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Deutsche Bands in Afghanistan
Spaß in Afghanistan? Ein erstes Fazit (6/6)

Abschied von Camp Marmal in Afghanistan und den dortigen Soldaten: Ein Abenteuer sollte es werden, ohne politische Botschaft. Jetzt ist die Band "The Bite" Ehrenmitglied der Rettungsflieger.

04.01.2014
    Das Camp Marmal in Afghanistan.
    Das Camp Marmal in Afghanistan. (Deutschlandradio / Axel Rahmlow )
    Stefan bringt die Band noch zu ihrem Wohncontainer zurück. Zu Fuß laufen sie über den Flugplatz, die Militärtransporter stehen schon bereit. Gabriel geht ein Gespräch mit einer Soldatin nicht aus dem Kopf, einer Rettungsassistentin.
    "Die hat mir erzählt, dass sie schon wöchentlich schwere Gefechtsverletzungen behandeln, rausfliegen und ihr eigenes Leben riskieren, das beschäftigt mich sehr."
    Nadine geht es ähnlich: Sie wollte wissen, wie die Soldaten den Einsatz in Afghanistan erleben. Sie hat mehr erfahren, als sie geglaubt hat.
    "Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen so offenherzig sprechen und sagen, wie sie sich fühlen und dass sie in gewissen Situationen Angst haben. Das war für mich sehr emotional, gerade die Ambivalenz zwischen Leben und Tod und dem Menschen, der dahinter steht."
    Am Container wird Stefan von allen umarmt. Und dann noch mal umarmt. Ein paar letzte gemeinsame Lacher, dann verschwindet der Pilot auf der langen Hauptstraße von Camp Marmal. Abschiedsstimmung kommt auf - im Krisenland. Spaß in Afghanistan. Party im Militärlager. Gabriel und Oli sehen darin keine Widersprüche.
    Oli: "Man vergisst, dass ringsherum Krieg herrscht und die Leute Sorgen haben. In diesen Momenten kann man es ausblenden." Gabriel: "Und die Leute sind gut drauf, es ist nicht so, dass die immer ein langes Gesicht machen, weil sie um ihr Leben bangen. Die haben einen Weg, damit umzugehen. Deswegen ist es für mich kein Widerspruch, die Tatsache hier in diesem Camp zu sein, wo Krieg geführt wird. Und gleichzeitig eine ausgelassene Party zu feiern."
    Chris guckt noch mal Stefan hinterher. Ein Abenteuer sollte es werden, ohne politische Botschaft. Jetzt sind sie Ehrenmitglieder der Rettungsflieger. Verbrüdert mit Piloten und Ärzten, die ihr Leben riskieren. Aber das tun auch die Soldaten, die an Maschinengewehren sitzen und im Notfall den Weg freischießen müssen.
    "Und in diesem Konfliktfeld bewegen wir uns im Moment. Hier die Menschen, die ihr Leben riskieren. Hier der Krieg, der um mal vorsichtig zu sprechen, nicht mehr sinnvoll erscheint. Das sind gedankliche Prozesse, die bei uns allen gerade ablaufen."
    Zeit genug dafür haben sie erst mal. Bis Nadine, Oli, Chris und Gabriel wieder zu Hause am Bodensee sind, wird es späte Nacht in Deutschland sein. In Afghanistan geht dann schon wieder die Sonne auf.