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Der Strom

Paul Eck fuhr zum Segeln an den Neusiedler See. Konrad Feldt suchte seine Chancen in Tokio. Viktor Gartner glaubte verborgenen Wahrheiten am Berg Athos auf die Spur zu kommen. Und Thomas Mach hat sich nun nach Ägypten aufgemacht.

Eberhardt Falcke | 08.09.2002
    Der Anlass seiner Reise war nicht erfreulich. Thomas Mach sollte an die Stelle einer Reiseleiterin treten, die sich zehn Tage zuvor in Kairo aus dem 16. Stockwerk des Sheraton-Hotels gestürzt hatte, ohne einen Hinweis auf den Grund ihrer Verzweiflungstat hinterlassen zu haben.

    Thomas Mach und die anderen sind die Helden der letzten vier Romane von Gerhard Roth. Das heißt jedoch nicht, dass sie hinsichtlich ihrer eminenten Mobilität eine Ausnahme wären. Die Reise als Handlungsmuster ist seit je ein wesentliches Element im Werk des gebürtigen Grazers und damit ist er unter den österreichischen Autoren seiner Generation ganz und gar nicht allein. Im Gegenteil: Lässt man die Bücher eines Gerhard Roth, Peter Handke, Peter Rosei, Klaus Hoffer Revue passieren - besonders die aus den siebziger Jahren -, dann verspürt man bei aller individuellen Verschiedenheit doch einen ganz speziellen Fahrtwind, eine sehr geistesverwandte Art der Aufbrüche und des Unterwegsseins. Fast immer sind die Protagonisten ebenso passionierte wie getriebene Reisende.

    Tatsächlich waren die siebziger Jahre auch die Zeit eines Aufbruchs der jungen österreichischen Literatur. Sie emanzipierte sich von alten Autoritäten und nahm die dunklen Seiten der Heimat ins Visier. Sowohl literaturpolitisch als auch literarisch wurde dadurch eine Polarität begründet, die sich nach wie vor bei zahlreichen österreichischen Autoren beobachten lässt. Dabei stehen auf der einen Seite die Enge und die Zwänge der Heimat mit ihrer braunen Vergangenheit. Sie gilt als Territorium der Unterdrückung, der Verletzungen und Traumata. Auf der anderen Seite stehen die Flucht oder der Aufbruch in Weltgegenden, wo andere Erfahrungen möglich werden. Von den inzwischen ins Zelebritätenalter eingetretenen literarischen Neuerern der siebziger Jahre hat keiner diese Polarität von bedrückender Heimat und befreiendem Aufbruch so beharrlich und konsequent weiterverfolgt wie Gerhard Roth. Das lässt sich nicht allein an zahlreichen seiner Texte beobachten, sondern auch an der gesamten Entwicklung seines Werks. Am Anfang waren es Erfahrungen hermetischer Enge, die mit ebenfalls hermetischen experimentellen Mitteln ausgelotet wurden. Danach begann 1974 mit dem geradezu programmatischen Titel "Der große Horizont" eine Serie von Reiseromanen. Deren Helden verabschiedeten sich aus der pathologischen Klemme des heimatlichen Unglücks und erprobten ihr Problembewusstsein in der weiten Welt; und ihr Autor vertauschte die experimentelle Strenge mit gängigeren Erzählverfahren.

    1980 kehrte Roth dann mit dem Roman "Der stille Ozean" wieder auf österreichisches Terrain zurück. Die Paradoxie des Titels löst sich auf, wenn man ihn metaphorisch versteht, nämlich als Ozean des Schweigens über die Verbrechen, welche die Gesellschaft, an den Menschen, besonders ihren Außenseitern verübt hat, nicht nur in den notorischen Epochen der Vergangenheit. In einer vielteiligen Folge von Arbeiten verschiedener Gattungen vertiefte sich Roth in die Düsternisse der "Archive des Schweigens", wie er diesen Werkkomplex genannt hat. Inzwischen jedoch, genaugenommen seit 1995, sind in seinen Romanen wieder die reisenden Helden unterwegs, um zu sehen, ob die Welt nicht noch anderes für sie bereithält als die Verhängnisse ihrer Herkunft. Und ihr Autor erhält damit wieder vermehrte Gelegenheiten, sich Schilderungen zu widmen, die er besonders schätzt: denen des Lichts, strahlender Himmel und offener Landschaften.

