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Der Poker um das Erdgas

"Gemeinschaftsunternehmen" heißt das Zauberwort der russisch-deutschen Gaspartnerschaft: geteilte Investitionen und geteiltes Geschäftsrisiko vom Bohrloch bis zur Gasheizung. Allerdings bezweifeln Skeptiker, ob es Russland trotz Nordstream-Pipeline tatsächlich ernst meint mit der Versorgung des westeuropäischen Marktes.

Von Andrea Rehmsmeier | 16.04.2012
    Riesige Gastanks, Lenkrad-große Steuerventile und Hunderte Leitungen und Rohre, die - verzweigten Achterbahnen gleich - zwischen Armaturen und Anlagenteilen herauf- und herab laufen: Das ist die "Aufbereitungsanlage für Erdgas und –Erdgaskondensat UKPG-31" auf dem Gasfeld Urengoj in Westsibirien, keine 40 Kilometer vom Polarkreis entfernt. Hier laufen die Gasleitungen aus den umliegenden Bohrlöchern zusammen, wird das Gas von dem flüssigen Gaskondensat getrennt, gereinigt und weitergeleitet – nach Russland, nach Deutschland, in die GUS-Staaten und die Europäische Union. Zurzeit wird die Anlage erweitert. Vom Fenster des Verwaltungsgebäudes aus kann man beobachten, wie das Gewerbegebiet, Werkshalle um Werkshalle, in die arktische Tundra wuchert.

    "Wenn Sie da raus sehen, da sehen Sie einen Teil der Erweiterung, die da stattfindet, unsere sogenannte Zone AB. Dort kommen die neuen Feldesleitungen an, von den neuen Bohrungen. Die anderen kommen – das sieht man nicht - etwa hier an, dort kommen die Neuen an. Da werden dann erstmal riesige Druckreduzierer und Absperrarmaturen eingebaut, und dann geht es weiter in diese Prozess-Straints rein, wo Gas und Kondensat getrennt werden."

    Ingo Neubert, der stellvertretende Generaldirektor des deutsch-russischen Unternehmens Achimgaz, lässt seinen Blick zufrieden über die Großbaustelle schweifen. Denn unter seinen Füßen, tief unten im Erdreich, erstreckt sich in alle Himmelsrichtungen ein Gasfeld von gewaltigen Ausmaßen: die Achimov-Formation. Dass er, der Deutsche, als nahezu gleichberechtigter Partner des russischen Generaldirektors an der Erschließung einer solchen Lagerstätte beteiligt ist, ist das Resultat langjähriger Geschäftsbeziehungen zwischen den Konzernen BASF-Wintershall und der russischen Staatsholding Gazprom. Anfang der 90-er Jahre war der Kasseler Großproduzent von Erdöl und Erdgas das erste ausländische Unternehmen, dem Russland Zugang zu seinen Rohstoffressourcen gewährte. Jetzt soll die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden.

    "Wir haben Folgendes vor: Insgesamt werden hier 113 Bohrungen niedergebracht, und zwar von 28 Clustern. Die Kapazität dieser Anlage hier wird verdreifacht. Die zwei Prozessanlagen, die wir derzeit haben, werden auf sechs erhöht. Das Ganze wird innerhalb der nächsten zehn Jahre passieren, und in zehn Jahren werden wir die Plateauproduktion erreichen. Von etwa acht Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr - das ist ein Viertel der Menge, die Deutschland jedes Jahr von Russland importiert -, und etwas mehr als zwei Millionen Tonnen Kondensat pro Jahr. Und das alles zusammen verlangt Investitionen in einer Größenordnung von vier Milliarden Euro."

