelson Freire
    Der Pianist Nelson Freire (audite)
    "Sodann haben wir einen jungen Pianisten exklusiv unter Vertrag genommen. Es ist Nelson Freire, ein 22-jähriger Brasilianer und seit einiger Zeit Geheimtipp vieler Kenner." So verkündete der damalige Leiter der CBS-Klassik-Abteilung, Hans Richard Stracke, im Februar 1967 die Zusammenarbeit Nelson Freire.
    Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Freire bereits im Alter von fünf Jahren; als er gerade zehn Jahre alt war, wurde in seinem Geburtsort eine Straße nach ihm benannt, mit zwölf zog er in die Finalrunde beim Ersten Internationalen Wettbewerb von Rio ein. Freire erhielt ein Stipendium und durfte zum Studium nach Wien zu Bruno Seidlhofer, dem Lehrer auch von Friedrich Gulda.
    Schon in den frühen Jahren seiner Karriere hat sich Freire für jene Komponisten eingesetzt, die ihm auch heute noch wichtig sind, darunter sind Brahms, Schumann, Chopin. Bei diesen Romantikern besitzt sein Spiel stets etwas Lichtes, Schillerndes, eher Feinheit und Noblesse als künstliche Aufhellung. Freire möchte den Hörer überraschen, mit Effekten umgarnen und lässt dabei seinen ganzen Charme spielen.