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Deutsches Haus in Forbach
Sprachlos im Grenzgebiet

Im französischen Lothringen und dem Elsass sind Deutschkenntnisse bei jüngeren Menschen seltener geworden. Allerdings wächst der Bedarf an Arbeitskräften auf der deutschen Seite. Französische Kommunen bieten deswegen ihren Landsleuten einen neuen Service an: In Forbach haben sie ein Deutsches Haus errichtet.

Von Tonia Koch | 21.09.2015
    Das Maison de l'allemagne in Forbach liegt zentral, direkt gegenüber dem Bahnhof. Es verfügt über drei Räume, viele Regale mit Informationsbroschüren und natürlich die gute Seele des Hauses. Céline Laforge.
    "Ja, das stimmt, ein gewisser Druck lastet jetzt auf meinen Schultern."
    Zentrale Anlaufstelle
    Die Kommunalpolitiker der französischen Grenzkommunen haben die Einrichtung des Deutschen Hauses am 15. Juli regelrecht bejubelt. Denn es hat Jahre gedauert, bis die Gemeinden sich darauf verständigt hatten, eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen, an die sich die Tausenden von Grenzgänger wenden können.
    "Es war höchste Zeit. Bis jetzt habe ich das nicht so gebraucht, aber jetzt in der Rentenzeit, wo man die ganzen Papiere machen muss. Ich war schon drei Mal in Saarbrücken, also, der reinste Horror. Und da finde ich einen Partner, der Französisch spricht, ich kann zwar Deutsch, aber mir fehlen die Fachbegriffe."
    Das Haus ist auch für Deutsche von Interesse, die im französischen Grenzgebiet wohnen.
    "Wenn man als Deutsche hier auf die Ämter geht, die verstehen kein Deutsch, auch wenn sie es 1.000 mal gelernt haben, die verstehen es nicht. Und die junge Dame kann Deutsch und Französisch und die es dafür da, die Probleme aus der Welt zu schaffen, und das kriegt sie schon prima hin."
    Celine Laforge versteht sich in erster Linie als Vermittlerin, denn es gibt zahlreiche Institutionen, die gut funktionieren wie die europäische Arbeitsvermittlung Eures zum Beispiel oder diverse Bildungsnetzwerke, die Ausbildungsverträge neuerdings auch über die Grenze hinweg anbieten. Nur, wie finden, das sei noch immer ein Problem.
    "Wir wollen nicht die gleichen Sachen machen, sondern einfach ein Punkt sein, die Leute wissen, hier kann ich hingehen. Auch Eures, man weiß nicht, wo die sind, die muss man meistens per E-Mail kontaktieren, aber man kann nicht hingehen, eine Tür öffnen und jemanden finden."
    Die Vor-Ort-Präsenz zahlt sich aus. Nach schleppendem Beginn in der Ferienzeit konnte Celine Laforge in der ersten September-Woche bereits über 50 Kunden begrüßen.
    "Ich habe hier Papiere aus Deutschland, ich verstehe kein Wort. Ich möchte familienpolitische Leistungen beantragen und muss das Formular ausfüllen. Kindergeld, muss ich wissen, was geht da in Deutschland und in Frankreich."
    Vorteile für Grenzgänger
    Grenzgänger, die in Deutschland arbeiten und in Frankreich wohnen oder umgekehrt, können sich vielfach beide Systeme zunutze machen. Das Kindergeld ist ein gutes Beispiel, gezahlt wird immer der höhere Leistungssatz. Auch die deutschen Krankenkassen IKK und AOK haben das Maison de l'allemagne für sich entdeckt. Zwei Mal die Woche halten die Kassen Sprechstunden in Frankreich.
    "Die französischen Kunden aus unserer Nachbarregion sind uns sehr lieb und teuer. Und um es einmal offen zu sagen, das sind alles Arbeitnehmer, das heißt, statistisch gesehen bringt diese Versicherungsgruppe mehr Beitragseinkünfte als sie Leistungsausgaben verursacht. Und insofern kann man sich um diese Kunden durchaus kümmern. Sie sollen auch wissen, dass sie zu uns gehören."
    Siegfried Engel ist Grenzgänger Berater bei der AOK und weiß, was es heißt, wenn Arbeitnehmer sich in zwei unterschiedlichen Rechtssystemen bewegen müssen. Mal gelten die Regeln des Wohnsitzlandes und mal die Vorschriften des Arbeitslandes .Für 18.000 Beschäftigte, die tagtäglich von Frankreich ins Saarland pendeln, sei es wichtig, bestehende Hemmschwellen abzubauen.
    "Viele französische Arbeitnehmer sind froh, wenn sie für diese Auskünfte ein Heimspiel haben, wenn sie in der gewohnten Umgebung, auf französischem Territorium diese Auskünfte bekommen können."
    Bereits im Oktober wird das Deutsche Haus in Forbach personell aufgestockt.