    Vier Milliarden Euro, das ist eine hohe Gemeinschaftsinvestition – riskant und viel versprechend zugleich. Denn das Achimov-Gas liegt in vier Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche – noch unterhalb von zwei weiteren gashaltigen Gesteinsschichten, die bereits weitgehend ausgeschöpft sind. Das Joint Venture Achimgaz ist speziell für die Erschließung der Achimov-Formation gegründet worden, als eines von mehreren Gemeinschaftsunternehmen der Konzerne Wintershall und Gazprom. Noch mag es ein Winzling sein – doch sein Fördervolumen von derzeit einer Milliarde Kubikmeter soll in den kommenden Jahren verachtfacht werden. Die direkte Beteiligung an der Erschließung von solch bedeutenden Gasvorkommen ist ein Privileg, das Russland den Deutschen gewährt – daran lässt Generaldirektor Sergéj Vlásov keinen Zweifel.
    "Man kann sagen, das gemeinsame Fördergebiet, das uns zur Verfügung gestellt wurde, ist sozusagen das Filetstück. Schließlich sind wir die Pioniere bei der Erschließung der Achimov-Formation. Allerdings liegen die Kosten zehn bis 15 Mal über dem, was die Erschließung der darüber liegenden Schichten gekostet hat. Nicht umsonst bekräftigt Gazprom-Generaldirektor Alexéi Miller immer wieder im Fernsehen, dass die Zeiten des leichten Gases vorbei sind. Je mehr zusätzliches Gas wir erschließen wollen, desto schwieriger und teurer wird es."

    Ja, es wird teuer werden – auch das ist ein Grund für das russische Zugeständnis. Und schwierig wird die Erschließung der Achimov-Formation allemal – nicht nur, weil die russische Gasindustrie bislang nur wenig Erfahrung hat mit geologisch komplizierten Lagerstätten. Auch die Turbulenzen, die die Energiemärkte in den vergangenen Jahren erschüttert haben, machen langfristige Investitionen solcher Größenordnung zu einem riskanten Unterfangen. Doch das Zauberwort der russisch-deutschen Gaspartnerschaft lautet "Gemeinschaftsunternehmen": geteilte Investitionen und geteiltes Geschäftsrisiko vom Bohrloch bis zur Gasheizung. Gemeinsam soll jetzt begonnen werden, sagt Ingo Neubert, was für einen Staat allein unrentabel wäre.

    "Wir brauchen schon ein hohes Niveau von Öl- und Gaspreisen, um hier rentabel wirtschaften zu können."

    Auf den sibirischen Gasfeldern bahnt sich eine Zeitenwende an: Seit das Gas in den leicht zu erschließenden Lagerstätten zur Neige geht, sind ausländische Partner willkommen - insbesondere die Deutschen, deren eigene Erdgasvorkommen klein sind, die aber über die Technik und das Know-how verfügen, diese unter schwierigsten geologischen Bedingungen aus der Erde zu holen. Ingo Neubert:

    "Insgesamt werden in dieser Region noch mal über 1000 Milliarden Kubikmeter Erdgas zur Verfügung gestellt, allein aus dem Achimov-Horizont. Da wird man geschätzte 1000 zusätzliche Bohrungen insgesamt niederbringen. Da brauchen Sie keine Angst zu haben, dass es in Westeuropa kalt wird, dass das Gas auf absehbare Zeit alle wird. Aber es verlangt natürlich permanente Investitionen, und Russland ist bereit – wie unser Beispiel Achimgas zeigt-, dieses gemeinsam mit westeuropäischen Partnern zu machen. Wenn jemand Zweifel hat, dass es Russland nicht ernst meint mit der Versorgung des westeuropäischen Marktes, der kann hierherkommen. Den können wir heilen."

    Meint Russland es tatsächlich ernst mit der Versorgung des westeuropäischen Marktes? Tatsächlich bezweifeln das nicht wenige. An Kritikern mangelt es dem russischen Gasmonopolisten jedenfalls nicht: Nicht nur die Nachbarländer Ukraine und Weißrussland bezeichnen Gazprom gern als Instrument eines russischen Energie-Imperialismus, ja sogar als "Waffe des Kreml". Die Russen selbst haben ihm den scherzhaften Beinamen:"Putins zweites Außenministerium" gegeben. Auch in Deutschland gibt es Kreise, die besorgt sind, Russland könnte eines schönen Tages den Gashahn zudrehen, trotz der Nordstream-Pipeline, die im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen ist. Als Beleg führen die Skeptiker die Ereignisse im Januar dieses Jahres an, als die Staatsholding Gazprom während der Kälteperiode die Gaslieferungen kurzzeitig senkte, um die Nachfrage im eigenen Land decken zu können.

