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"Der stille Beatle mit den eher leisen Tönen"

George Harrison prägte mit seinem Gitarrenstil den Sound der Beatles. Er schrieb Klassiker wie "Taxman", "While My Guitar Gently Wheeps" oder "Something". Trotz aller Erfolge beteuerte er bis zu seinem Tod, er habe sich immer als Musiker und nicht als Star gefühlt.

Von Michael Kleff | 29.11.2011
    "Wir fuhren mit einem Doppeldeckerbus in Liverpool herum, in der Gegend, wo John lebte. Wir waren ganz allein und da forderte John George auf, lass mal hören, was du kannst. Der packte seine Gitarre aus und spielte diese Nummer, 'Raunchy'."

    Paul McCartney erinnert sich, wie George Harrison 1957 bei den Quarrymen einstieg; John Lennons Band, aus der die Beatles hervorgingen. Harrison, "der stille Beatle mit den eher leisen Tönen" starb am 29. November 2001 in Los Angeles an Krebs.

    Geboren 1943 als Sohn eines Busfahrers in Liverpool, wurde der Sänger und Gitarrist mit 17 Mitglied der Quarrymen und gastierte 1960, mittlerweile hatte man sich in The Beatles umbenannt, im Hamburger Star-Club. Zwei Jahre später erschien die erste Single der Fab Four: "Love Me Do", mit denen die Beatles ganz Deutschland eroberten.

    "Guten Abend, hier sind die drei fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg. Am Mikrofon Ihr George von The Beatles. Und Sie hören nun unsere neuen Schallplatten. Guten Abend."

    George Harrison war 1963 erstmals mit einem eigenen Song auf einem Album der Band vertreten. Bis zur Auflösung der Beatles steuerte er über 20 Titel bei; von denen einige zu Klassikern wurden: "Taxman", "While My Guitar Gently Wheeps" oder "Something". Harrison war es auch, der indische Musik für die Beatles entdeckte.

    George Harrison prägte mit seinem Gitarrenstil den Sound der Beatles maßgeblich. 1970 hatte er nach der Auflösung der Band mit dem Dreifach-Album "All Things Must Pass" das erfolgreichste Soloprojekt eines Ex-Beatle. Trotz aller Erfolge meinte Harrison immer, er sei musikalisch gar nicht so gut, dass man drüber reden müsste.

    "Ich kann Sachen gut miteinander mischen. Aber wenn man sie einzeln betrachtet, bin ich weder musikalisch noch textlich sehr gut. Hinzu kommt, dass ich durch den Einfluss indischer Musik und durch Spiritualität gar keinen Grund sehe, viele Hits zu schreiben. Wenn ich etwas sage, dann muss es Bedeutung haben, einen Wert. Damit nach 20 Jahren nicht nur ein dummer Song und die Tantiemen bleiben. Das ist zwar nett, aber etwas mehr Tiefgang wäre schon besser."

    1971 organisierte Harrison das legendäre Konzert für Bangladesh, unter anderem mit Bob Dylan und Eric Clapton. Es gilt als Vorbild für spätere Benefizveranstaltungen wie die Live-Aid-Konzerte gegen den Hunger in Afrika in den Achtzigern. Sein Engagement begründete Harrison so:

    "Ich bin unglücklich, dass sie die Welt zementieren und die Wälder abholzen. Und darüber, dass der Planet von Verrückten und Habgierigen kontrolliert wird. Ich weiß, dass alles vergeht. Aber was tief in uns steckt, können sie nicht zerstören. Selbst wenn sie den Planeten mit Wasserstoffbomben in die Luft jagen. Unsere Seele bleibt. Nur physisch verschwinden wir."

    George Harrisons letztes Studioalbum "Cloud 9" erschien 1987. Es enthielt mit "When We Was Fab" einen heiteren Rückblick auf die Beatles-Jahre. Kurz danach hatte Harrison dann mit Bob Dylan, Jeff Lynne, Roy Orbison und Tom Petty unter dem Namen Traveling Wilburys noch einmal Erfolg. Ansonsten lebte der Musiker mit seiner zweiten Frau Olivia und ihrem Sohn Dhani zurückgezogen auf einem schlossähnlichen Anwesen bei London. Bis zu seinem Tod beteuerte George Harrison, er habe sich immer als Musiker und nicht als Star gefühlt.

    "Ruhm hatte ich wahrscheinlich genug in den Sechzigern. Ich spiele gerne in einer Band. Aber wenn du eine Tour machst, kannst du schnell neun Monate lang unterwegs sein. Was heißt das für dein Leben? Ich habe doch ein eigenes Leben – wie du auch."