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Deutsche Bank
Sinnkrise und Gewinnsprung

Der überraschend hohe Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro im letzten Jahresquartal kann nicht über die existierenden Altlasten bei der Deutschen Bank hinwegtäuschen: die Kosten für laufende Rechtsstreitigkeiten. Deswegen hielt sich der Vorstand mit Äußerungen zur langfristigen Strategie zurück.

Von Brigitte Scholtes | 29.01.2015
    Von Angesicht zu Angesicht: Das war bisher immer Usus bei der Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Bank. Da stellen sich üblicherweise die acht Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank gut 100 Finanzjournalisten aus aller Welt. In diesem Jahr aber wird das erst im Frühjahr geschehen, wenn die Bank ihre Strategiediskussion beendet hat. Die Zahlen präsentierte man deshalb nur am Telefon - und auf der anderen Seite saßen nur die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain als auch Noch-Finanzvorstand Stefan Krause. Überraschend präsentierten sie einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro für das vergangene Jahr, eine Milliarde mehr als 2013. Und dafür gebe es verschiedene Gründe, sagte Fitschen:
    "Die operative Rentabilität unseres Kerngeschäfts ist nach wie vor stark; die Risikovorsorge im Kreditgeschäft lag deutlich niedriger. Niedrigere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten als 2013: Wir setzen alles daran, die verbleibenden Rechtsstreitigkeiten so schnell wie möglich zu einem Abschluss zu bringen. Wann es allerdings soweit sein wird, bestimmen nicht wir allein."
    Weil das so ist, durfte die Bank für Rechtsstreitigkeiten wie den Libor-Skandal noch nicht vollständig vorsorgen, sondern legte im vierten Quartal nur 200 Millionen Euro zurück. Da könnte also noch einiges folgen und die Bank kräftig belasten.
    Die Bank möchte eine Universalbank bleiben
    Ausgerechnet das Investmentbanking trug im vierten Quartal kräftig zum Gewinn, während der Bruttogewinn im Privatkundengeschäft um ein Viertel einbrach. Der Grund: Die Bank muss nach einem Gerichtsurteil wie einige ihrer Wettbewerber Bearbeitungsgebühren für Kredite erstatten. Co-Chef Anshu Jain könnte die neue Stärke des Investmentbanking zupasskommen, er verwies heute auf die gute Stellung der Bank weltweit in dieser Sparte:
    "Im Investmentbanking sind wir unter den Top 5 und haben sogar den Abstand verringert zu den Spitzenpositionen und haben unseren amerikanischen Wettbewerbern Marktanteile abgejagt., im Privatkundengeschäft ist die Dynamik eine vollkommen andere. Deshalb sind auch die Gewinne in den USA ganz andere. Aber im Investmentbanking halten wir eine Spitzenposition, da haben wir uns unter den Top 5 behauptet."
    Doch Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus fairesearch hält diese Sparte immer noch für gefährlich:
    "Dem Investmentbankgeschäft darf man nicht nur die Gewinne zurechnen, die die Bank ausweist, sondern auch die Verluste, für die das Investmentbanking verantwortlich ist, die in der Bad Bank anfallen. Und wenn man die Zahlen zusammenzählt, dann hat das Investmentbankgeschäft im Gesamtjahr 2014 einen ganz kleinen Gewinn gemacht nach Verlusten 2012 und 2013."
    Die Bank möchte eine Universalbank bleiben, daran ließ Co-Chef Fitschen heute wenig Zweifel. Aber ob dazu weiter die Postbank gehören wird, das bleibt noch offen:
    "Was die Integration der Postbank angeht, gibt es keinen Grund, von den Initiativen abzuweichen, die wir eingeschlagen haben. Die werden konsequent fortgesetzt. Denn es gibt keine Entscheidung in unserem Strategieprozess, wie wir schon mehrfach betont haben."
    Viel Konkretes war also heute nicht zu vermelden zur Strategie, nur dies zum Heimatmarkt Deutschland:
    "Anshu hat gesagt, es war ein Eckpfeiler, und ich kann ergänzen: Es wird auch einer bleiben. Punkt, aus."