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Aus DeutschMobil wird Mobiklasse.de
Werbeaktion für die deutsche Sprache an französischen Schulen

Ganz konkreten deutsch-französischen Kulturaustausch betreiben zwei Programme für Schulkinder seit langen Jahren: In Deutschland können Französisch-Lehrer ein Team des FranceMobil in den Unterricht bitten, in Frankreich startete 2001 das DeutschMobil. Zur neuen Saison wurde DeutschMobil umbenannt in Mobiklasse.de und die Neuerungen in Paris vorgestellt.

Von Suzanne Krause | 04.09.2015
    Wanda Poitschke testet ihr neues Dienstfahrzeug. Ein funkelnagelneuer Mini-Transporter, auf dem in großen Lettern Mobiklasse.de steht. Die 25-Jährige, kurzes schwarzes Kleid, Tätowierung am Knöchel, stammt aus Chemnitz und gehört zum Lektoren-Team, das ab kommender Woche auf Tour durch französische Schulen gehen wird. Wandas Botschaft:
    "Deutsch und Deutschland ist cool, ist abwechslungsreich. Ja, Deutschland ist einfach bunt, kreativ und offen und gar nicht so streng, wie man es immer in den Köpfen der Franzosen oft findet."
    Der Kofferraum ist groß genug für all das Unterrichtsmaterial, das Wanda mitbringt.
    "Wir haben auf jeden Fall ganz viele Bücher, Bilder auch von Deutschland, dass die Kinder sich eine Idee machen können, wie es da so aussieht. Wir haben Musik, wir bringen ein bisschen Crow mit, verschiedene deutsche Bands, dass sie da mal rein hören können. Die Deutschlandkarte, natürlich, dass wir das auch mal zuordnen können. Genau. Und so versuchen wir mit den Kindern gemeinsam, Deutschland zu entdecken."
    Ganz in der Tradition des DeutschMobil, das erstmals 2001 an französischen Grundschulen den Deutsch-Unterricht lebendiger gestaltete. Beim neuen Programm Mobiklasse.de wurde das Lektoren-Team vehement aufgestockt - von vier Personen auf elf. Und zudem sind Wanda und ihre Kollegen nun nicht mehr nur in Grundschulen im Einsatz, erklärt Till Meyer. Er leitet die Föderation Deutsch-Französischer Häuser, Initiatorin des rollenden Deutsch-Unterrichts.
    "Jetzt wollen wir auch versuchen in Zukunft, in Berufsschulen zu gehen. Weil wir möchten, dass in Zukunft auch junge Leute an dem Austausch teilnehmen, die klassischerweise nicht daran teilnehmen. Also junge Auszubildende, Lehrlinge und so weiter."
    Das Programm, den Sprach-Unterricht mit deutschen Lektoren lebendiger zu gestalten, kommt sichtbar an. In Frankreichs Schulen liegt der Anteil derjenigen, die Deutsch lernen, bei über 15 Prozent.
    "Wir haben anfänglich Statistiken gemacht, wenn ein Lektor in die Schulen ging, konnte man feststellen, nach Befragen der Lehrer im nächsten Jahr, dass bei Deutsch als erste Fremdsprache die Zahlen um 25 Prozent stiegen. Und um 50 Prozent bei Deutsch als 2. Fremdsprache."
    Die Ausweitung und Aufstockung des neuen Programms hat auch einen politischen Hintergrund. Im vergangenen Frühjahr kündigte Bildungsministerin Vallaud-Belkacem Reformen auch beim Fremdsprachen-Unterricht an. Ab September 2016 sollen die bilingualen Kurse, in denen Deutsch und Englisch intensiv gepaukt wird, abgeschafft werden. Zwar sollen französische Kinder nun schon früher Deutsch-Unterricht erhalten, aber die Stundenzahl wird herunter geschraubt. Die Ankündigung sorgte für viel Wirbel: Deutschlehrer und Abgeordnete gingen so massiv auf die Barrikaden, dass die Ministerin als Schlichtungsangebot kürzlich eine Sonderbeauftragte ernannte. Derzeit klappert diese landesweit die Schul-Akademien ab, um für die Förderung des Deutsch-Unterrichts zu sensibilisieren, berichtet Marianne de Brunhoff vom Pariser Bildungsministerium.
    "In diesem Jahr haben die Bildungsministerin und der deutsche Beauftragte für den deutsch-französischen Kulturaustausch Olaf Scholz gemeinsam die Schirmherrschaft übernommen, bei Mobiklasse.de ebenso wie beim Programm FranceMobil, das jungen Deutsche für Französisch begeistern soll. In beiden Ländern gibt es den Willen, Schüler in Frankreich und Deutschland verstärkt an die Sprache des jeweiligen Nachbarlands heranzuführen."