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Sexueller Missbrauch
Prozess gegen Ex-Jugendtrainer

Seit Dienstag muss sich vor dem Landgericht Freiburg ein Jugend-Fußballtrainer verantworten. Er soll Kinder in mehr als 20 Fällen sexuell missbraucht haben. Teilweise soll er die Taten fotografiert und dann im Internet verbreitet haben.

Von Andrea Schültke | 23.06.2020
Ein Schild mit der Aufschrift «Landgericht Freiburg»
Wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs von Kindern hat vor dem Landgericht Freiburg der Prozess gegen einen früheren Jugendtrainer von Fußballmannschaften begonnen. (dpa/Picture Alliance/Patrick Seeger)
Die Betroffenen: sieben Jungen, manche zur Tatzeit keine zehn Jahre alt. Von 2007 bis 2018 soll der Angeklagte die Taten verübt haben, als Jugendtrainer in mehreren renommierten Vereinen in der Region Freiburg. Teilweise haben die Kinder geschlafen, als der Beschuldigte sie an den Genitalien berührt und davon auch Fotos angefertigt haben soll.
Laut Anklage fanden die meisten Taten bei Übernachtungssituationen in Trainingslagern und beim Schwimmengehen statt. Außerdem soll der Beschuldigte in der Dusche eines Vereins eine Kamera versteckt und dort Bilder von nackten Jungen gemacht haben.
Hinweis aus den USA bringt den Fall ins Rollen
Ein Hinweis aus den USA brachte den Fall ins Rollen. Beim dortigen "National Center for missing and exploited children", (NCMAC), melden amerikanische Internetprovider, wenn sie hochgeladene Bilder von sexuellen Gewaltdarstellungen an Kindern entdecken. Der Angeklagte konnte identifiziert werden und über die Fotos auch die darauf abgebildeten jungen Fußballer. Diese sind heute zwischen 16 und 23 Jahren alt und sagten als Zeugen vor Gericht aus.
Sie seien geschockt gewesen, als sie die Fotos gesehen haben. Zum Teil hatten sie geschlafen und daher von diesen Übergriffen nichts geahnt, bis die Polizei ihnen im Rahmen der Ermittlungen die Fotos gezeigt habe. Bei Raufereiähnlichen Situationen habe der Angeklagte sie ebenfalls an den Genitalien berührt, aber sie hätten das mit zehn oder zwölf Jahren nicht einordnen können und als Spaß aufgefasst, schilderten die Zeugen. Bei einigen von ihnen hat sich der Angeklagte im Gerichtssaal entschuldigt.
Zuvor hatte der 31-Jährige unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Teilgeständnis abgelegt. Zwei der ihm vorgeworfenen Taten des schweren sexuellen Missbrauchs hat er dabei laut Staatsanwaltschaft nicht eingeräumt. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil könnte Anfang Juli fallen.