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Taekwondo
Alizadeh will für Deutschland starten

Die Deutsche Taekwondo Union unterstützt den Wunsch der iranischen Kämpferin Kimia Alizadeh bei Olympia 2020 für Deutschland starten zu wollen. Die 21-jährige Iranerin war vor kurzem aus ihrem Land geflohen, weil sie sich dort unterdrückt fühlte.

Von Matthis Jungblut | 20.01.2020
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2016 gewann Kimia Alizadeh als erste iranische Frau olympisches Gold. (Carl Sandin / imago)
Es war ein Paukenschlag: Vor gut einer Woche setzte sich Taekwondo-Kämpferin Kimia Alizadeh nach Europa ab und erklärte, nicht mehr in ihr Heimatland Iran zurück zu wollen. Alizadeh ist nicht irgendeine Sportlerin – sie gewann als erste Frau eine olympische Medaille für Iran: 2016 in Rio de Janeiro. Vier Jahre später wendet sie sich gegen das iranische Regime und kritisierte Ausbeutung und Sexismus. Iranische Athletinnen würden zudem gedemütigt und ausgenutzt.
Taekwondo-Verband unterstützt Alizadeh
Mittlerweile ist Alizadeh in Hamburg und versucht in Deutschland Asyl zu beantragen. Ende der Woche läuft ihr Visum ab, bis dahin muss ihr Aufenthaltsstatus geklärt sein. Unterstützung bekommt sie dabei vom deutschen Taekwondo-Verband. Er hat ein Befürwortungsschreiben aufgesetzt, mit dem Alizadeh zu den entsprechenden Behörden gehen kann. Doch ein möglicher Start für Deutschland bei den Sommerspielen in Tokio ist unwahrscheinlich. Wenn der Iran seine Freigabe nicht erteilt, könnte sich der Nationalitätenwechsel noch deutlich in die Länge ziehen.
Mehrere iranische Sportler wenden sich ab
Der ehemalige Judo-Weltmeister Saeid Mollaei war im vergangenen Jahr ebenfalls geflüchtet. Er hatte öffentlich gemacht, dass er vom iranischen Verband gezwungen worden war, im Halbfinale absichtlich dem Belgier Matthias Casse zu unterliegen, um im Finale nicht gegen den Israeli Sagi Muki antreten zu müssen. Inzwischen hat der Weltverband IJF den Iran komplett gesperrt. Auch zwei Fälle im Schach hatten für Aufmerksamkeit gesorgt.
Der erst 16 Jahre alte Großmeister Alireza Firouzja trat bei der Schnell- und Blitzschach-WM Ende Dezember unter der Flagge des Weltverbandes FIDE an, da er sich einem Boykott des iranischen Verbandes widersetzte. Bei der Frauen-WM war Schiedsrichterin Shohreh Bayat unfreiwillig in den Fokus gerückt. Während des Turniers war sie in ihrem Heimatland wegen des angeblich zu laxen Tragens ihres Kopftuches angefeindet worden. Anschließend verzichtete sie als Reaktion sogar ganz auf das Kleidungsstück. Medienberichten zufolge will sie aus Angst vor Repressalien nicht mehr in den Iran zurückkehren.