    Geblendet vom Sonnenlicht, das durch das Kabinenfenster fiel, öffnete er die Augen. - Er hatte die Reise, trotz der bösen Vorzeichen, in der Überzeugung angetreten, dass ihm nichts geschehen würde und sein Tod, wenn er sich richtig verhielt, in ferner Zukunft lag, weit hinter der leichten Krümmung der Erde, die er vor sich sah. - Verschlafen blickte er auf den glitzernden Nil hinunter und dachte erstaunt, dass ein imaginärer Pinsel das Wasser-aderngeflecht aus Kanälen und Seitenarmen mit Goldfarbe bestrich, mit Giottogold, der entrücktesten und überirdischsten Farbe.

    Es geht also um Tod und Leben bei dieser Reise an den Nil. "Der Strom" lautet der Titel des Romans. Allerdings verweist er nicht allein auf den großen lebenspendenen Fluss. So wie sich der Nil in ein Aderngeflecht verzweigt, so vervielfältigen sich auch in einem metaphorischen Vexierspiel die Bedeutungen von Fluss und Strom. Gelegentlich kehren seine Windungen im Motiv der Schlange wieder oder seine unüberschaubaren Nebenläufe korrespondieren mit einem antiken Labyrinth. Denn natürlich ist auch Thomas Mach wie die meisten Helden Gerhard Roths ein Suchender, dem sich die Linien, denen er folgt, bald gehörig und auch gefährlich verwirren. Und noch ein weiterer Strom trägt dazu bei. Es ist jener der Wahrnehmungen, denen der Suchende ausgeliefert ist, im ständigen Bemühen, fremde Dinge und Zeichen zu entziffern.

    Das beginnt schon damit, dass sogar die Wegbeschreibung, der er in Ägypten folgt, der Dekodierung bedarf. Es handelt sich dabei um das Studientagebuch seiner Vorgängerin. Er benutzt es, um seine künftige Route als Reiseleiter kennen zu lernen. Gleichzeitig fahndet er dabei nach den Ursachen für den Selbstmord von Eva Blum. Dadurch gerät er auf mancherlei mysteriöse Spuren. Vor allem aber wird er fortwährend mit dem Tod konfrontiert - vom Totenkult der alten Ägypter, bis zum handfesten Mord. So erhält der Strom, an dem Thomas Mach sich entlangbewegt, eine weitere, dem Leben konträre Bedeutung: Er steht metaphorisch für den Fluss in die Unterwelt. "Orkus" soll denn auch der siebenteilige Zyklus heißen, von dem nun die vier Romane "Der See", "Der Plan", "Der Berg" und eben "Der Strom" vorliegen. Mit Thomas Machs Geschichte gewinnt dieses Vorhaben erheblich an Deutlichkeit.

    Auch die nicht lange vor seinem Eintreffen in Kairo verübten Attentate islamistischer Gotteskrieger haben ein Klima der Bedrohung geschaffen, das sogar die allgegenwärtigen Sicherheitskräfte wie Todesboten erscheinen läßt. Der Chauffeur des Reisebüros ist ebenfalls bewaffnet.

