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Deutsche Autoindustrie
Trotz Dieselgate kein Abschwung

Vor dem Hintergrund der VW -Affäre bricht die deutsche Autobranche eine Lanze für Diesel-Motoren. Der Lobby-Verband VDA stemmt sich dagegen, dass Dieselautos wegen der Abgasmanipulationen bei Europas größtem Autobauer in Verruf gerät. Dass durch den Skandal Vertrauen zerstört wurde – das musste zwar auch der VDA zugeben. Er hält aber mit neuen Zahlen dagegen.

Von Theo Geers | 01.12.2015
    Neuwagen stehen auf einem Verladeplatz nahe Michendorf (Brandenburg).
    Neuwagen stehen auf einem Verladeplatz nahe Michendorf (Brandenburg). (dpa / picture alliance / Ralf Hirschberger)
    Aufatmen in der deutschen Autoindustrie. Die Abgasbetrügereien bei Volkswagen haben bislang keine Spuren bei Absatz und Umsatz hinterlassen - Im Gegenteil:
    "Von August bis November ist der Diesel in Deutschland schneller gewachsen als der Markt,
    Dieselanteil im November bei 49,7%, Vorjahr 49,1%"
    So lauten die nackten Zahlen bei Dieselfahrzeugen, die Matthias Wissmann heute präsentierte. Aber der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie – VDA – hatte noch mehr gute Zahlen, die zeigen, dass das Dieselgate bei Volkswagen an den Autokäufern abperlt.
    Nach 11 von 12 Monaten des laufenden Jahres gibt es nur Pluszeichen: PKW-Neuzulassungen in Deutschland: plus 4 % auf knapp 3,2 Mio.; PKW-Export: plus 2 % auf 4,4 Mio. PKW-Produktion im Inland: plus 3 % auf 5,4 Mio., und PKW-Produktion in den Auslandswerken: plus 1 % auf 9,45 Mio. Erstmals überschritt die Weltproduktion der deutschen Konzernmarken die 15-Mio.Marke, so Matthias Wissmann:
    "Absatz, Umsatz, Produktion, Export und Beschäftigung wurden gesteigert. Noch nie haben die deutschen Automobilhersteller weltweit so viele Autos gebaut wie in diesem Jahr"
    Wachstum wird sich verlangsamen
    2016 wird sich dieses Wachstum auf im Schnitt 1 % verlangsamen, der Gegenwind werde stärker, zu groß sind die Unsicherheiten im Nahen und Mittleren Osten oder die Auswirkungen, die der Kampf gegen den Terror nach sich zieht.
    Vorsichtig bleibt die deutsche Autoindustrie aber auch wegen des Abgasskandals bei VW. Noch stimmen die Absatzzahlen, nur weiß auch ein Matthias Wissmann nicht, ob das so bleibt und wenn ja, wie lange.
    "Wir haben keine Anzeichen, dass der Diesel am deutschen Markt einbricht. Also im Gesamtbild, wie der westeuropäische Markt sich entwickelt, werden wir wahrscheinlich erst im Frühjahr haben, aber die Zahlen vom November für den deutschen Markt sprechen eine klare Sprache und sprechen nicht für einen Abschwung"
    Auswirkungen auf Klimaziele
    Gezittert wird dennoch, denn die deutschen Hersteller setzen bislang fast ausschließlich auf den Diesel, um die strengeren EU-Abgasnormen einzuhalten. Das Dieselgate von VW passt deshalb überhaupt nicht zu dieser Strategie, an der aber aus Sicht der Branche vorerst nicht gerüttelt werden kann:
    "Würde uns der Dieselmarkt wesentlich beeinträchtigt werden, hätte das enorme Konsequenzen für die Erreichung der CO2-Ziele 2020/21. Ohne den Diesel sind die CO2-Ziele 2020/21 nicht zu erreichen."
    Am Diesel halten die deutschen Hersteller auch deshalb fest, weil Elektroautos weiterhin Ladenhüter sind. 29 Modelle gebe es, so Wissmann stolz, doch er muss einräumen: Bis November wurden sie in Deutschland nur 14.900 mal gekauft. Markterfolg sieht anders aus.Staatliche Kaufanreize sollen die Wende bringen, doch kein öffentliches Wort zur Frage, wie hoch diese sein sollten.
    Die Autohersteller hoffen auf eine Entscheidung der Bundesregierung noch in diesem Jahr und sie machen klar, dass es zusätzliches Geld für die E-Mobilität geben müsse.