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Deutsche Bank
Neuer Kurs: Sparen und schrumpfen

Investoren hatten vergeblich auf eine Zerschlagung der Deutschen Bank in eine Privatkunden- und eine Investmentbank gehofft. Die Deutsche Bank bleibt Universalbank, die heute präsentierte Strategie ist eher eine kleine Lösung.

Von Brigitte Scholtes | 27.04.2015
    Reinigungsarbeiten an einem Deutsche-Bank-Schriftzug über einer Filiale in Berlin.
    200 von 700 Filialen der Deutschen Bank sollen geschlossen werden. (picture alliance / dpa / Wolfram Steinberg )
    Sparen und schrumpfen - so kann man den neuen Kurs der Deutschen Bank kurz zusammenfassen. Schrumpfen, weil die Postbank abgestoßen wird und zudem 200 von 700 Filialen der Deutschen Bank schließen werden. Was das für die Mitarbeiter bedeute, das wollte Co-Chef Jürgen Fitschen heute noch nicht sagen:
    "Wir haben noch keine Entscheidung bezüglich der Personalmaßnahmen getroffen. Im Übrigen werden Sie Verständnis haben, dass solche Maßnahmen erst einmal mit den Vertretern der Mitarbeiter besprochen werden, bevor so etwas kommuniziert werden kann."
    Zukunft der Postbank ungewiss
    Die Mitarbeiter der Postbank haben zumindest bis Mitte 2017 Kündigungsschutz. Welche Zukunft aber die Postbank haben wird, das lassen die Manager noch offen, das primäre Ziel sei es, sie wieder an die Börse zu bringen, sagte Co-Chef Anshu Jain.
    Dazu sollen zunächst die noch verbliebenen Kleinaktionäre herausgedrängt werden, bisher hält die Deutsche Bank knapp 97 Prozent. Sollte es aber Übernahmeangebote von Investoren für die Postbank geben, dann werde man die natürlich prüfen. Klar aber sei auch, dass die Deutsche Bank in Deutschland verwurzelt bleibe, sagte Fitschen:
    "Unstrittig wird bleiben, dass Deutschland der Heimatmarkt mit einer besonderen Verwurzelung ist, was uns gewissermaßen schon von der Geburt an in die Wiege gelegt worden ist, das wird uns auch in Zukunft geleiten. Nicht überraschen wird Sie auch, dass wir angesichts unseres Netzwerkes in Asien und der dort vorhanden überragenden Wirtschaftsdynamik und der Größe einzelner Teilmarkte natürlich besonders engagiert vorangehen werden."
    Die Bank zieht sich bis 2020 aus sieben bis zehn Ländern von heute 70 zurück. Zudem will sie sich nur noch auf bestimmte Dienstleistungen konzentrieren. Und das trifft eben auch das Investmentbanking: Auch diese Sparte wird schrumpfen. Dem erhofften Kostenabbau von jährlich 3,5 Milliarden Euro gehen zunächst aber einmalige Kosten von 3,7 Milliarden Euro voran.
    In fünf Jahren aber solle die Deutsche Bank kosteneffizienter aufgestellt und besser finanziert sein. Die Gewinnziele aber schraubt das Management nach unten, dauerhaft rechnet es nur noch mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent. Im ersten Quartal sah es danach nicht aus, da reduzierten abermals Altlasten den Gewinn auf 544 Millionen Euro. Das war fast die Hälfte weniger als ein Jahr zuvor. Gründe für solche Gewinnreduzierungen sind auch die Strafen für Rechtsstreitigkeiten. Am Donnerstag erst war bekannt geworden, dass die Bank eine Strafe von 2,3 Milliarden Euro wegen der Libor-Zinsmanipulationen in den USA zahlen muss, Jürgen Fitschen gab sich einsichtig:
    "Was uns ganz sehr am Herzen liegt, ist was ganz Einfaches: Dass das was hier wahrgenommen wurde, nicht gleichzusetzen ist mit einer Haltung, die Sie dann in der Tat kritisieren möchten, so, dass wir der Aufklärung im Wege stehen. Es ist unser ureigenstes Interesse, diesen Prozess der Aufklärung schnellstmöglich zu einem Ende zu bringen."
    Fitschen muss sich von morgen an selbst vor Gericht verantworten: In München beginnt der Prozess um Betrugsvorwürfe im Kirch-Prozess. Heute Morgen sagte er:
    "Ich kann zu dem schwebenden Verfahren im Einzelnen nicht viel sagen, das wissen Sie auch zu würdigen. Ich habe die Zuversicht, dass das, was ich immer gesagt habe, sich vor Gericht validieren lässt, und das ist, dass ich keinen Grund dafür sehe, warum man diese Anklage gegen mich erhoben hat. Das habe ich von Anfang an gesagt, und vor dem weiche ich auch nicht zurück."