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Dialyse
Das Leben mit der Blutwäsche

Rund 60.000 Menschen müssen in Deutschland pro Woche mehrmals zur Blutreinigung, zur sogenannten Dialyse. Das ist ohne Zweifel lästig, aber notwendig. Es gilt der Grundsatz: Dialysezeit ist Lebenszeit. Wie Patienten den Alltag meistern und Dialysen praktisch ablaufen, zeigt ein Fallbeispiel.

Von Mirko Smiljanic | 22.12.2015
    Ein junger Patient an der Dialyse im Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberswalde
    Ein junger Patient an der Dialyse im Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberswalde (picture alliance / zb)
    Rund 60.000 Menschen müssen in Deutschland pro Woche mehrmals zur Blutreinigung, zur sogenannten Dialyse. Das ist ohne Zweifel lästig aber notwendig. Es gilt der Grundsatz: Dialysezeit ist Lebenszeit! Wie Dialysen praktisch ablaufen, hat sich Mirko Smiljanic angesehen.
    Nierenzentrum Bonn, ein großer Raum mit sechs Krankenbetten. In jedem Bett liegt eine Patientin oder ein Patient, einige lesen, andere dösen vor sich hin, entspannte Atmosphäre. Wer hier liegt, kennt teilweise seit Jahren die Abläufe:
    "Es geht ins elfte Jahr."
    Erzählt diese Patientin, die seit mehr als einem Jahrzehnt drei Mal pro Woche für jeweils vier Stunden ihr Blut waschen lässt, "ja Dienstags, Donnerstags, Samstags"
    Ein Rhythmus, über den sie im Alltag nicht mehr nachdenkt, "Dialysezeit ist Lebenszeit", nach dieser Devise gestaltet sie ihr Leben. Wirklich spektakulär ist die Blutwäsche ja wirklich nicht. Die Patientin macht es sich im Bett bequem, ein Arzt legt einen Gefäßzugang, über den dünne Schläuche in eine gemächlich vor sich hinarbeitende Maschine neben ihrem Bett führen.
    "Die Maschine pumpt im Endeffekt das Blut über einen Filter, dieser Filter entfernt über eine Dialyseflüssigkeit die Gifte aus dem Blut in die Dialyseflüssigkeit, es werden Stoffe aus der Dialyseflüssigkeit in das Blut wieder reingegeben, sodass ein Ausgleich erfolgt und das Blut somit gereinigt wird."
    Dialysen können den Körper belasten
    Dr. Peter Raab leitet gemeinsam mit drei Kollegen das Bonner Nierenzentrum. Dreimal pro Woche kommen die Patienten für jeweils vier Stunden, schon organisatorisch macht dieser Rhythmus Sinn. Nur so kann sichergestellt werden, dass jeder einen Dialyseplatz bekommt, wenn er ihn braucht. Richtig ist allerdings auch, dass längere Dialysezeiten medizinische Vorteile haben.
    Sicherlich ist die längere Dialyse verträglicher für den Patienten als eine kurze Dialyse, in der wir die Werte zwar ausgleichen, aber es gibt Moleküle, die kann man nicht gut messen und die scheinen in einer zu kurzen Dialysezeit nicht adäquat herausdialysiert werden zu können."
    Drei Mal vier Stunden pro Woche, so Peter Raab, sei aber ein guter Kompromiss. Mit steigendem Alter, so die Patientin, strengen Dialysen immer mehr an:
    "Am Anfang war es auszuhalten, aber ich bin jetzt älter geworden und es dauert einfach länger, bis dass man sich wieder erholt hat, aber ich weiß, dass mir die Dialyse guttut."
    Auch Urlaubsreisen lassen sich organisieren
    Und ein weitgehend normales Leben möglich macht. Selbst Urlaubreisen lassen sich organisieren, "eigentlich war das bisher nie ein Problem, es gibt überall Dialysen und ich war schon bis Italien und habe da auch eine Dialyse gemacht, die Krankenkasse muss natürlich vorher genehmigen und man muss da anrufen bei der Dialyse, wann die Plätze frei sind."
    Das Buch ist fast ausgelesen, die Dialyse für heute geschafft.
    Um viertel vor eins bin ich angeschlossen worden, um viertel vor fünf wird die Nadel gezogen, dann muss man etwas drücken, damit das Blut nicht spritzt, das dauert so 20 Minuten, danach steht man auf und fährt nach Hause."