    Bevor er in den roten Kleinbus stieg, zog Thomas Mach seine Jacke aus und stopfte sie in die Reisetasche. Es war heiß und staubig, und der hellblaue Himmel milderte die düsteren Gedanken, so dass ihm alles, was er über die Anschläge und den wahrscheinlichen Selbstmord Eva Blums erfahren hatte, wie eine Erfindung vorkam. [..] Der junge Mohamed fuhr, während der Alte neben ihm auf dem Vordersitz saß, ohne sich um den Fahrgast zu kümmern. Eine Stelzenautobahn erhob sich über die verfallenen und mit Müll bedeckten Dächer eines Stadtteils, in dem er ein Menschengewühl auf einem großen Platz ausmachte und Polizisten in schwarzen Uniformen mit umgehängten Gewehren. [...] Da er alles nur durch den Vorhangschlitz sah, kam sich Thomas Mach wie jemand vor, der unerlaubt in eine fremde Welt eindrang. Nie zuvor hatte er, wie jetzt, das Gefühl empfunden, eine verbotene Stadt, verbotenes Land zu betreten. [...] Sie überquerten nach einer Weile eine Brücke, unter der sich der Nil braun und träge wie eine gewaltige Schlange dahinwälzte. Am Ufer ankerten Feluken und Motorboote, und das Sonnenlicht glitzerte auf der Oberfläche.

    Allein schon diese Passagen verraten einiges über die Natur von Thomas Machs Reise, über ihr Tempo, ihre Grundstimmung und die Art der dabei vorherrschenden Wahrnehmungsweisen. Ganz besonders fallen zwei Elemente ins Auge: die Vielfalt der Detailbeobachtungen, durch deren Aneinanderreihung die Erzählung einen stark protokollarischen Grundzug erhält. Einmal begegnet Thomas Mach einem sechzigjährigen weißbärtigen Europäer mit Brille, in dem man ohne weiteres ein Selbstporträt des Autors Gerhard Roth bei der Romanrecherche vermuten kann.

    Thomas Mach konnte, da der Mann deutsch schrieb, erkennen, dass er Einzelheiten festhielt. Vielleicht war er Journalist. Oder er litt unter einer Art Schreibzwang.

    Um den Kern detailliert verzeichneter Reiseimpressionen herum ordnen sich in assoziativ oder zufällig anmutender Folge die weiteren Bedeutungsaspekte des Romans. Wie man es von Gerhard Roth kennt, sind auch in diesem Buch verschiedene Gattungen chimärenhaft verbunden. Am häufigsten - und so auch hier - tritt in Roths Werk die Verschränkung von Reise und Kriminal- oder Detektiv-Genres auf. Sie dienen gleichsam als Vehikel der Handlung, mit dem die weiteren, subtileren Intentionen auf den Weg gebracht werden. Denn genau besehen folgt Thomas Mach dem uralten Abenteuerschema der Wahrheits- und Heilssuche. Wenn er sich aufmacht, das Leben in dem fremden Land zu erkunden, geht es ihm tatsächlich um das viel riskantere Ziel, sein eigenes Leben zu verstehen und herauszufinden, was ihn schon als Jüngling bewegt hat: Wie es um Leben und Tod bestellt ist. Seine Nachforschungen über Eva Blum haben lediglich die Funktion des McGuffin bei Hitchcock. Sie bringen und halten die Handlung in Gang, ihre Bedeutung jedoch wird immer geringer.

    Kein Gedankengebäude, ahnte er, hielt dem Leben stand - und mochte es noch so viele Wahrheiten enthalten. Schon während ein Gedankengebäude entstand, zerbröckelte es, auch wenn der Auflösungsprozeß nur langsam vor sich ging. Er vermutete, dass es nirgendwo Geschlossenheit gab, nichts stimmte tatsächlich, durch jede Wahrheit fraß sich eine Gegenwahrheit, jedes Argument enthielt ein Gegenargument.

    Hier klingt der alte österreichische Skeptizismus in Bezug auf Erkenntnis, Sprache und philosophische Systeme an. Und es will gewiß etwas heißen, wenn Thomas Mach den Namen mit Ernst Mach gemein hat, einem der großen Vertreter dieser Geistestradition, demzufolge das Ich, das souveräne Subjekt also, nicht zu retten war. Fast könnte man meinen, die Erfahrungsweise des Romanhelden sei den Einsichten Ernst Machs über die Wechselbeziehungen zwischen psychischen Empfindungen und äußeren Wahrnehmungen nachgebildet.

