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Der "stille" Beatle

Auch wenn George Harrison stets im Schatten von John Lennon und Paul McCartney stand, spielte er dennoch bei den "Fab Four" keineswegs eine untergeordnete Rolle: Er übernahm bei rund 40 Beatles-Songs den Part des Leadsängers. Am 29.November 2001 starb George Harrison in Los Angeles an Krebs.

Von Thomas Steinberg | 29.11.2011
    Jim Capaldi: "Watching the Spice Girls, hahaha!"

    Tom Petty: "It was wonderful sharing each others compan."

    Steve Lukather: "George was a friend of mine and the reason why I started playing guitar was the solo on 'I saw her standing there'."

    Der verstorbene Traffic-Drummer Jim Capaldi, ein alter Weggefährte, sah mit George Harrison gern Videos der Spice Girls an, ohne Ton! Tom Petty denkt oft an die gemeinsame Zeit bei den Traveling Wilburys zurück. Für Toto-Gitarrist Steve Lukather war George Harrison's Solo im Beatles-Klassiker "I Saw Her Standing There" sogar der Grund überhaupt Gitarre zu lernen. Später wurden beide Freunde. Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Musiker und Menschen.

    George Harrison machte stets das, was aus ihm "herauskam", wie er sagte. Schon zu Beatles-Zeiten! Das zeigten seine so unterschiedliche Kompositionen wie "Taxman", "While My Guitar Gently Weeps" oder "Here Comes The Sun". Es sei absolut falsch zu versuchen, seine Lieder oder seine Musik für einen bestimmten Markt aufzupolieren, war Harrison sicher.

    Bei seinem ersten Solo-Hit "My Sweet Lord" wollte Harrison, der sich stark für die indische Kultur interessierte, nach eigenem Bekunden, eine Brücke schlagen, zwischen östlichen und westlichen Religionen. Seine letzte "Nummer-Eins" 1987, nach langer Durststrecke, hieß "Got My Mind Set On You". Die alte Rudy Clark-Nummer "Got My Mind Set On You" spukte George Harrison Jahrzehnte lang im Kopf herum. Der einzigartige Rhythmus, gespielt von Ausnahme-Drummer Jim Keltner, entpuppte sich schließlich als Initialzündung. Zum Song gab es auch ein wunderbares Video.

    George Harrison liebte es in einer Band zu spielen, für ihn der größte Spaß überhaupt. Seinen Traum verwirklichte er ab Ende der 80er-Jahre mit den Travelling Wilburys, von denen zwei Alben erschienen. Ein Eigenes veröffentlichte Harrison zu Lebzeiten nicht mehr. An "Brainwashed" arbeitete er bis kurz vor seinem Tod. Die CD erschien im Herbst 2002.

    "Brainwashed" berühre generell Themen und Bereiche, die in der "aktuellen Popmusik" kaum noch angesprochen werden, so George Harrison, zum Beispiel das Thema Korruption. Manchmal fühlte sich George Harrison als lebe er auf dem falschen Planeten. Sobald der Ex-Beatle seinen riesigen Garten und das Grundstück verließ, überkam ihn das zweifelhafte Gefühl: "Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?" 1999 hatte ihn ein geistig Verwirrter, in den eigenen vier Wänden, durch Messerstiche schwer verletzt. Danach zog sich Harrison fast gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück. Von seiner Krebserkrankung wusste er bereits seit 1997. Mit nur 58 Jahren starb George Harrison heute vor zehn Jahren in Los Angeles.