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Deutsche Bahn
Werkschließungen bedrohen Hunderte Jobs

Die Beschäftigten der Deutschen Bahn sind beunruhigt: Der Konzern plant die Schließung zweier eigentlich rentabler Werke. Etwa 570 Mitarbeiter wären davon betroffen. Die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG ist alarmiert und fordert die Einberufung eines "Schienengipfels".

Von Wolf-Sören Treusch | 10.12.2014
    Der Deutsche-Bahn-Tower in Berlin mit dem DB-Logo in rot
    Neben den Werksschließungen stand bei der heutigen Aufsichtsratssitzung die neue Strategie für den Fernverkehr auf der Tagesordnung. (picture-alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Weckruf am Morgen: Knapp 100 Mitglieder der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG protestieren vor dem Bahntower am Potsdamer Platz. Ihr Unmut richtet sich gegen die geplanten Werksschließungen des Konzerns. Angela Dittrich, Betriebsratsvorsitzende in einem der beiden betroffenen Werke, im sächsischen Zwickau, versteht die Welt nicht mehr:
    "Kleiner werden, optimaler werden, jetzt sind wir klein und optimal, und jetzt drehen sie den Hahn zu. Ich finde das eine riesengroße Sauerei."
    Etwa 570 Beschäftigte wären betroffen, wenn die Werke in Zwickau und Eberswalde geschlossen würden. Und das, obwohl beide laut Gewerkschaftsangaben schwarze Zahlen schreiben. EVG-Chef Alexander Kirchner, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn, hält die Maßnahmen für nicht gerechtfertigt:
    "Herr Dobrindt hat sich noch im Frühjahr hingestellt und hat gesagt, dass bis 2025 der Anteil des Schienengüterverkehrs um 47 Prozent gesteigert werden soll, gleichzeitig mustert die Bahn aber 30 Prozent der Wagen aus, das passt nicht zusammen, und deshalb brauchen wir erst mal mehr Schienengüterverkehr, und wenn das passieren würde, dann hätten wir nicht 30.000 Wagen weniger, sondern mehr, und damit könnte auch dieser Standort und andere Standorte gesichert werden, darüber hinaus sind wir der Auffassung, dass die Zahlen, die der Vorstand zur Grundlage für seine Berechnungen gemacht hat, falsch sind, dass es Verlagerungen für Instandhaltung ins Ausland geben soll, all das kritisieren wir und das fordern wir ein, dass auch das überprüft wird."
    EVG: "Es ist an der Zeit für einen Schienengipfel"
    Die Forderung der Gewerkschaft ist ein Thema auf der heutigen Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht die neue Strategie im Fernverkehr. Gewerkschaftsboss Kirchner ist überzeugt: Es muss und es wird Veränderungen geben.
    "Wenn der Schienenfernverkehr so weitermacht wie bisher im Wettbewerb auch zum Fernreisebus, werden sie erleben, dass wir in Jahren immer weniger Schienenfernverkehr haben und dass er teurer wird für die Menschen. Und deshalb glauben wir, dass es an der Zeit ist, einen Schienengipfel zu machen, das heißt alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, die Eisenbahnverkehrsunternehmen, das ist ja nicht nur die Bahn AG - auch die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen sind von dieser Politik betroffen, Interconnex wird eingestellt - um zu überlegen, wie wir aus dieser Sackgasse rauskommen. Die Sackgasse heißt weniger Arbeitsplätze, Schließung von Standorten, und heißt weniger Verkehr auf der Schiene."
    Wie es in Zukunft weitergeht mit der beliebten Bahncard, darauf wird die heutige Aufsichtsratssitzung keine Antwort geben. Bis zum Frühjahr 2015 hat der Bahn-Vorstand Zeit, konkrete Vorschläge zur Reform der Bahncard vorzulegen. Den Beschäftigten in Eberswalde und Zwickau kann das egal sein. Sie kämpfen weiter um ihre Arbeitsplätze.
    "Mein Ziel ist einfach, dass man sich an einen Tisch setzt und vernünftig noch mal redet."