    Ist es also klug für Deutschland, seine Gasversorgung langfristig auf einen solchen Konzern zu stützen? Die Antwort auf diese Frage ist komplex. Energieexperten müssen mehr Weltgegenden bereisen als nur Sibirien, um sie zu finden – denn der einst so stabile deutsche Gasmarkt wird heute von vielen Seiten erschüttert. Darum ist auch Dr. Kirsten Westphal von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik viel unterwegs. Mir ihr verabredet man sich am besten in einem Flughafencafé.

    "Man kann sicher sagen, dass die deutschen Energiemärkte – vor allem der deutsche Gasmarkt in einer wirklich schwierigen Übergangphase ist, wo man sehr viele Unsicherheiten, Unbekannte in der Zukunft absehen kann. Insofern ist es sehr sehr schwierig zu sagen: Wo liegt die Nachfrage 2030?"

    Die Turbulenzen dieser Übergangsphase können die Deutschen auf ihren Gasrechnungen ablesen. Nach Jahren des stetigen Preisanstiegs war der Gaspreis im Jahr 2009 stark gefallen. Bis heute ist Gas vergleichsweise günstig im Vergleich zu Öl, dessen Preis immer wieder durch sprunghafte Anstiege Schlagzeilen schreibt.

    "Beim Supply, also beim Gasangebot hatten wir 2008/2009 ein Jahr der Revolution. Also die Shale-Gas-Revolution in den USA, die Schiefergasentwicklung, und zwar in einem Maße, dass alle Flüssiggasströme, die für die USA gedacht waren, auf die Weltmärkte gelenkt worden sind – was dann dazu geführt hat, dass sie auch nach Europa gekommen sind, und wir wirklich eine Gasschwemme hatten. Das sind Situationen, die am Gasmarkt zu enormen Umwälzungen geführt haben. Und die dann auch noch mal das Kräftegleichgewicht, das Marktgewicht bei den Akteuren sehr verändert haben."

    Eine Gasschwemme – und das in Zeiten, als alle Experten mit Rohstoffknappheit rechneten! Heftig war die Reaktion an den Spotmärkten - den internationalen Warenbörsen für den kurzfristigen Handel mit Rohstoffen und anderen Waren: Dort sanken die Gaspreise ins Bodenlose. Viele der großen deutschen Gasversorger aber – wie beispielsweise E.ON-Ruhrgas - sind heute durch die Nordstream-Pipeline mehr denn je an die russische Gazprom gebunden, die ihr Gas weiterhin auf dem hohen Niveau des Ölpreises verkauft. Jetzt wird in einem Schiedsgerichtsverfahren darüber verhandelt, ob Gazprom einen Teil seines Gases nicht doch zu Spotmarkt-Preisen anbieten muss.

    Doch würde Deutschland langfristig besser damit fahren, wenn es sein Gas ausschließlich auf den Spotmärkten beziehen würde, und nicht mehr an die langfristigen Abnahmeverträge der Gazprom gebunden wäre? Energieexpertin Westphal hat da ihre Zweifel.
    "Man muss nämlich auch sehen, dass, wenn wir jetzt Spotmärkte hätten mit einem Gas-zu-Gas-Wettbewerb, dann würde das auch Chancen eröffnen für eine Kartellbildung der großen Produzenten. Und das wären Algerien, Katar, Russland, perspektivisch Iran, die ja auch schon das Gas Exporting Countries Forum gegründet haben. Das ist sehr in den Sternen. Aber wenn wirklich ein Wettbewerb käme, Gas-zu-Gas, und Spotmärkte, die nicht mehr in langen Verträgen gebunden sind, dann kann man davon ausgehen, dass wir sicher Zeiten erleben mit niedrigen Preisen, aber wir können auch Zeiten haben, wo es höhere Preise gibt. Und dass prinzipiell man auch die Möglichkeiten hätte, Mengen zurückzuhalten, sich abzusprechen."

