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Deutsche Exportwirtschaft
Konkurrenz aus Fernost steigt

Als Mitbewerber machen die Chinesen deutschen Unternehmen auf den Märkten weltweit immer mehr und ernsthafte Konkurrenz. Der DIHK und die German Trade and Invest analysieren in einer Umfrage diesen Trend - deutsche Unternehmen sehen sich demnach durchaus gut gerüstet.

Von Johannes Kulms | 14.12.2015
    Ein Arbeiter prüft ein Solarpanel auf einem Feld im chinesischen Hami.
    Chinesische Firmen konkurrieren immer mehr auch im anspruchsvollen Sektor. (AFP)
    Für Jürgen Friedrich, Geschäftsführer von Germany Trade & Invest, kurz GTAI, steht eines fest:
    "Der Profiteur der Globalisierung ist China."
    Eine Entwicklung, die auch deutsche Firmen zu spüren bekommen – die freilich ebenso sehr häufig vom Welthandel profitieren. Für sie werden chinesische Unternehmen zu immer stärkeren Konkurrenten.
    240 deutsche Unternehmen mit Präsenz an acht ausländischen Standorten haben GTAI und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, DIHK, befragt. Mehr als jede vierte Firma sagt: Unternehmen aus China gehören zu den fünf wichtigsten Mitbewerbern. Und zwei Drittel der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Konkurrenz aus China in den nächsten fünf Jahren verstärken wird. Der Welthandel ist insgesamt gewachsen, betont DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Doch zeige die Umfrage ...
    "..., dass China sich einen enorm gestiegenen Anteil davon nimmt. Und dass bezogen auf den Gesamtkuchen der Anteil Deutschlands, aber auch anderen Industrieländer, dann in einzelnen Märkten und auch insgesamt am Welthandel deutlich gesunken ist."
    Chinas Anteil an Exporten steigt
    Chinas Weltmarktanteile an den Exporten sind zwischen 1990 und 2013 deutlich gewachsen – nämlich von 1,9 auf 11,7 Prozent. Der Anteil Deutschlands sank in derselben Zeit von 12,4 auf 7,7 Prozent. Laut der Befragung verzeichnen chinesische Firmen in allen Kernbranchen der deutschen Exporte Marktanteilsgewinne. Chinas Ausfuhren in der Elektronik waren im Jahre 2013 neun Mal so hoch wie die von deutschen Firmen. Auch bei der Elektrotechnik waren die chinesischen Exporte doppelt so hoch.
    In der chemischen Industrie, im Maschinenbau und in der Kfz-Industrie liegen deutsche Unternehmen noch vorne, aber chinesische Firmen haben in den letzten Jahren aufgeholt. Bisher seien chinesische Unternehmen vor allem im Niedrigpreissegment stark gewesen. Aber auch die mittlere Preisschiene werde immer attraktiver für Peking, so DIHK-Außenwirtschaftschef Treier. Die deutsche Wirtschaft sehe ihre Chancen woanders:
    "In der Qualität, in der Liefertreue, in der Anpassungsfähigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen an Kundenwünschen, im Service – das gilt insbesondere im Maschinenbau, wo der After-Sales-Service eine sehr hohe Rolle spielt. Und in der Produkthaltbarkeit."
    Für deutsche Unternehmen werde die Konkurrenz aus China in seinen Kernbranchen weiter steigen, sagen DIHK und GTAI. Denn in China steigen die Löhne, weshalb das Land versucht, neue Branchen mit höherer Wertschöpfung zu erschließen – zum Beispiel die Kfz-Industrie.
    Kooperationsmöglichkeiten ausloten
    Natürlich betreibe Peking eine andere Wirtschaftspolitik als Berlin – etwa durch flexible Finanzierungsinstrumente wie Exportkreditgarantien oder Staatsfonds. Für GTAI-Geschäftsführer Jürgen Friedrich besteht eine Handlungsempfehlung für deutsche Unternehmen darin:
    "Sich dann wirklich auch auf die Kooperationsmöglichkeiten sich noch stärker zu konzentrieren. Ich sehe da also durchaus noch erhebliche Möglichkeiten, dass wir realistischer und auch konkreter dann mit den Aktivitäten chinesischer Unternehmen in diesen Märkten befassen."
    Als Beispiel verweist Friedrich auf Chinas massive Investitionen in die Energieversorgung Äthiopiens. Dadurch steige zwar die Gesamtverschuldung des afrikanischen Landes. Doch entwickele sich Äthiopien durch die verbesserte Energieversorgung durchaus beachtlich hin zum produzierenden Gewerbe, so Friedrich.