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Deutsche Bischofskonferenz
Kardinal Marx ist neuer Vorsitzender

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist auf der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Münster zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Der 60-Jährige löst Robert Zollitsch ab, der das Amt seit 2008 innehatte.

12.03.2014
    Reinhard Kardinal Marx lächelt vor einer verzierten Holz-Glas-Tür in die Kamera
    Reinhard Kardinal Marx nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (dpa / Rolf Vennenbernd)
    Der aus Westfalen stammende Marx wurde 2008 Erzbischof von München-Freising. 2010 nahm ihn Papst Benedikt XVI. ins Kardinalskollegium auf. Er ist unter anderem Vorsitzender der Kommission für Gesellschaftliche und Soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident der EU-Bischofskommission COMECE.
    Papst Franziskus berief ihn im April 2013 mit sieben weiteren Kardinälen in eine Kardinalsgruppe, die den Papst bei der Leitung der Weltkirche berät. Erst am vergangenen Samstag übertrug ihm Franziskus die Aufgabe eines Koordinators des neuen vatikanischen Wirtschaftsrates.
    Reinhard Marx wurde 1953 in Geseke geboren und studierte Theologie und Philosophie in Paderborn, Paris, Münster und Bochum. 1989 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt weihte Marx 1979 in Paderborn zum Priester, 1996 folgte die Bischofsweihe. Nach seiner Tätigkeit als Weihbischof im Erzbistum Paderborn wurde er am 20. Dezember 2001 zum Bischof von Trier ernannt.
    In einem Gottesdienst vor der Wahl sprach sich der Theologe für eine stärkere Verkündigung der christlichen Botschaft aus. Evangelisierung sei die große Herausforderung für die Kirche heute, sagte er in Münster. Dabei gehe es nicht um eine Veränderung von Glaubensinhalten oder eine Anpassung an den sogenannten Zeitgeist. Wichtig sei eine neue Schwerpunktsetzung auf das Zentrum des Glaubens.
    Marx galt als Favorit
    Marx war schon vor sechs Jahren für das Amt im Gespräch gewesen. Der 75-jährige Zollitsch hatte den Vorsitz aus Altersgründen abgegeben. In seine Amtszeit fiel der Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche. Als der Skandal im Januar 2010 Deutschland erreichte, war Zollitsch vor allem als Krisenmanager gefragt. Angestoßen durch den damaligen Leiter des Berliner Canisiuskollegs, den Jesuitenpater Klaus Merts, kam es zur Aufdeckung zahlreicher Fälle sexualisierter Gewalt in kirchlichen Einrichtungen durch Geistliche. Die deutschen Bischöfe reagierten mit einer Verschärfung der "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch" und erstellten ein Konzept zur Entschädigung von Opfern. Zollitsch bestellte den Trierer Bischof Stefan Ackermann zum Missbrauchsbeauftragten.
    Um dem massiven Vertrauensverlust, den die katholische Kirche infolge des Missbrauchsskandals erlitt, etwas entgegensetzen, initiierte Zollitsch im Herbst 2010 einen bundesweiten Gesprächsprozess zwischen Kirchenleitung und Laien. An diesen Prozess wird Reinhard Marx nun anknüpfen können, er soll noch bis zum Jahr 2015 weitergehen.
    Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat vor allem repräsentative Aufgaben und vertritt die Bischöfe als Sprecher nach außen. Er wird für sechs Jahre gewählt. Neben Marx waren auch Rainer Maria Woelki aus Berlin sowie die Bischöfe Stephan Ackermann aus Trier, Heiner Koch aus Dresden und Franz-Josef Overbeck aus Essen Chancen auf das Amt eingeräumt worden. An der Wahl nahmen rund 60 Bischöfe teil. Das Treffen in Münster dauert noch bis Donnerstag.