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Deutsche Börse
Carsten Kengeter ist neuer Chef

Von Brigitte Scholtes | 01.06.2015
    Als Ende Oktober bekannt wurde, dass Carsten Kengeter heute die Nachfolge von Reto Francioni als Chef der Deutschen Börse antreten werde, da wussten viele Händler mit dem Namen nichts anzufangen. Der 48-Jährige begann seine Karriere 1992 bei der britischen Bank Barclays, wechselte fünf Jahre später zu Goldman Sachs in Frankfurt und London und schließlich in Hongkong. 2008 dann kam er zur schweizerischen UBS, wurde dort oberster Investmentbanker.
    Doch dann stürzte er dort über einen Skandal: Ein Händler hatte die schweizerische Großbank mit betrügerischen Zockereien um 2,3 Milliarden Dollar gebracht. Dennoch glaubt die Finanzwelt daran, dass er der Richtige sein könnte für die Führung der Deutschen Börse. So meint Carsten Sommerfeld vom Handelshaus Tradegate: "Er hat eine steile Karriere hinter sich, ist eben über diesen Vorfall bei der UBS dort zu Fall gekommen oder gescheitert und hat das Unternehmen verlassen. Bis dato hatte er aber einen glänzenden, einen steilen Karriereweg hinter sich, und ich gehe davon aus, dass er für die Deutsche Börse hier auch die Weichen richtig stellen wird."
    Gut vernetzt in Asien
    Die Deutsche Börse könnte nicht nur von seinen Erfahrungen in der Bankenwelt profitieren, sondern auch von seiner letzten Tätigkeit: Da hatte er sich an der London School of Economics als Gastprofessor mit regulatorischen Eingriffen in die Finanzmärkte beschäftigt. Genau das könnte für die Deutsche Börse wertvoll sein. Denn weil die Politik immer mehr Handelsgeschäfte auf transparente Plattformen bringen will, könnte die Deutsche Börse davon profitieren. Zudem ist Kengeter, der auch ein wenig Mandarin spricht, gut vernetzt in Asien. Und da liegt ein weiterer Fokus der Strategie der Deutschen Börse, die Kengeter fortsetzen dürfte.
    Reto Francioni jedenfalls hatte sich vor einigen Wochen zuversichtlich gezeigt, dass die Amtsübergabe reibungslos funktionieren werde: "Wir haben sicher soviel Zeit und auch ein so persönliches Verhältnis, dass wir da einen sauberen Know-How-Transfer machen können." Die üblichen 100 Tage werden die Aktionäre Kengeter wohl noch geben. Dann aber dürften sie von ihm Details erhoffen, welche Akzente er setzen will.