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Deutscher Lehrerpreis 2017
"Wenn was hängt, versucht er wirklich jedem zu helfen"

Wie ist eigentlich ein wirklich guter Lehrer? Die Schüler und Schülerinnen einer Mittelschule in Rothenburg haben die Frage für sich beantwortet: Sie nominierten ihren Lehrer Johannes Helgert für den Deutschen Lehrerpreis 2017. Und haben dafür sehr unterschiedliche Gründe.

Von Claudia Mrosek | 15.01.2018
    Mittelschullehrer Johannes Helgert von der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach, geehrt mit dem Deutschen Lehrerpreis in der Kategorie "Schüler zeichnen Lehrer aus". 2393276630_IMG_0380.JPG
    Spass daran, mit jungen Menschen umzugehen: Johannes Helgert erhält den Lehrerpreis in der Kategorie "Schüler zeichnen ihre Lehrer aus" (Deutschlandradio / Claudia Mrosek)
    Der 35 Jahre alte Lehrer Johannes Helgert gibt Deutschunterricht in einer achten Klasse der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule in Rothenburg. Das Thema "Bewerbungen schreiben" steht auf dem Stundenplan.
    "Jetzt geht es mir um das Anschreiben. Das ist quasi das erste Blatt, dass in der Bewerbung drinnen liegt, wie ein Brief. Und ich hätte jetzt eigentlich gerne, dass ihr euch für euch auf einem Blatt Papier Gedanken macht, was gehört denn in diesen Brief alles rein."
    "Ok, ich habe eine Frage: Wird das benotet?"
    "Nein, das wird auf keinen Fall benotet, weil wir ja erst mal anfangen mit dem Thema."
    Erklären ist eine seiner Stärken
    Die Idee, den Johannes Helgert per E-Mail für den Deutschen Lehrerpreis in der Wettbewerbskategorie "Schüler zeichnen Lehrer aus" vorzuschlagen, hatte Michelle Klaus aus einer Abschlussklasse des vergangenen Schuljahrs. Ein Grund für die 16-Jährige, den Pädagogen zu nominieren war:
    "Es geht ihm nicht darum, den Lehrplan einfach durchzubringen, sondern er möchte wirklich, dass wir das verstehen und wenn wir zum Beispiel ein Thema durchhaben im Januar und wir es im März vergessen haben, dass wir ihn trotzdem wieder fragen können und er es uns jederzeit wieder erklärt."
    Verständlich, ruhig und bildlich erklären ist eine der Stärken des schlanken, dunkelhaarigen Lehrers mit Brille und Bart. Ein Beispiel erzählt die ehemalige Schülerin Michelle Klaus.
    "Wir hatten Thema Karikatur und damit wir besser verstehen, was eine Karikatur ist, hat er gesagt, wenn es eine Karikatur von ihm gäbe, hätte er einen richtig langen Bart."
    Schüler schätzen seine Motivationsfähigkeit
    Monique Lehmann aus der Abschlussklasse, aus der die Bewerbung kam, schätzt vor allem die Motivationsfähigkeit des Mittelschullehrers.
    "Also er hat uns auch sehr selbstbewusst gesagt, ja, wir können das auch alles schaffen, wir schaffen das alle auch zusammen und das hat uns auch alle motiviert und wir konnten auch zu ihm gehen, und auch über unsere Zukunft mit ihm reden. Also wir haben ihm echt vertraut."
    Johannes Helgert, Lehrer der der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach, ausgezeichnet mit dem Deutschen Lehrerpreis 2017 in der Katgorie "Schüler zeichnen Lehrer aus".


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    Johannes Hergert unterrichtet Englisch, Deutsch, Arbeit-Wirtschaft-Technik und Sport (Deutschlandradio / Claudia Mrosek)
    Auch die Schüler der achten Klasse, die der gebürtige Nürnberger unterrichtet, sind voll des Lobes.
    "Cool halt."
    "Gibt halt wenig Hausaufgaben auf."
    "Ich find diese Unterrichtsart sehr entspannt, wenn was hängt, versucht er, wirklich jedem zu helfen, und das kann auch bei manchen die Noten retten."
    Johannes Helgert ist Lehrer aus Leidenschaft, Spaß macht ihm besonders der Umgang mit den jungen Menschen und ...
    " ... dass man immer was Neues erlebt und was mir besonders gut gefällt eben, und deswegen bin ich auch Mittelschullehrer geworden, dass man eine Klasse über eine lange Zeit hat und man kann da einfach nicht nur Wissen vermitteln, sondern einfach auch miterleben, wie sich ein Mensch entwickelt und einfach auf diese Entwicklung hin einen positiven Einfluss hat."
    "Zeigt mir eine Riesenwertschätzung"
    Er hat sich auch bewusst aus noch aus einem anderen Grund dafür entschieden, Mittelschullehrer zu werden.
    "Weil man da verschiedene Fächer, also ganz verschiedene Fächer studiert und dann hab ich in den Praktika, die man während des Studiums hat, festgestellt, dass mir das auch ganz viel Spass macht, mit jungen Menschen umzugehen und mir auch gedacht, dass das mit Sicherheit auch ein Stück weit jung hält, wenn man mit jungen Leuten zu tun hat."
    Natürlich freut sich Johannes Helgert riesig über die Auszeichnung, ein so beliebter Lehrer zu sein.
    "Ich freu mich aber eigentlich fast noch ein bisschen mehr, dass sich eine Klasse oder meine ehemaligen Schüler die Mühe machen, mich da vorzuschlagen, weil da hängt ja doch schon auch eine Menge Arbeit und das zeigt mir einfach eine Riesenwertschätzung."
    Manchmal ist der Lehrer-Beruf manchmal stressig, gibt er zu, aber:
    "Wenn ich mir Unterrichtsvorbereitungen und -nachbereitungen anschaue, die sind für mich eigentlich kein Stress, weil ich versuche, die so zu gestalten, dass ich im Schulalltag dann einfach keinen Stress hab."
    Das heißt zum Beispiel:
    "Ich schau eigentlich immer, dass die Schüler ganz viel eigenverantwortlich arbeiten. Ich arbeite viel im Wochenplan, ich arbeite viel in Projekten. Und das entlastet mir den Vormittag ganz viel und bringt mir auch den Vorteil, dass ich auch für jeden einzelnen Schüler viel Zeit habe. Dass heißt, wenn ich merke, jemand hängt in einem bestimmten Fach hinterher oder braucht einfach noch mal einen Input, dann kann ich mir die Zeit nehmen und sagen: Komm, wir setzen uns vorne ans Pult, ich erkläre dir das noch mal in Ruhe."
    Schulleiter Markus Heindl ist natürlich auch stolz auf seinen ausgezeichneten Pädagogen:
    "Weil er all das verkörpert, was für mich einen Mittelschullehrer auszeichnet und ich bin auch stolz, was unsere Schule betrifft, weil Mittelschule ja so gesellschaftlich immer ein bisschen an den Rand gedrängt wird und jetzt steht Mittelschule auch mal wieder im Mittelpunkt und das freut mich besonders."