    Nervöse Energiemärkte mit dem Risiko neuer Gaskartelle: So könnte die Alternative aussehen zu den Langfristverträgen mit Gazprom. BASF-Wintershall - ob Gasschwemme oder nicht - setzt da lieber auf einen alt bewährten Interessenausgleich: Deutsche Förderrechte für russische Bodenschätze im Tausch gegen den Zugang zum deutschen Gasmarkt. Denn analog zu Gemeinschaftsunternehmen des Modells Achimgaz, die in Sibirien russisches Gas fördern, gibt es am anderen Ende der Wertschöpfungskette das Gemeinschaftsunternehmen Wingas, das dieses Gas an europäische Stadtwerke, Regionalversorger und Industriebetriebe vertreibt.

    Auf diese Weise bietet Wintershall der Gazprom den direkten Zugang zum europäischen Endverbraucher. Mit diesem Geschäftsmodell, weiß Energieexpertin Westphal, zeigt der russische Staatskonzern Gazprom seinen westeuropäischen Partnerunternehmen, was er unter Energiepartnerschaft versteht: Bilateral soll jeder bekommen, was er vom anderen begehrt.

    "Es macht sicher Sinn, sehr genau darauf zu gucken, in welchen Geschäftsfeldern, auf welchen Stufen die Gazprom sich noch mehr in Deutschland beteiligt. Aber vor allen Dingen ist die Frage sehr virulent für andere Länder, Nachbarschaftsstaaten von uns – die osteuropäischen Länder, die südosteuropäischen Länder. Da muss man wirklich sagen: Gazprom hat eine klare Strategie, ihre Marktanteile zu halten und auszubauen. Das ist ökonomisch völlig rational, nur es widerspricht unseren Interessen."

    Diversifizieren, lautet die Antwort der deutschen Politik auf ihr Energiedilemma. Gas aus Russland wird weiterhin unverzichtbar sein – jedoch sollen die bezogenen Mengen möglichst gering gehalten werden. Und so setzen nicht nur Deutschland und viele andere EU-Staaten ihre Hoffnungen in die Pipeline Nabucco, die die EU unter Umgehung Russlands an die Gasfelder Zentralasiens anbinden soll. Doch ob diese Pipeline tatsächlich gebaut werden wird, steht in den Sternen.

    Die Karten auf dem Gasmarkt werden neu gemischt – doch so oder so ist Russland ein Lieferant, auf den die Deutschen auf sehr lange Sicht nicht verzichten werden können. Gerade deshalb braucht Gazprom in Deutschland ein besseres Image - auch das ist wohl der Grund, warum sich Wintershall-Vorstandsmitglied Mario Mehren gern mit Journalisten zu Gesprächen in Moskauer Restaurants trifft.

    "Russland, Gazprom ist auch ein verlässlicher Partner. Ich sage das deshalb, weil man in der Presse in der letzen Zeit ja auch mal andere Dinge lesen konnte. Natürlich ist Russland ein wichtiger Lieferant für Gas, insbesondere auch für Öl für Europa. Aber umgekehrt ist natürlich auch Europa ein ganz wichtiger Absatzmarkt. Ich glaube, dass da die Grundlage gelegt ist für eine gemeinsame, erfolgreiche Partnerschaft."

    Russland bietet mehr Energiesicherheit als die Spotmärkte, das ist Mehrens wichtigstes Argument. Denn das Gas, das an den Spotmärkten vertrieben wird, ist nicht zwangsläufig billig, sondern es kann je nach Marktlage auch sehr teuer werden. Dazu kommt: Es gelangt nicht in Pipelines zu den Abnehmermärkten, sondern in Schiffen. Um in Containern transportfähig zu sein, muss es zunächst in einen flüssigen Zustand gebracht werden, um dann, nach Ankunft im Zielhafen, wieder in Gas zurückverwandelt zu werden.

    All das ist weder kostengünstig noch sicher, glaubt Mario Mehren – zumal die dafür notwendigen Industrieanlagen in den meisten deutschen Häfen erst noch gebaut werden müssten. Langfristige Lieferverträge, in Kombination mit Beteiligungen an den Gaspipelines wie etwa der Nordstream und der zukünftigen Southstream sowie an deren Anschlussleitungen in Deutschland, sagt Mehren, seien deutlich sicherer.