    Seit seinen Anfängen hat Gerhard Roth im Beschreiben der Welt zugleich die Art und Weise analysiert, in der seine Helden ihre Außenwelt wahrnehmen. Im Fall von Thomas Mach spielt die Leidenschaft für die Genauigkeit eine entscheidende Rolle, weil sie ihm erlaubt die Dinge auf eigene Weise und damit neu zu sehen. Zu einer solch neuen Sichtweise drängt es ihn umso mehr, als er alte festgefügte Bilder loswerden will. Und natürlich sind das Bilder aus dem dunklen Teil der österreichischen Geschichte. Mit den Geschäften seiner Familie, einer Dynastie von Papierfabrikanten, will er nichts mehr zu schaffen haben: Die haben sich im Dritten Reich moralisch und über lange Zeit hinweg ökologisch versündigt. Nur mit einem Onkel, dem Besitzer des Reisebüros, verbindet ihn noch sein Angestelltenverhältnis.

    Thomas Mach durchläuft extreme Zustände während der zehn Tage des Reisens und Suchens, die der Roman schildert. Er pendelt zwischen Persönlichkeitsauflösung und Augenblicken der Selbstfindung. Er macht sich selbst zur stigmatisierten Figur und er gibt seinen Glauben, dass sich die Zeichen der fremden Welt entziffern ließen, in einem Haschischtrip preis. Eine entscheidende Rolle für seine Orientierung spielen außer dem Studientagebuch seiner Vorgängerin auch überraschende innere Impulse.

    Es war auf der Rückfahrt im mittäglichen Straßenverkehr gegenüber einem verwahrlosten Friseurgeschäft, als Thomas Mach seine innere Stimme vernahm, die ihm die Anweisung erteilte, sich die Haare rot zu färben >wie Ramses II.<. Thomas Mach wußte augenblicklich, dass die Sache vor einer Wende stand: Würde er die innere Stimme ignorieren, bestand die Gefahr, sie wie früher schon einmal zu verlieren. Nun hatte er die schwierige Entscheidung zu treffen, ihr zu vertrauen oder hinkünftig vielleicht ohne sie auskommen zu müssen.

    Er vertraut der Stimme und lässt sich die Haare rot färben, was ihn für die Menschen in den Straßen Kairos zur närrischen Figur oder gar zum Dämon macht. Doch offenbar gehört die innere Stimme zum Kostbarsten, was er noch besitzt: In ihr manifestiert sich - zwar unberechenbar, doch mit lebendiger Kraft - jener Rest von Identität und Selbstgewissheit, der ihm nicht ausgetrieben wurde. Wie die meisten Abenteuer der Suche nach Wahrheit, Leben oder Erlösung führt auch dieses über viele Stationen - in dramaturgischer, geographischer, geistiger und sogar spiritueller Hinsicht. Thomas Mach wird in zwielichtige Konfrontationen hineingezogen. Im Durcheinander eines nächtlichen Kampfes am Nilufer erschießt er einen Privatdetektiv und wird damit, ohne es zu wollen, zum Mörder. Das ist sein Sündenfall, der Verlust der tumben Unschuld, wie er den meisten Heilssuchern seit Parzifal widerfährt. Wobei natürlich der hier zugrundeliegende Heilsbegriff ein moderner, durchweg ambivalenter ist, bei dem auch Berührungen mit dem Wahnsinn nicht ausgeschlossen sind. Durchaus nüchtern gestaltet sich dagegen die Begegnung mit einem Sufi-Meister, der den Reisenden in die Gedankenwelt der islamischen Mystiker einführt und ihn zugleich über sein eigenes Treiben aufklärt.

    Er habe den Eindruck", so der Sheikh, "der junge Mann sei auf der Suche nach etwas. Er sehe Dinge und mache sich einen Reim darauf. Aber es falle ihm schwer, in der Vielfalt eine Einheit zu erkennen. Der Mensch sehe bloß Bruchstücke der Dinge, da sein Geist in Denkstrukturen gefangen sei, die die Welt nur in kleinen Stücken auffassen könnten.

    Genauso ergeht es Thomas Mach und genauso stellt sich auch der Roman über seine Suche dar. Die Bruchstückhaftigkeit seiner Sichtweisen ist in den knappen, oft nur kleinste Handlungsschritte wiedergebenden Kapiteln nachgebildet.

