Deutsch geht fremd

Von Slavica Vlahovic · 22.02.2013
Die Autorin konfrontiert das ihr fremde Deutsch mit ihrer Biografie. Sie flirtet mit seinen Wörtern, verwandelt das straffe "jawohl" in einen lustigen "Ochsen", aus "ohne" macht sie "mehr", aus Rückschlägen schräge Witze. Ihre Deutschkarriere begann mit Imperativen: "Putzen! Abstauben! Saugen!"
Als junge Frau kam sie aus Sarajevo nach Deutschland und wurde stumm. Deutsch ließ sie leiden und kämpfen; es reizte sie, immer tiefer in seine Geheimnisse vorzudringen. Im Chaos der fremden Klänge entdeckte sie kreative Räume, die sie ihr altes Leben neu sehen ließen.

Der Prozess des Lernens befreite sie von Trauer und Angst. "Sprache ist eine Waffe?" Sie denkt Tucholsky weiter: Deutsch als Fremdsprache ist eine Landmine, entweder man entschärft sie oder sie explodiert!

Ihr italienischer Dozent inspirierte sie mit seiner Metapher "sich die Fremde nehmen". Sie nahm sie sich leidenschaftlich und ging fremd mit Deutsch.


DLF 2013