Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Deutsch-französische Beziehungen
Wie die Fußball-EM die Bildungsarbeit verändert

Seit mehr als achtzig Jahren sind die Länderspiele zwischen Deutschland und Frankreich auch ein Abbild der politischen Beziehungen beider Länder. Für die rund dreißig Millionen Fernsehzuschauer ist das Halbfinale bei der EM eine weitere Episode. Doch im Hintergrund geht die Fußball-Begegnung weiter.

Von Ronny Blaschke | 07.07.2016
    Fans der französischen und der deutschen Nationalmannschaft in St. Denis bei der Fußball-Europameisterschaft.
    Fans der französischen und der deutschen Nationalmannschaft in St. Denis bei der Fußball-Europameisterschaft. (imago sportfotodienst)
    Für Barbara Honrath war das Halbfinale eine glückliche Fügung. Das Spiel zwischen Frankreich und Deutschland bescherte ihrer Arbeit Aufmerksamkeit. Honrath leitet das Goethe-Institut in Paris. Seit Monaten hatten sie und ihre Mitarbeiter das Kulturangebot auch auf den Fußball ausgerichtet.
    Zahlreiche Veranstaltungen des Goethe-Instituts zur EM
    Das Institut organisierte eine Ausstellung, veranstaltete Gesprächsrunden und ließ den Fußballwortschatz in den Sprachunterricht einfließen. Barbara Honrath berichtet von einem Spiel der Autorennationalmannschaften. Die Auswahl aus Deutschland besteht seit 2005, die aus Frankreich erst seit kurzem.
    "Was ich aber besonders schön fand, war, dass abends bei der Podiumsdiskussion hier im Goethe-Institut, an der jeweils zwei Autoren aus beiden Ländern beteiligt waren, beide Seiten gesagt haben, dass von Anfang an eine sehr gute Beziehung bestand. Dass sie dann auch festgestellt haben, dass doch relativ viele Deutsche Französisch sprechen. Ich habe den Eindruck, dass durch dieses Spiel tatsächlich auch interessante Kontakte entstanden sind, die auch außerhalb dieses Fußballspiels dann weiter bestehen werden und vielleicht zu weiteren gemeinsamen Projekten führen werden. Und das ist immer toll, wenn in der Kulturarbeit des Goethe-Instituts das entsteht."
    Neue Kooperationen, die die EM überdauern?
    Auch in Frankreich haben es Kultur- und Bildungseinrichtungen nicht einfach, junge Menschen für ihr Angebot zu interessieren. Kann die EM daran etwas langfristig ändern? Die Hauptarbeit der Fußballbeziehungen fand auf Fachebene statt, etwa im Deutsch-Französischen Jugendwerk, gegründet 1963 im Rahmen des Élysée-Vertrages.
    Das Jugendwerk hatte nun viele Programme angestoßen. Sprachaustausch, Städtepartnerschaften, Kreativwettbewerbe mit fast 2000 Teilnehmern, unterstützt durch das Auswärtige Amt und den Deutschen Fußball-Bund. Der DFB besuchte mit seinen Landesverbänden die Zentrale des französischen Verbandes FFF. Auch zwischen den Amateuren ist eine Kooperation geplant, die das Halbfinale von Marseille noch lange überdauern soll.