    Nicht zuletzt deshalb jedoch geht diese Reise durch das Labyrinth des Daseins - auch das ist eine zentrale Metapher des Romans - mit gehörigem Tempo vonstatten. Vermittels der direkten, unumwundenen Beschreibungsprosa überträgt sich der Sog des Reisens mit den rasch wechselnden Bildern und Eindrücken als Faszinosum auch auf die Lektüre des Romans. Zumal, inspiriert vom geschichtsträchtigen Schauplatz, eine erstaunliche Fülle von Themen, Motiven, Sujets und Verweisen aufgeboten wird. Roth betört nicht unbedingt durch stilistische Glanzlichter, dafür nimmt er durch sachlichen Facettenreichtum gefangen.

    Zu einer Lösung seiner existentiellen Fragen findet Thomas Mach nicht. Im Gegenteil. Wahrheit und Lüge erweisen sich als ununterscheidbar, das Entziffern der Welt erscheint als schiere Spekulation, die Wahrnehmung entbehrt der Verläßlichkeit, sogar dann, wenn es nur um die von einer Flasche herrührenden Farbenspiele auf dem Tischtuch geht.

    Sie waren das Ergebnis von physikalischen Gesetzen, aber wer sagte, dass nicht die Lüge, die Täuschung und die Fälschung ebenso Ergebnisse von anderen Gesetzen waren, die er nur nicht erfaßte?

    Am Ende kündigt Thomas Mach seine Stellung als Reiseleiter und bricht die letzten Brücken zu Heimat und Familie ab. Ihm wird ein Posten als Segelfluglehrer für Wüstenflüge vermittelt. Das Fliegen ist seine Leidenschaft, es erhebt ihn über die Labyrinthe der fragmentarischen Wahrnehmung und läßt ihn - vielleicht - alle Dinge in ihrem großen Zusammenhang erkennen. Was als Reise und Spurensuche begann, verwandelt sich in einen Flug ins Offene. Oder ist es eine Flucht? Eine Flucht aus dem Leben? Von einem alten Nilschiffer läßt sich Thomas Mach zu dem Flugplatz in der Wüste fahren.

    Die Feluke suchte den Wind, vergrößerte rasch ihre Geschwindigkeit, und Thomas Mach dachte einen Moment lang an sein Segelflugzeug, als sie rasend schnell den Fluss hinaufglitten. Geblendet vom Sonnenlicht, das vom Wasser reflektiert wurde, schloß er die Augen.

    Das ist ein offener Schluss in mehrfacher Hinsicht. Obwohl es keinen ersichtlichen Grund für einen plötzlichen Tod des Helden gibt, fungiert der alte Schiffer im Motivsystem des Romans als Fährmann auf dem Totenfluß. Von aller inneren Zerrissenheit und der quälenden bruchstückhaften Wahrnehmung wäre Thomas Mach jedenfalls durch seine mystische Flussfahrt ins Licht erlöst. Dieses Finale ist gewiss nicht mehr so ganz von dieser Welt. Gleich ob man sich Thomas Mach nach dem Zuklappen des Buches im Segelflugzeug oder im Jenseits vorstellt - sein Autor ist hier unzweifelhaft das Wagnis einer Himmelfahrt eingegangen. Ein Heilsversprechen ist damit dennoch nicht verbunden. Schließlich ist Gerhard Roth in seinem Denken ein Experimentalist geblieben. Er setzt seine Helden immer wieder neuen Herausforderungen aus - mit ungewissem Ausgang. Und dabei kommt auch der Mann mit dem Notizbuch, dem Thomas Mach unterwegs begegnet ist, nicht zur Ruhe.

    Die hohen Masten der Segelschiffe schrieben eine undeutbare Schrift in das wässrige Blau des Himmels. [...] Auf und ab bewegt von den Wellen des Nils, waren sie zu einem ewigen Schreiben bestimmt, wie der weißbärtige Mann in Alexandria.