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Die SPD bleibt im Keller

Gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl zeichnet sich ab, dass die Regierungsbildung schwierig werden könnte. Da die SPD in Umfragen weiter an Boden verloren hat, dürften sich in der Partei die Stimmen mehren, die eine Erneuerung in der Opposition fordern.

Von Volker Finthammer | 08.09.2017
    Plakate unterschiedlicher Parteien sind auf einer Wand in Hannover (Niedersachsen) zu sehen.
    Nach dem TV-Duell hat die SPD in Umfragen weiter an Boden verloren (dpa / picture alliance / Holger Hollemann)
    Der SPD dürfte nach den neuesten Zahlen von Infratest dimap im ARD Deutschlandtrend klar werden, dass nicht die Bundestagswahl 2013 der Maßstab für das erhoffte Wahlergebnis sein wird, sondern dass man sich an der Bundestagswahl 2009 wird orientieren müssen, als Frank Walter Steinmeier, aus der Großen Koalition heraus die Kanzlerin ablösen wollte.
    Am Ende landete die SPD bei 23 Prozent und dem historisch schlechtesten Ergebnis für die Sozialdemokratie. Als es im Jahr 2013 darum ging, die schwarz-gelbe Koalition abzulösen, konnten die Sozialdemokraten mit Peer Steinbrück mit 25,7 Prozent der Stimmen wenigstens einen Achtungserfolg erzielen.
    Bei der bevorstehenden Wahl könnte sich das Dilemma von 2009 gegebenenfalls noch deutlicher wiederholen. In dem neuen Stimmungsbild, das nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz erhoben wurde, kommt die SPD nur noch auf eine Zustimmung von 21 Prozent und verliert damit weitere zwei Prozentpunkte, während die Union stabil bei 37 Prozent liegt.
    AfD könnte größte Oppositionspartei werden
    Obwohl die CDU nicht zulegen konnte, hat doch die Kanzlerin in dem Duell mit ihrem Herausforderer Martin Schulz Zugewinne für das eigene politische Image verbuchen können. Mittlerweile würden wieder 54 Prozent der Bundesbürger Angela Merkel direkt ins Kanzleramt wählen, während dieser Wert vor dem Duell auf 49 Prozent abgesunken war. Martin Schulz würden unverändert nur 26 Prozent der Befragten direkt ins Kanzleramt wählen.
    Eine Große Koalition wäre dennoch problemlos möglich. Jedoch dürften auch in der SPD die Stimmen wachsen, die angesichts dieses möglichen Ausgangs eine Erneuerung der Partei in der Opposition verlangen. Dafür spricht noch ein weiteres Argument. Bleibt die SPD in der Regierung, dann könnte die AfD nach den Zahlen von Infratest dimap mit elf Prozent die größte der absehbar vier Oppositionsparteien werden und dadurch im Parlament immer als erste Partei auf die Regierung antworten dürfte. Die Linke, die FDP und die Grünen könnten mit zehn beziehungsweise neun, und acht Prozent diese führende Oppositionsrolle nicht einnehmen.
    "Jamaika" wohl nur rechnerisch möglich
    "Das wird interessant", sagt AfD-Chef Alexander Gauland im ARD Morgenmagazin. Alle Demoskopen sind sich zur Zeit unsicher, wie gut die AfD am Ende abschneiden wird und ob es da nicht tatsächliche ein Überraschungsmoment gibt, weil vor allem das Wahlverhalten in Ostdeutschland als schwer zu kalkulieren gilt.
    Rechnerisch wäre nach wie vor auch ein sogenanntes Jamaika-Bündnis von CDU/CSU FDP und Grünen möglich, wobei da die Widerstände in der CSU, der FDP und im linken Flügel der Grünen noch erheblich sind. Die Hoffnung von CSU-Chef Horst Seehofer, dass es zu einem Comeback von Schwarz-gelb kommt, werden derzeit jedoch von keiner nach dem TV Duell erhobenen Umfrage erfüllt.