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Deutschland bereitet sich vor

Klimafolgenforschung. – Bundesforschungsministerin Annette Schavan lud heute zum Klimagipfel nach Hamburg ein. Wirtschaft und Wissenschaft sollen eine Strategie erarbeiten, wie den Folgen der Änderung in Deutschland begegnet werden kann. Die Wissenschaftsjournalistin Monika Seynsche kommentiert die Konferenz im Gespräch mit Gerd Pasch.

03.05.2007
    Pasch: Was passiert denn da eigentlich auf der vom Bundesforschungsministerium organisierten Klimakonferenz?

    Seynsche: Hier sind 200 Vertreter aus Wissenschaft und aus der Wirtschaft und diskutieren darüber, welche Technologien man vorantreiben soll, welche Technologien man weiter erforschen soll, um einfach den CO2 Ausstoß in die Atmosphäre zu minimieren. Dazu haben sie sich hier getroffen in sechs Dialogforen. Da ist zum einen der Bereich Energie, dann Gebäude und Wohnen, Verkehr und Mobilität, weniger nahe liegend die Materialwissenschaften, die Land- und Forstwirtschaft und die chemische Industrie. Und in diesen Dialogforen werden zurzeit Impulsreferate gehalten, also Ideen vorgestellt von jeweils zwei Vertretern, einem aus der Wissenschaft, einem aus der Wirtschaft, die dann im Plenum diskutiert werden. Das sind jetzt keine brandaktuellen Forschungsergebnisse, oder ganz, ganz neue Technologien. Ein Beispiel ist zum Beispiel der CO2-freie Hochofen, das ist ein Forschungsprojekt, das vor zwei Jahren gegründet worden ist. Das sind also alles laufende Dinge, die aber jetzt konkret entweder vorangetrieben werden, oder nicht mehr vorangetrieben werden sollen.

    Pasch: Was ist denn das Ziel dieses Gipfels?

    Seynsche: Das Ziel ist im Prinzip der Zersplitterung in der Forschung entgegenzuwirken. Also die Forschung zu bündeln. Und da wurde eine Initiative heute vorgestellt, damit hat das BMBF zwar nichts zu tun, aber es schreibt sie sich gerne auf die Fahnen: das ist das deutsche Klima-Konsortium, DKK, das sich noch im Aufbau befindet, aber Anfang Juli gegründet werden soll. Das ist ein Zusammenschluss führender Klimaforschungsinstitute, da ist also das IFM-Geomar dabei, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung und viele andere führende Klimaforschungsinstitute. Aber auch wirtschaftswissenschaftliche Institute, sozialwissenschaftliche Institute, rechtswissenschaftliche Institute, die zusammen eine Arbeitsplatzform gründen wollen und der konkrete Ansprechpartner für Klimaforschung in Deutschland werden wollen.

    Pasch: Und viel Geld wird offensichtlich verteilt. Forschungsmittel in der Höhe von 255 Millionen Euro will die Bundesforschungsministerin in den kommenden drei Jahren ausgeben. Wer soll davon profitieren?

    Seynsche: Davon sollen einmal Forscher natürlich profitieren, das heißt, Grundlagen orientierte Klimaforschung soll gesponsert werden, zum anderen aber auch Entwicklung von Technologien, um CO2 einzusparen. Und Technologien, die zur Anpassung an den Klimaschutz dienen soll. Und davon profitiert natürlich auch die Wirtschaft, die war auch zahlreich vertreten heute. Also es waren Thyssen-Krupp, Degussa, BMW, Siemens, alle möglichen Wirtschaftsvertreter dort, die einfach erkannt haben, dass man in der Wirtschaft mit den Klimaschutz, mit der Anpassung an die Klimaveränderung einen Innovationsmotor für Deutschland hat, wo Deutschland ja in vielen dieser Technologien schon jetzt führend ist, weltweit führend ist. Und sie wollen einfach diese Stellung ausbauen, um schlicht und ergreifend damit Geld verdienen.

    Pasch: Gibt es auch einen Zeitplan, in dem die angesprochenen Projekte relevante Ergebnisse liefern sollen?

    Seynsche: Den gibt es. Heute um 17:00 Uhr will die Forschungsministerin zusammen mit den Vertretern die Ideen bündeln, eine Bilanzrede halten, um konkrete Ziele festzulegen, die dann über den Sommer hin in Vereinbarungen zwischen der Wissenschaft und der Wirtschaft münden soll. Das heißt, es soll wirklich konkrete Strategien geben, es soll dann nicht einfach nur ein Diskussionsforum sein, was irgendwie im Sand verläuft, sondern es sollen wirklich konkrete Ziele erarbeitet werden. Und dann soll es am 16. Oktober eine Folgekonferenz geben, auf der eine Hightech Strategie zum Klimaschutz gebildet werden soll, in der dann eben der genau gebündelt ist, was dann später in der Wirtschaft umgesetzt werden soll.