    "Die Tanker, die schließen keinen langfristigen Vertrag mit Ihnen ab, wie eine Gazprom bereit ist, das zu machen. Sondern die sind unterwegs und werden nach links oder nach rechts geleitet. Im Moment entscheiden die sich eher weniger für die USA, weil dort weniger Bedarf ist. Dann gehen sie nach Asien, teilweise gehen sie nach Europa, wo diese Anlagen sind. Da haben Sie keine Versorgungssicherheit mehr. Der Aspekt geht da verloren. Und von den Kosten, bis wir mal so eine Infrastruktur aufgebaut haben – ohne dass ich Ihnen unsere Preisformeln nennen möchte -, da sind wir lange wettbewerbsfähig. Wenn wir mit Flüssiggas und den damit zusammenhängenden Investitionen konkurrieren dürften. Das wäre eine schöne Preissituation für uns."

    Auf der Achimgas-Formation hat es geschneit. Auf Förderabschnitt 1A zieht eine Schneekatze ihre Furchen durch den frischen Schnee. Hier arbeitet Pjotr Sekóra. Er ist Bohrmeister und koordiniert die Arbeiten auf dem Gasfeld. Sekora, dick eingehüllt in einen Wintermantel, mit einer Wollmütze unter dem Bauhelm, weist mit dem Finger auf die schneebedeckte Erde. Irgendwo da unten schlängelt sich jetzt ein Rohr durch die geologischen Schichten – durch 400 Meter Permafrostboden hindurch, in Richtung des glühend heißen Erdinneren. Dorthin, wo sich in Jahrmillionen in Ritzen und Spalten wertvolle Rohstoffe angesammelt haben: Gas und flüssiges Gaskondensat. Biegsamen Strohhalmen gleich, sollen die geplanten Bohrungen die gashaltige Erdschicht aus verschiedenen Richtungen anzapfen.

    "Das erste Bohrloch haben wir von Null angefangen. Wir mussten den gesamten Bohrturm von unten bis oben neu montieren. Ab jetzt, ab dem zweiten Bohrloch, ist die Arbeit deutlich weniger aufwendig, denn wir haben alles auf Schienen gebaut. Wo wir jetzt ein neues Bohrloch beginnen wollen, dahin brauchen wir den gesamten Komplex mit dem Bohrturm nur herüberzubewegen. "

    Der Bohrturm hat die Größe eines mehrstöckigen Gebäudes. Noch vor zwei Tagen stand er an der Stelle, wo jetzt der sogenannte "Christmas-Tree", die Obertagearmatur, das Bohrloch abschließt. Er steht auf Gleisen, also kann er, sobald eine Bohrung abgeschlossen ist, ohne aufwendige Abbauarbeiten zum nächsten Bohrloch weitergeschoben werden – und dann seinen Bohrmeißel an dieser Stelle von neuem in den Permafrostboden graben. Gasförderung heute, das ist ein komplexes System aus Schwerindustrie, Hightech und Logistik: hocheffektiv - aber es hat seinen Preis, und der wird auf den Endverbraucher umgelegt werden.

    Ob das Gas aus den immer schwieriger zu erschließenden russischen Gasfeldern auf lange Sicht konkurrenzfähig sein wird, das muss sich erst noch zeigen. Am mangelnden Willen von Gazprom jedenfalls, glaubt Bohrmeister Sekora, wird die russisch-deutsche Gaspartnerschaft nicht scheitern. Und sei es auch nur, weil geologisch so schwierige Lagerstätten wie die Achimov-Formation nur gemeinsam rentabel zu erschließen sind.

    "Früher waren Öl und Gas bei uns leicht zu fördern. Inzwischen aber sind die Erdschichten nur noch schwer zugänglich. Mit unserer traditionellen Technik ist das kaum noch zu schaffen. Aber zusammen ist das perfekt: Russische Erfahrung und Technik ergänzt sich wunderbar mit dem, was die moderne westliche Bohrtechnologie zu bieten hat. Zusammen erreichen wir das gewünschte Resultat. Und so, denke ich, wird es weitergehen."