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Deutsche Bank
Kleiner Gewinn, großzügige Boni

Die Deutsche Bank schreibt erstmals seit 2014 unter dem Strich wieder schwarze Zahlen. Davon profitiert auch die Vorstandsetage mit millionenschweren Boni. Top-Verdiener in der Führungsriege der Bank war allerdings nicht der Chef, sondern der Ex-Chef, dank einer Abfindung von knapp 8,7 Millionen Euro.

Von Brigitte Scholtes | 22.03.2019
John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, steht während einer Pressekonferenz des Finanzinstituts in Frankfurt am Main auf dem Podium.
John Cryan hat gut lachen. Nach nicht einmal drei Jahren an der Spitze der Deutschen Bank kassiert der Ex-Chef eine Millionen-Abfindung. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
Boni in Höhe von 1,9 Milliarden Euro schüttet die Deutsche Bank für das vergangene Geschäftsjahr an ihre etwa 90.000 Mitarbeiter aus, 400 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Dass überhaupt Boni gezahlt wurden, das hatte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bei der Bilanzvorlage Anfang Februar verteidigt: "Eins ist klar, dass wir auch weiterhin wettbewerbsfähig zahlen werden, und natürlich werden die Leistungen so bezahlt, wie sie erbracht worden sind."
So gab es auch 2018 noch 643 Einkommensmillionäre bei der Deutschen Bank. Das könne man so handhaben, meint Philipp Häßler, Analyst von Pareto Securities. Er ist aber skeptisch: "Das ist mit Sicherheit ein Grund, dass man kompetitiv zahlen muss, weil man sonst die Angst hat, dass die Mitarbeiter zur Konkurrenz gehen. Allerdings kann man es natürlich kritisch sehen, warum ein Unternehmen, das so gut wie keine Rendite aufs Eigenkapital erzielt, so hohe Boni zahlen muss."
Investmentbanking-Chef Ritchie Spitzenverdiener
Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bank zum ersten Mal nach 2014 wieder einen Gewinn eingefahren von gut 340 Millionen Euro. Anders als in den drei Jahren zuvor verzichtete der Vorstand für 2018 jedoch nicht auf seine variable Vergütung. Christian Sewing, der im April erst den Vorstandsvorsitz übernommen hatte, erhielt eine Gesamtvergütung von sieben Millionen Euro. Er war aber nicht der Spitzenverdiener im Vorstand. Das war mit fast neun Millionen Euro der Chef des Investmentbanking, Garth Ritchie.
Cryan kassiert Abfindung von 8,7 Millionen Euro
Schließlich flossen auch noch Abfindungen an die Vorstandsmitglieder, die im vergangenen Jahr die Bank verlassen hatten, davon strich Sewings Vorgänger John Cryan neben seinem Gehalt von 1,9 Millionen Euro noch eine Abfindung von 8,7 Millionen Euro ein. Das alles dürfte bei den vielen Arbeitnehmern der Bank schlecht ankommen, die wegen der möglichen Fusion mit der Commerzbank um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen.
Bis zu 30.000 Jobs stehen auf der Kippe, denn der Hauptsinn einer Fusion wären Kostenersparnisse. Deshalb könnten womöglich 500 Filialen geschlossen werden, will die Bild-Zeitung erfahren haben. Eine Zahl, die Analyst Häßler für realistisch hält: "Egal, wo man hin schaut, in vielen mittelgroßen Städten sind meistens die beiden Filialen nebeneinander. Insofern wäre es nur logisch, dann zu sagen, man schließt eine dieser beiden Filialen, insofern ist diese Zahl mit Sicherheit realistisch."
Großaktionär Blackrock nicht von einer Fusion überzeugt
Gut 1000 Zweigstellen betreibt die Commerzbank noch, etwa 500 die Deutsche Bank. Mit einem Zusammengehen könnte die Deutsche Bank aber womöglich auch auf einen Ertragsschub hoffen, denn die Commerzbank ist an der Börse nur knapp ein Drittel ihres Buchwerts wert. Deshalb könnte bei einer Übernahme ein sogenannter "Badwill" entstehen, erklärt Philipp Häßler von Pareto Securities: "Das ist letztendlich ein Gewinn, der dann bei den übernehmenden Unternehmen auftritt. Damit könnte man halt einen Teil der Restrukturierungsaufwendungen etc. finanzieren.
Die Frage ist wohl auch, ob die Aufsicht das so genehmigt." Trotz eines solchen Vorteils ist aber die weltgrößte Fondsgesellschaft Blackrock, die bei beiden Banken Großaktionär ist, noch nicht vom Sinn einer Fusion überzeugt.