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Nach "March for Our Lives"
Emotionale Debatte über Waffengesetze in den USA

Hunderttausende Menschen haben in den USA beim "Marsch for Our Lives" gegen Waffen protestiert. Doch die Initiatoren bekamen auch Gegenwind. Sehr viele Amerikaner seien gegen die Verschärfung der Waffengesetze, hieß es aus dem republikanischen Lager. Und auch die Waffenlobby NRA ätzte gegen die Demonstranten.

Von Gabi Biesinger | 26.03.2018
    Emma González, Schülerin an der Stoneman Douglas High School, bei ihrer Rede auf dem "March For Our Lives" in Washington am 24. März 2018
    Emma González, Schülerin an der Stoneman Douglas High School, bei ihrer Rede auf dem "March For Our Lives" in Washington (imago/UPI Photo)
    "Schützt Kinder, nicht Waffen" oder "Wir sind der Wandel" stand auf den Pappschildern, die die Demonstranten in die Höhe reckten. Sie forderten unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren für Zivilisten und ein Mindestalter für Waffenkäufe von 21 Jahren.
    Und es war ein Gänsehautaugenblick, der um die Welt ging, als Emma Gonzalez, eine der Anführerinnen des Parkland-Protests dann minutenlang schweigend und leise schluchzend vor der unüberschaubaren Menschenge vor dem Kapitol stand, um zu verdeutlichen, wie lange der Attentäter am Valentinstag in ihrer Schule gewütet hatte. Nach knapp sechseinhalb Minuten waren 17 Menschen tot, und der Täter ließ sein Gewehr liegen.
    Landesweit gab es Hunderte Protestkundgebungen, etwa in Boston, New York, Chicago und Houston, in Los Angeles, Minneapolis, Nashville oder Seattle. Auch viele Prominente wie Paul McCartney oder Lady Gaga marschierten mit. Aber die Parkland-Schüler bekamen auch Gegenwind. In einigen Städten wie Salt Lake City in Utah oder in Boise in Indiana gab es kleinere Gegen-Demonstrationen. Und die Waffenlobby NRA positionierte sich in ihrem Fernsehsender NRA-TV gegen die Parkland-Schüler. Moderator Colion Noir mokierte sich über den historischen Marsch auf Washington:
    "Sie hassen Tötungsmaschinen. Aber hey, sie würden sicher nicht ihr Auto hergeben. Und sie hassen den Gedanken, dass Waffen Leben retten. Dabei ist der einige Grund dafür, dass wir heute ihre Namen kennen, der, dass die Waffen nicht schnell genug vor Ort waren."
    "Über Nacht wird sich sicherlich nichts tun"
    Marco Rubio, republikanischer Senator aus Florida, erklärte, im Gegensatz zu den Demonstranten seien sehr viele Amerikaner gegen die Verschärfung der Waffengesetze, auch wenn sie natürlich Massenschießereien verhindern wollten. Aber am zweiten Verfassungszusatz zu sägen, sei nicht der richtige Weg. Der ehemalige Senator von Pennsylvania, Rick Santorum, der 2012 für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen wollte, schlug den Parkland-Schülern stattdessen vor, für Notsituationen in der Schule lieber Erst-Hilfe-Kurse zu besuchen, statt Politiker aufzufordern, ihre Probleme zu lösen. John Kasich, republikanischer Gouverneur von Ohio, wünschte der Parkland-Bewegung dagegen einen langen Atem, bis mindestens zu den nächsten Wahlen im Herbst:
    "Diese Bewegung erinnert mich durchaus an Protestbewegungen, die die Politik geändert haben, aber sie müssen den Druck aufrechterhalten. Sonst sitzen die Gegner das untätig aus. Über Nacht wird sich sicherlich nichts tun. Aber wenn sich länger nichts tut, müssen die Untätigen bei den nächsten Wahlen zur Verantwortung gezogen werden."
    US-Präsident Donald Trump verpasste den Massenprotest in Washington und verbrachte das Wochenende in seinem Golfclub Mar a Lago in Florida. Er erwähnte die Demonstrationen mit keinem einzigen seiner Tweets. Trump hatte im Rahmen des Haushaltspakets am Freitag ein Gesetz unterzeichnet, das Hilfen für Schulen im Kampf gegen Waffengewalt vorsieht, sowie etwas schärfere Überprüfungen bei Waffenkäufen, die den Demonstranten aber nicht weit genug gehen. Das US-Justizministerium plant außerdem Schnellfeuervorrichtungen für Gewehre zu verbieten. Das US-Präsidialamt hatte darüber hinaus eine Erklärung herausgegeben in der es hieß, der Präsident begrüße es, dass so viele junge Amerikaner bei den Demos von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten.