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Deutsche Hochschule im Oman
Bildungsexport ins Sultanat

Neun deutsche Unis gibt es außerhalb von Deutschland - eine davon befindet sich auf der arabischen Halbinsel im aufstrebenden Sultanat Oman. Und obwohl die German University of Technology im Oman noch nicht einmal zehn Jahre existiert, hat sie bereits eine rasante Entwicklung hingelegt.

Von Antje Hoffmann | 28.01.2014
    Studierende stehen in der Mensa der German University of Technology im Oman.
    Studierende stehen in der Mensa der German University of Technology im Oman. (Antje Hoffmann)
    Die Geschichte beginnt mit zwei weisen Männern, erzählt der Rektor der Deutschen Universität im Oman, Prof. Michael Modigell. Im Jahr 2000 lernt der deutsche Archäologe Michael Jansen bei Forschungsarbeiten im Wüstenstaat Oman einen einflussreichen omanischen Scheich kennen, berichtet der Rektor: "Und es ergab sich, dass die beiden über Erziehung, über Ausbildung, über Bedürfnislagen hier im Oman gesprochen haben. Und Herr Jansen hat den Scheich dann nach Deutschland eingeladen und hat ihm die Universität in Aachen gezeigt. Und dann wird kolportiert, dass der Scheich gesagt hat: So eine Art von Universität hätte ich gerne im Oman."
    11.000 Euro Studiengebühren pro Jahr
    Jansen ist Professor an der RWTH, der Technischen Hochschule Aachen. Technisches Know-How wird auf der arabischen Halbinsel dringend gebraucht. 2007 wird die Idee der beiden Männer Wirklichkeit. Alles beginnt klein. Heute - sieben Jahre später - zählt die German University of Technology in Oman (GUtech) fast 1.000 Studenten. Der nagelneue 25.000 Quadratmeter große Campus liegt vor den Toren der Hauptstadt Muscat. Mittelpunkt des Haupthauses ist ein beeindruckendes Atrium. Alles ist in weiß gehalten - der großen Hitze der Wüstenregion wegen. Ein kreiselförmiger Wandelgang, aber auch Treppen und Fahrstühle führen zu den Etagen. Ganz oben, in der Bibliothek lernen gerade einige für den Abschluss des Vorstudiums. Einer erzählt: "Mein Name ist Marian, ich bin 18 Jahre und bereite mich auf meine Englisch-Prüfungen nächste Woche vor."
    Im so genannten Foundation-Jahr werden die Bewerber, die kein internationales Highschool-Diplom haben, in Naturwissenschaften und Englisch fit gemacht. Englisch ist Unterrichtssprache. Das eigentliche Bachelor-Studium dauert dann acht Semester. Marian will Geologin werden. Außerdem kann man an der GUtech Stadtplanung und Architektur, Informationstechnologie, Verfahrenstechnik, Maschinenbau, Umwelttechnik und Tourismus studieren. Die Studiengebühren betragen umgerechnet etwa 11.000 Euro pro Jahr. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, ein Stipendium zu bekommen. Über die Qualität der Ausbildung wachen die Aachener, erklärt Rektor Modigell. "In Form von Professoren und in Form eines Kooperationsvertrages, in dem festgelegt worden ist, dass die RWTH verantwortlich ist oder verantwortlich prüft, ob die GUtech die akademischen Normen, die in Aachen gesetzt sind, erfüllt."
    Die deutsche Uni in Muscat
    Die deutsche Uni in Muscat (Antje Hoffmann)
    GUtech als Sprungbrett für Absolventen
    2012 haben die ersten 30 Bachelor-Absolventen die GUtech verlassen. Arbeitslos blieb keiner. Einige fanden Jobs im Oman, andere machen gerade ihren Master an Hochschulen in Europa, auch in Aachen. Aber es geht auch andersherum. Der 20-jährige Markus von der RWTH ist gerade für ein Semester hier in Muscat. Ihn lockte nicht nur das Bildungsniveau der GUtech in den Oman: "Also ich hatte noch nie was zu tun mit der Kultur des Nahen Ostens. Auch nicht privat. Ich wollte da mal so einen gewissen Einblick gewinnen. Auch nicht getrübt von irgendwelchen Medienberichten oder so was. Und da fand ich Oman wäre da das optimale Land dazu, weil es eben politisch stabil ist, aber trotzdem sehr traditionell, sehr kulturell geprägt ist, nicht wie Dubai zum Beispiel und da dachte ich, wäre das eine gute Gelegenheit."
    Die 23-Jährige Rowa hat ihren Bachelor in Stadtplanung und Architektur gemacht - eine komplett neue Fachrichtung im Oman. "Das Studium war sehr interessant. Wir haben Vieles betrachtet, was im Oman bislang nicht diskutiert wurde, wie Urban Planning der Städte oder des Landes im Allgemeinen. Wir haben uns aber auch viele andere Städte angeschaut. Deutsche Städte wie Aachen, Städte der Golfregion aber auch weltweit, zum Beispiel New York. Aber es ist immer interessant zu überlegen, was könnten wir speziell für Oman entwickeln. Denn was wir brauchen ist etwas Eigenes, nicht eine Kopie von irgendetwas, was es schon gibt."
    Rowa trägt die schwarze Abaya und ein schwarzes Kopftuch und ist Forschungsassistentin an der GUtech. Das ist ganz normal im Oman, wo Frauen auch Ministerposten besetzen und an den Unis Studentinnen sogar in der Mehrzahl sind. Rowa will einen der ersten Masterstudiengänge an der GUtech belegen. In ein paar Jahren wird sie dann eine der ersten Architektinnen des Oman sein.