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Der Tod, das Bambi und die ARD

Als wäre der November nicht ohnehin von Tristesse durchtrieft, vor Trauer trunken, gruftig gruselnd und merklich morbide. Morgen ist Totensonntag und um uns schwermutmäßig darauf einzustimmen, haben sich die ARD-Untoten allerlei Pein ausgedacht.

Von Andreas Stopp | 24.11.2012
    Jedermann, der mit knochiger Hand den Einsknopf auf der Fernbedienung zu drücken in der Lage war, begegnete ihm – dem Sensenmann! Die "Themenwoche" führte verheißungsvoll im Titel "Leben" – um dann aber die Zeile zur finalen Bestimmung zu bringen: "mit dem Tod".

    Gestorben wird immer, auch im Wonnemonat Mai, im Tatort, in den Nachrichten und bei manchen Programmen die Zuschauer vor Langeweile. Aber mit der Novemberdosis sendete man den Aufmerksamkeitsexitus geradezu herbei. Schon klar, diese öffentlich-rechtlichen Angsttriebe zauberten beachtliches Grün an den Lebensbaum, das vitale Aufbäumen in der Beschäftigung mit Gevatter Tod ist ureigenste Domäne der gebührenfinanzierten Grabwächter, keine Frage. Und qualitativ gibt es da gar nichts zu meckern – im Gegenteil!

    Aber ein wenig homöopathischer in der Packungsgröße hätte auch gereicht, um die mentale Volksgesundheit jetzt nicht post mortem reanimieren zu müssen.

    Von daher erklärt sich auch der Schwund bei den Bambizuschauern am Donnerstag. Letztes Jahr folgten dem Rehvieh noch gut sechs Millionen, dieses Jahr nur 2,6 . Und wissen Sie, warum? Die differenten 3,4 Millionen sind nämlich quasi gestorben während der Overkill-Themenwoche. So viel Tod und dann auch noch Bambi, von dem man ja schluchzend weiß, wie schlimm der Kitztod damals war – kein Wunder, dass bei der Gala alle schwarz trugen.

    Aber wo etwas vergeht und in die ewigen Jagdgründe fährt, da gibt es auch Auferstehung: Verlegeronkel Burda trotzt dem Zeitungssterben – ausgerechnet in der ARD. Da muss ich gleich mal auf der Tagesschau-App nachsehen, wie lange die was dazu meldet.