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Der Weg zur Wunschkombi

Seit diesem Semester bietet die Uni Göttingen neue Bachelor-Studiengänge an: Archäologie und Sport, Finno-Ugristik und Musikwissenschaft - viele Fächerkombinationen sind möglich. Aber nur, solange sich die Pflichtveranstaltungen nicht überschneiden. Genau das hat zu unter den Erstsemestern Unmut erzeugt. Jetzt soll eine Koordinationsstelle der Universität helfen, die Wunschfächer zu kombinieren.

Von Elke Drewes | 01.12.2006
    Eike Brahms hat 500 Euro Studiengebühren und den Semesterbeitrag von 175 Euro überwiesen. Für Arabistik und Geschichte hat er sich eingeschrieben und dann gemerkt: seine Wunschfächer sind nicht so ohne weiteres kombinierbar.
    "Das Problem war, dass sich die Vorlesungen und Übungen in Geschichte und Arabistik überschneiden. Da geht es um Aussprache im Arabischen, deswegen ist es auch sehr wichtig."

    Hinzukommt, dass bei den neuen BA-Studiengängen vom ersten Semester an die Leistung geprüft wird und die Anwesenheit in den meisten Veranstaltungen Pflicht ist. Bernd Ludwig ist Studiendekan der philosophischen Fakultät der Uni Göttingen. Dass Studierende wie Eike Brahms enttäuscht, sind kann er verstehen.

    "Es ist natürlich die unglückliche Situation, dass die Studienanfänger erstmals Studiengebühren zahlen und damit sind natürlich gewisse Erwartungen verbunden, was den Komfort und die Studienbedingungen angeht. Nun ist aber gerade die Einführung eines neuen Studienganges etwas, wo es an allen Ecken hackt und klemmt."

    Um Ecken und Kanten zu glätten, hat die Universität eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Studiengangskoordinatorin Astrid Winter ist bis zu 12 Stunden am Tag damit beschäftigt, die Studiengänge auf einander abzustimmen.

    "Es sind über 1000 Kombinationen möglich, bei 45 Fächern. Daraus haben die 12 Hundert Studienanfänger 414 verschiedene Kombinationen gewählt. "

    Bisher hatte die Studiengangskoordinatorin 50 Anfragen von Studierenden, die ihre Wunschfächer nicht kombinieren konnten, so wie Eike Brahms. Sie hatte dann die schwierige Aufgabe, mit den Dozenten zu verhandeln, damit sie ihre Veranstaltungen vom beliebten Vormittagstermin zwischen 10 und 12 Uhr auf neue Termine verlegen.
    Im Fall von Arabistik und Geschichte wollte keiner der Dozenten ausweichen. Deshalb wurde für Eike Brahms ausnahmsweise die Anwesenheitspflicht in der Arabisch Übung aufgehoben.
    "Die Übung fehlt natürlich. Das sind 18 Stunden arabisch, die fehlen. Unser Dozent hat gesagt, dass er uns vor Weihnachten Nachhilfestunden gibt. Ich muss viel zu Hause nacharbeiten und aufs nächste Semester hoffen, dass es besser "

    Eine unglückliche Ausnahme, bedauert Astrid Winter. Denn in vielen Fällen haben ihre Verhandlungen mit den Dozenten Erfolg gehabt, sagt sie, z.B. in der Kulturanthropologie.

    "Beide Hochschullehrerinnen waren bereit auszuweichen: die eine hat einen für sie ungünstigen Abendtermin gewählt, und die andere war bereit ihre Vorlesung zweimal halten. Auch in der allgemeinen Sprachwissenschaft gab es Überschneidungen und der Professor war bereit die Vorlesung am selben Tag zweimal zu halten."

    Um Kollisionsmöglichkeiten mit anderen Fächern zu vermeiden ist ein Lateindozent sogar auf 6 Uhr morgens ausgewichen. Das habe er aber von sich aus getan, dieser frühe Termin solle keinesfalls die Regel werden, sagt Astrid Winter.

    "Die Planung zeigt, dass es auch anders geht. Das ist unsere Chance in Göttingen, die Fächervielfalt zu nutzen für ein Göttinger Modell mit vielen kreativen Möglichkeiten. Ich kann Ihnen die Liste mal zeigen: Archäologie und Allgemeine Sprachwissenschaft, Archäologie und Sport, Indologie und Religionswissenschaft, Kunstgeschichte und Geschlechterforschung, Finno-Ugristik und Musikwissenschaft. Das etwas ganz Besonderes in Göttingen."

    Auf Studienkoordinatorin Winter wartet schon die nächste Aufgabe: die zahlreichen Prüfungen am Semester-Ende müssen koordiniert werden. Damit niemand mehr als eine Prüfung pro Tag absolvieren muss.